eigentlich Kurort Oberwiesenthal, zur Zeit aber Mühldorf am Inn
Hallo zusammen,
wir Freunde historischer Eisenbahn Mühldorf e.V. sind ja nicht nur begeisterte 218-Lokomotivführer, wir befassen uns ja auch mit der Geschichte der Maschinen und erhalten auch einige wichtige Sachzeugen dieser Baureihe, bzw. möchten anderen Eisenbahnbegeisterten die Technik näher bringen, aus der so eine Lokomotive besteht. So habe ich z. B.: als Autor die ganzen technischen und geschichtlichen Kapitel im aktuellen Sonderheft vom Eisenbahnkurier über die BR 218 geschrieben. Des weiteren konnten wir 2009 mit 218 348 ein Exemplar der 3. Bauserie von der DB Regio in Pflege nehmen. Unser Plan war es, das uns per Leihvertrag überlassene Fahrzeug optisch wieder in den Auslieferungszustand zurück zu versetzen. Als Farbe wurde der Farbton "altrot" angewendet (der purpurrote Farbton hätte wahrscheinlich besser gepasst, aber das altrot passt auch ganz gut, wie ich finde) Zunächst ein paar Daten der Lok:
Beheimatungen: Regensburg: 07.10.1974 bis 15.10.1975 Kempten: 16.10.1975 bis 11.12.1976 Mühldorf: 12.12.1976 bis 31.03.2008 Kempten: ab 01.04.2008
Lackierungen: altrot: 06.10.1974 bis 20.11.1989 orientrot: 21.11.1989 bis 03.05.2000 verkehrsrot: seit 04.05.2000
AW-Aufenthalte und REV-Daten: AW Nürnberg (NNX) - 06.10.1974 - Abnahme AW Bremen (HBX) - 21.11.1989 - B 3 AW Bremen (HBX) - 04.05.2000 - IS 703
bisher eingebaute Motoren: 12 V 956 TB 11 abgasoptimiert (MTU-Motor)
bisher eingebaute Getriebe: L 820 Brs-d (Voith-Getriebe)
sonstige technische Angaben: 36-polige Doppeltraktions- und Wendezugsteuerung Energieversorgung (Zugheizung) mit Hüllkurvenumrichter PZB 90 Zugfunk GSM-R
Die Arbeiten zogen sich über mehrere Jahre hinweg, da wir ja alle im Lokfahrdienst tätig sind und nur am Wochenende oder bei Urlaub Zeit bleibt, an ihr zu arbeiten. Hinzu kommt, das ich ja unsere 217 002+014 seit 2008 in persönlicher Pflege hatte und regelmäßig "waschen+striegeln+föhnen" (und polieren) angesagt war, damit diese wunderschönen Lokomotiven sauber fotografiert werden konnten. Auch der Dienst macht natürlich auf solch gepflegten Maschinen gleich doppelt Spaß, es war eine "saugeile" Zeit. Aber kommen wir nun wieder zur 218 348. In vielen Arbeitsstunden wurden Blecharbeiten, Schweißarbeiten, Schleifarbeiten usw. durchgeführt, etliche Liter Farbe gingen dabei drauf. Die Jalousien mussten dabei komplett auseinandergebaut, einzeln sorgfältig gereinigt werden, da sonst auf dem Aluminium die Farbe nicht richtig haften bleiben würde. Die Zierleisten wurden abgeschliffen und mit Schutzlack versiegelt. Gestern und an den davor liegenden Tagen konnten die letzten Restarbeiten durch andere Vereinsmitglieder abgeschlossen werden, am Nachmittag wurde dann nach Beendigung fast aller Beschriftungs-Arbeiten der Fotoapparat herausgeholt und das gute Stück noch mal abgelichtet, bevor es heute auf ihre letzte große Reise ging (alle Bilder vom 17.08.2013 BW Mühldorf):
Bild 1: da die Maschine aus Platzgründen unter freiem Himmel abgestellt werden musste, war sie Wind und Wetter ausgesetzt, daher ist leider der 2010-2011 aufgetragene Lack etwas stumpf. Der weißliche Belag an der 2. Jalousie ist auch eine Folge von Witterungseinflüssen, durch den sauren Regen wird das Aluminium, aus dem die Lüfterjalousien bestehen, abgelöst und ist außen als weißer Schlick sichtbar. Bild 2: Seitenschuß auf die Maschine. Auch, wenn der Lack etwas verblichen ist, finde ich, das sie doch eigentlich ganz gelungen ist, oder? Die Abgashutzen wurden (und werden) nicht mehr montiert, da sie erst in den 1980er Jahren entwickelt wurden. Bild 3: Teleschuß mit 135 Millimeter auf die Front. Ja, heute morgen verließ die Maschine Mühldorf, vielleicht für immer? Aber im Rottal, wo die BR 218 schon lange Jahre im Einsatz steht, wird sie als Denkmal sicher eine gute Figur machen.
und nun kommen wir zu den Bonusbildern:
Bild 4: im Sommer 2010 lief der Motor von 218 105 noch. Das Lokpersonal der Westfrankenbahn, dem ich damals beim rangieren im BW half, bedankte sich bei mir mit dieser Lokparade. 218 105+387 konnten nebeneinander aufgestellt werden und dann war eine Kalaschnikow ein Nichts gegen das klicken unserer Kameras Bild 5: im Sommer letzten Jahres fand in Korbach unter der Schirmherrschaft der Kurhessenbahn ein tolles Eisenbahnfest statt. Hier konnte 218 105 letzmalig im Einsatz erlebt werden, bevor ihr Dieselmotor aufgrund eines schweren Folgeschadens (der Motor ist bereits einmal massiv aufgefroren und wurde aufwendig wieder in Stand gesetzt) irreparabel kaputt ging. Bei den Euskirchener Eisenbahnfreunden, wo ich auch mitmische, gelang es uns am Morgen bei den Bahnhofskundefahrten in Korbach anlässlich der Vorbereitung zu den Führerstandsmitfahrten die 128 und 105 nebeneinander aufzustellen. Achim Bäcker von Raildesign Bäcker in Siegen hat mit seiner Arbeit wirklich tolles geleistet, und der Vorteil des Keramiklackes sollte sich noch am Abend des selben Tages herausstellen, denn es wurde ein Graffitti auf sie geschmiert, während wir vorn beim grillen saßen! Aber es war schnell wieder abgewischt ohne Rückstände. Korbach, 3.September 2012 Bild 6: Jens Kolbe fotografierte am 23.03.2008, 3 Tage nach ihrer Revision 218 387 im frischen purpurrot in Kassel. Die Lokomotive stellt für mich einen absoluten Leckerbissen dar, auch, wenn sie nie purpurrot war. Aber man sagen, was man will, es sieht einfach nur geil aus.
Aber was fasziniert uns denn so an den Lokomotiven? Ja, das Aussehen, zweifelsfrei. Die schööne, kantige Form. Und? Der Sound! Mein persönlicher Favorit ist der Dieselmotor MTU MA 12 V 956 TB 10. Ich war im Dienst auf den Lokomotiven nie untätig, auch die Mikrofone waren mit dabei. Und so konnte ich einmal am Güterzug 218 003+004 aufnehmen, TB 10 in Reinkultur... hört selbst: http://www.loksounds.eu/sounds/audio.php...&id=496&start=0