Gera. In einem sind sich Mieter und Vermieter einig: An einer Schlammschlacht haben beide Seiten kein Interesse. „Wir sind natürlich enttäuscht und waren sicher vom Zeitpunkt auch überrascht, doch respektieren und akzeptieren wir die Entscheidung“, sagt Steffen Pötzscher: „Wir müssen als Verein sehen, worauf wir unsere Kraft konzentrieren, wir wollen sie nicht in Streiterein sondern in die Suche nach einer Lösung stecken.“
Pötzscher ist am 30. Juni zum neuen Vorsitzenden der „Geraer Eisenbahnwelten“ gewählt worden und sah sich fast zeitgleich mit der wohl schwierigsten Situation der zehnjährigen Vereinsgeschichte konfrontiert: Der Mietvertrag des Vereins für die Nutzung von Standflächen im Lokschuppen des Historischen Bahnbetriebswerkes wurde gekündigt. Zum Jahresende.
Während es der Verein bei der Feststellung belässt, dass schon länger schwelende „Meinungsverschiedenheiten“ mit der Gebaco GmbH als Eigentümerin des Areals zuletzt zu groß wurden, erklärt deren Geschäftsführer Reinhard Hirsch, dass er sich die Entscheidung nicht leicht gemacht habe, es aber „gewichtige Sachgründe“ gab, „aufgrund derer sicher auch jeder andere Vermieter gekündigt hätte“. Dies im Detail öffentlich zu thematisieren, würde in der Sache aber keinen Nutzen bringen, so Hirsch.
Die Gebaco, erklärt der Geraer, der selbst einst auf dem Gelände als Schlosser arbeitete und viele Vereinsmitglieder als frühere Arbeitskollegen kenne, sei 2010 mit dem Ziel gegründet worden, das Gelände von der Deutschen Bahn zu erwerben. Das Unternehmen betreibt hier die Infrastruktur und vermietet Flächen an rund 20 Mietparteien, darunter die Eisenbahnwelten. „Seit 2011 haben wir drei Stände im Lokschuppen angemietet“, so Pötzscher. Zudem werde die Freifläche für zwei große Veranstaltungen im Jahr angemietet – Eisenbahnfrühling und Verkehrshistorische Tage.
Neben dem „Mietzins“ habe man als Verein über die Jahre auch viel zusätzliches Geld und unzählige Arbeitsstunden in das Areal investiert, sei es beim Beräumen des Geländes zu Beginn, sei es bei der Erneuerung des Lokschuppen-Daches oder beim Schließen von Gleislücken der Anschlussbahn. „Wir wollten das ja auch machen“, stellt Pötzschers Vorgänger Lars Naumann klar, der den Vorstand aufgrund seines Berufes freiwillig verlies. Man habe ja mit dem Vermieter ein gemeinsames Ziel verfolgt: Ein erlebbares Eisenbahnmuseum, das mit Festen, Sonderfahrten und Original-Exponaten in die Eisenbahngeschichte entführt. Diese Exponate, von denen ein Teil dem Verein gehört oder als Dauerleihgabe zur Verfügung steht, wurden mit viel Aufwand und Liebe aufgearbeitet.
Deshalb ist es für den Verein nun vordringlichste Aufgabe, ein neues Domizil zu finden, an denen die Loks und Wagen vor der Witterung geschützt sind. Also bestenfalls wieder mit Lokschuppen. „Wir haben zwar einige Alternativen ins Auge gefast, aber bis jetzt noch keine Lösung“, sagt Steffen Pötzscher. Sicher gebe es die Möglichkeit, den Fuhrpark oder Teile davon notfalls vorübergehend bei benachbarten Vereinen zu parken. Doch lieber will man so schnell wie möglich eine eigene neue Adresse finden, in Gera. „Das ist uns wichtig, weil die meisten von uns aus Gera kommen und wir uns, auch der Satzung nach, als Heimatverein verstehen.“ Deshalb auch sei man mit der Stadt zu dem Dilemma im Gespräch. Übrigens: Auf die Vereins-Sektion, die seit einer Weile die Rundfahrten mit den historischen Straßenbahnen des GVB verantwortet, habe die jetzige Entwicklung keinen Einfluss.
Reinhard Hirsch indes betont, dass das Historische Bahnbetriebswerk „unverändert als lebendiges Eisenbahnmuseum“ betrieben werden soll. Das Kulturhaus sei für private Veranstaltungen bereits sehr gut etabliert. Gerüchten über die Aufgabe des Betriebs oder gar den Verkauf des Grundstücks widerspricht er vehement. So gab es mehrere Anfragen von Dritten, ihre Lokomotiven künftig in Gera zu beheimaten und auszustellen. Mit zwei Interessenten liefen derzeit Gespräche mit dem Ziel einer grundsätzlichen Entscheidung bis Ende November.
Gleichwohl sei die Gründung eines neuen Eisenbahnvereins in Arbeit, den es auf dem Grundstück brauche, wie er sagt. Unter anderem für die Fortführung der etablierten Großveranstaltungen, die 2018 ausfielen. Grundsätzlich sei sein Ziel, das Bahnbetriebswerk als Versorgungs-, Besichtigungs- oder Übernachtungshalt für Reiseveranstalter der Bahntouristik zu etablieren. Er möchte themenbezogene Kooperationen zum Beispiel mit Geras Partnerstädten oder anderen Vereinen auf- und ausbauen. Zudem sei geplant, den Wasserturm langfristig zu sichern und zu nutzen. Hierfür müssten Weichen zur Mittelbeschaffung für die Sanierung gestellt werden, was wohl nicht ohne Spenden und Fördermittel zu schaffen ist.
verstehe ich das jetzt richtig: Die Gebaco kündigt dem derzeitigen Verein, der quasi alles abziehen muss, um einen neuen, geplanten Verein wieder reinzulassen, der Exponate von 3. ausstellt? So ein Käse...