2018 jährte sich mein persönlicher Einstieg in das Thema bzw. Hobby Eisenbahnfotografie zum zehnten Mal. Obwohl bei mir schon immer ein ausgesprochenes Faible für Eisenbahnen vorhanden war, eine noch zu DDR-Zeiten als „Stift“ erhaltene Modelleisenbahn befeuerte dies, brauchte es erst eine Ende 2007 angeschaffte Kompaktkamera für die ersten Schritte. Der ursprüngliche Grund für den Erwerb dieser mit bescheidenen Fähigkeiten ausgestatteten Knipse war allerdings nicht die Eisenbahnfotografie. Vielmehr sollte mein damaliges Intermezzo in Salzgitter anlässlich des Ingenieurpraktikums bei ALSTOM dokumentiert und mit Freunden und Kommilitonen, die es ebenfalls verstreut hatte, geteilt werden. In der Zeit habe ich tatsächlich noch intensiv Social Media genutzt, für mich heute schwer vorstellbar.
Zurück in Freiberg landete die Kamera erst einmal in der Ecke, aber bald dämmerte es mir, dass man doch vielleicht mal den einen oder anderen Zug fotografieren könnte. So zum Beispiel, als ich per Velo von Freiberg nach Meißen unterwegs war und sich im Triebischtal plötzlich die Schranken schlossen.
Mit einem Leerkessel von Rhäsa kommt 241 008 bei Robschütz durch das Triebischtal gerollt
Die Saat war gepflanzt und zaghafte Triebe sprossen im großen Sommerurlaub hervor. Dieser führte uns im kleinen, alten französischen Kleinwagen entlang der Mittelmeerküste bis nach Barcelona, einmal durch die Pyrenäen bis zum Atlantik und quer durch Frankreich zurück. Wirklich viele Fotos sind aber auch da nicht entstanden und über die Art und Weise der Motivwahl und –gestaltung kann ich heute im Grunde nur den Kopf schütteln, aber jeder muss bekanntlich klein und von vorne anfangen. Bei einer abendlichen Strandexkursion im Zwischenübernachtungsort Ceriale begeisterte mich die hier auf einem steinernen Damm trassierte Eisenbahnstrecke. Zwischen den Wassergängen hielt ich immer mal auf einen Zug drauf, aber nur bei einem war der komplette Zug im Bild, wenngleich mit „Mastschaden“
Ein Caimano schiebt einen von Savona kommenden Regionalzug(?) bei Ceriale in Richtung Imperia
Etwas später gelang mir während eines gar nicht mal so langen Aufenthalts am Bahnhof von Villeneuve-Loubet, wo wir unser Nachtquartier bezogen und gelegen an der Hauptstrecke zwischen Nizza und Marseille, sogar ein Foto, das ich heute wahrscheinlich gar nicht so viel anders machen würde. Dass ich den lokbespannten Verkehr vor und nach dem DoSto-TGV total verhunzte, stört mich im Nachhinein aber doch ein wenig.
Vor dem Hintergrund der imposanten Ferienanlage Marina Baie rauscht ein TGV durch den Haltepunkt Villeneuve-Loubet
Wie schon geschrieben stellte Barcelona unser südlichstes Ziel dar. Auch dort führte unsere, etwas chaotische, Stadttour an einem Bahnhof vorbei. Dabei handelte es sich um den Bahnhof Barcelona-França, der wie der Name bereits vermuten lässt, insbesondere für die in Richtung Frankreich ausgerichteten Strecken errichtet wurde. Ein kurzer Rundgang durch die Bahnsteighalle brachte einige Regionalzüge auf den kleinen Bildsensor.
Unter dem Namen Alaris betreibt AVE ergänzende Züge zum Hochgeschwindigkeitsnetz, 2008 wurden dafür die Pendolini der Baureihe 490 eingesetzt
Wieder in Deutschland angekommen, hatte das Eisenbahn(foto)virus große Teile meiner Selbst in Besitz genommen. Also ging es im damals noch gar nicht so sehr heimischen Freiberg immer mal wieder zum Bahnhof. Viel Sinnvolles ist dabei aber nicht heraus gekommen. Bald merkte ich, dass das Zugangebot recht eintönig ist und ein Gros der damaligen 612- und 143-Bilder wanderten irgendwann später in den elektronischen Rundordner, da sie mir mit steigenden Ansprüchen qualitativ minderwertig erschienen.
2008 trugen die RS1 der FEG noch das alte Corporate Design und von Gleis 4 konnte man alle 2h nach Zwickau abfahren, einen Stundentakt über Freiberg hinaus nach Dresden gab es nicht
So trug ich immer öfter die handliche Kamera mit mir. Auch Mitte November, als ich per Bahn einen Schulfreund in Darmstadt besuchte. Die Reise begann bei schönstem Wetter in Altenburg, meiner Primärheimat.
Bald dreifach historisch, Fahrzeuge und Bahnsteige sind es schon, die ASigs werden bald folgen
In Weimar wechselte ich in IC 2878 nach Frankfurt. Wenn ich mich recht entsinne war dies einer der gerade zahlreichen ICE-Ersatzzüge, welche aufgrund des Achsbruches bei Köln eingelegt wurden. Ein Ereignis, welches mir später indirekt ein recht umfangreiches wissenschaftliches Projekt einbrachte.
Heute wahrscheinlich noch genau so möglich - 120 159 fährt in den Bahnhof Weimar ein
Inzwischen war das zarte Pflänzchen Eisenbahnfotografie schon recht weit gediehen und es offenbarte sich an tristen und dunklen Novembertagen mehr und mehr, dass die vorhandene Kamera bei mangelhaften Lichtbedingungen schnell an das Ende ihrer technischen Möglichkeiten gelangt. Da half auch mehr Helligkeit durch einen ausgeprägten Wintereinbruch Ende November nicht viel.
Ein 612-Doppel steht im Schneegestöber zur Abfahrt nach Dresden bereit
Ich mochte damals anscheinend rote Schlussleuchten, 143 589 mit einer RB nach Zwickau
In der Adventszeit befasste ich mich ein wenig intensiver mit den Zusammenhängen zwischen ISO (der einzige verstellbare Parameter meiner Kamera), Blende und Verschluss und nicht weit danach ward der Entschluss gefasst vom wenig Gestaltungsmöglichkeiten bietenden und mit Weihnachtsgeld aufgebesserten Studentenkapital eine DSLR-Kamera zu kaufen, welche mich schließlich die nächsten 6 Jahre begleiten sollte. Aus dem Saatkorn war nun eine ausgewachsene Pflanze geworden, ein Hobby, dass ich zwar heut mitunter verfluche, aber im Prinzip zu keiner Sekunde missen möchte.
Ich wünsche allen eine besinnliche Weihnachtszeit und danke für die Aufmekrsamkeit