wer Interesse an historischen Abläufen im Rangierdienst in Dresden-Friedrichstadt hat, dem empfehle ich den obigen preisgekrönten Film anzuschauen (ca. 20 Min.), Zu finden unter Rangierer (1984)
Ich habe dort im Winter 1962 vier Wochen ausgeholfen als Hemmschuhleger, einen Tag Einweisung und dann gings los auf Posten 56. Damals wurden noch keine Schutzhelme und Schutzwesten getragen. Und die im Film gezeigten hydraulischen Schraubenbremsen am Gleis gab es auch noch nicht. Die wurden später eingebaut von einem schwedischen Firmenkonsortium (am klappernden Geräusch zu hören), waren aber sehr störanfällig und haben sich wohl nicht durchgesetzt. Damals für viel Devisen gekauft, liegen heute in großer Anzahl als Schrott herum.
Auch den Rangierfunk mit tragbaren Geräten gab es damals noch nicht, nur die Schlepplok und das Ablaufstellwerk waren mit Funk ausgestattet.
Das Einlegen eines zweiten Hemmschuhes in die zweite Achse des ersten Drehgestells (wie im Film gezeigt) war für den Hemmschuhleger schon große Kunst, gelang mir nicht immer.
Den im Film gezeigten Ablaufmeister (das ist der, der am Brechpunkt mit der Gabel die Wagenkupplungen aushängt), an den kann ich mich noch erinnern.
Hallo Auch in Zwickau gab es Kipphemmschuhanlagen in allen Richtungsgleisen, teilweise 2 Anlagen in ca 30 m Entfernung. Die jeweils 1. Anlage war i.d.R. 10- 20m nach dem gewöhlichen Auflegepunkt eingebaut. Im Gegensatz zu Dresden (Film) wurde in Zwickau der Hemmschuh generell auf Gleis gezogen. Im Film sieht man dies nur einmal ganz kurz im Hintergrund, ansonsten wird ja im Film der Hemmschuh immer "gestossen". Könnte mir vorstellen, daß das ziehen einfacher war. Ich hatte eigenlich keine Problem den "Latsch" ins Drehgestell zu bekommen. Bescheuert war nur Gl 377 - Sammelgleis Rotpunktwagen nach Schwarzenberg - dort lagen dann auch immer reichlich Wagenrücker (Brechstangen). Die Wagen sind dir dort nämlich fast planmäßig auf den Latsch stehen geblieben, egal wie fix man war. Kipphemmschuhe in den Richtungsgleisen waren eine "Spezialität" der Gefällebahnhöfe und somit sind medial Informationen nur sehr, sehr dünn gesät. Hab ein Bild von einen Kipphemmschuh in "Taschenlexikon Rangierdienst" gefunden.
Übrigens: In Zwickau liegen noch 2 Kipphemmschuhanlagengerüste (Einbau ist im Schwellenfach) in den Büschen.
Weiteführend noch 2 you tube Hinweise: Rangieren - Bundesbahn Lehrfilm aus den späten 40ern b.z.w. frühen 50ern und: Topographie - der Nürnberger Rangierbahnhof
Hallo, danke für die Ergänzung. Diese Kipphemmschuhe gab es in einer etwas anderen Bauart auch, mit so einem Auswurfblech - ich glaube die nannten sich Büssing. Die wurden nur im Notfall vom Bediener der Balkenbremse gesetzt als zusätzliche Bremse hinter der Balkenbremse, wenns mal eng wurde. Es war nur eine Zwischenbremsung ohne Stillstand.
Die Abremsung zum Sillstand erfolgte in den Richtungsgleisen möglichst nahe vor den stehenden Wagen. Die Hemmschuhe wurden mit einem Haken aufgesetzt. Im Film sieht man alle mit diesem Haken herumlaufen, jeder hatte seinen eigenen indiviiduell zurechtgebogenen am Griff und am Haken und auch die Länge war unterschiedlich. Auch das brauchte Übung mit dem Haken in den Griff des Hemmschuhes zu fahren und diesen dann waagerecht auftzusetzen. Der Hemmschuh wurde - wenn nötig - mit etwss Schwung bergwärts gerutscht ( hiess aber nicht gestossen), Wenn der Wagen zum Halten kam, musste der Hemmschuh sofort entfernt werden ( mit dem Haken herausgezogen).Das ging, weil der Wsgen bergwärts etwas von der Hemmschuhsohle herunterlief. Wenn der Hemmschuh drin blieb, dann konnte es passieren, dass man ihn mit der Brechstange oder einem Eisen herausklopfen musste, wss sehr mühsam war. Das alles im Winter 1962 bei Saukälte, aber als Hemmschuhleger kommt man nicht ins frieren und man bleibt schlank. Gruss vom Bärenteich