hier kommt etwas verspätet der Reisebericht von unserem Sommerausflug.
Auch wenn das 9-Euro-Ticket im Sommer 2022 viele Eisenbahnreisen in Deutschland ermöglich hatte, ein schon traditionell gewordener schienengebundenen Sommerausflug auf die andere Seite des Erzgebirgskamms durfte nicht fehlen. Die Möglichkeiten des 9-Euro-Tickets wurden bei der Planung aber berücksichtigt.
Nachdem wir in den letzten Jahren viele Hauptstrecken vor allem im Bautzener Abteilwagen bereist hatten, rutschen mit deren fortschreitenden Ausscheiden aus dem Betriebsdienst nun mehr die Nebenstrecken in unseren Fokus. Schließlich gibt es noch einige Lücken auf der Streckennetzkarte, die geschlossen werden müssen. Auch kann man auf den Nebenstrecken die Nase noch mehr in den Fahrtwind hängen. So machten wir eine dreitägige Rundfahrt vorwiegend am offenen Fenster.
16.07.2022
Wir starteten unsere Rundfahrt entspannt am Samstagvormittag 10:13 Uhr in Chemnitz-Kinderwaldstätte mit der City-Bahn aus Mittweida. Diese nutzten wir für das kurze Stück bis Chemnitz Hbf. Nach dem Wechsel des Bahnsteiges setzten wir unsere Reise 10:30 Uhr mit der RB 74053 der Mitteldeutschen Regiobahn nach Dresden Hbf fort. Wir wählten die RB 30 zum einem wegen dem entspannteren Übergang im weiteren Verlauf der Reise und weil sie auf Grund des 9-Euro-Ticket gerade am Wochenende nicht so voll wie die RE 3 auf der Strecke waren. Der Zug war pünktlich unterwegs und erreichte 11:52 Uhr Dresden Hbf.
Wir wechselten zum Bahnsteig 13 und fuhren mit der S 1 (31731) 11:59 Uhr weiter ins Elbtal. Der Himmel über uns zog immer weiter zu und im Elbtal war aus dem Wagenfenster dann auf Grund des Niederschlages nicht viel zu sehen. Niederschlag, der wenige Wochen später in der sächsischen Schweiz herbeigesehnt wurde.
Drübe Aussichten aus dem Fenster auf das Elbtal.
Pünktlich 12:48 Uhr erreichten wir Bad Schandau. Hier hatten wir jetzt eine halbe Stunde Aufenthalt bevor unsere Reise weiterging.
Leise schlichen wir uns aus dem Zug….
DB 146 017 hatte uns nach Bad Schandau gebracht.
Wir wollten nicht den für uns klassischen Weg nach Tschechien das Elbtal weiter flussaufwärts nehmen, sondern bogen in Bad Schandau ab. Pünktlich kam die U 28 aus Děčín hl.n. eingefahren und setzte 13:18 Uhr ihre Reise mit uns durch das Sebnitztal nach Rumburk fort. Bis Sebnitz war ein DB Zugbegleiter an Bord. Das hatte ich bis jetzt auf der U 28 noch nie erlebt. Ab Dolní Poustevna übernahm dann sein Kollege von der ČD, so wie ich es kannte.
Bis Sebnitz nutzten wir das 9-Euro-Ticket, über die Grenze eine MPS-Ticket für 0,40 Euro/Person und ab Dolní Poustevna für die weitere Fahrt ein Oneticket. Wir fuhren bis Mikulášovice dolní nádraží und stiegen 13:55 Uhr aus. Mittlerweile war das Regenband weitergezogen und es begann zu trocknen.
Zugkreuzung in Mikulášovice dolní nádraží mit DB 642 080 als Os 28008 nach Děčín hl.n., 642 037 hatte uns als Os 28007 aus Bad Schandau gebracht und fuhr weiter nach Rumburk. Rechts kam ČD 810 371 als Os 26025 aus Krásná Lípa eingefahren.
Nachdem die Züge aus dem Bahnhof verschwunden waren, kehrte wieder Ruhe ein. Auf dem östlichen Abstellgleis stand der Grund unserer Anreise. Als die KŽC in der Saison 2021 den Wochenend-Rychlík von Bezděz bis in den Schluckauer Zipfel verlängert hatte, schwebte mir dieser Zug als alternative Anreise von Sachsen nach Praha vor. Dieser nun als „Lužickohorský rychlík“ (Lausitzer Schnellzug) verkehrende Zug benötigt für die 182 Kilometer bis Praha hl.n. knapp 4 ½ Stunden.
Der Zug war 13:08 Uhr aus Praha gekommen und sollte zwei Stunden später dahin zurückkehren. Wir hatten noch etwas Zeit bis zur Abfahrt. Der Himmel zog auf und so konnte der Zug erst einmal fotografisch mit Sonne dokumentiert werden.
KŽC 749 253 beschriftet als T478.1215 hatte zwei Bautzener B 256 am Haken .
Kurz nach 15 Uhr wurde der Zug dann bereitgestellt. Neben uns stiegen noch zwei weitere Chemnitzer Eisenbahnfreunde sowie zwei Reisende zu. Bis Praha hl.n. war der Zug mal mehr, mal weniger besetzt, aber nie wirklich voll. Es gab immer genügend Platz. Wir hatten das Abteil im B 256 (CZ-KŽC 50 54 20-41 273-4) für uns.
Der Zug kurz vor der Abfahrt. Am Himmel zog das nächste Regenband auf.
Kunstledersitz mit Memory-Funktion. Es zeigt noch den Abdruck des letzten Reisenden vor ein paar Stunden an.
Pünkltlich 15:17 Uhr erfolgte die Abfahrt in Mikulášovice dolní nádraží. Unsere Route sollte uns über Česká Lípa, Mladá Boleslav und dann auf Grund von Bauarbeiten über Nymburk und Pořičany nach Praha hl.n. führen. Dadurch verlängerte sich die Strecke auf 194 Kilometer und planmäßig 04:28 h Fahrzeit.
Nach der Abfahrt begann es dann erst einmal teilweise sehr stark zu regnen. Dies hielt knapp die erste Stunde bis Jedlová an. Ab da fuhren wir dann in die Sonne.
Zugkreuzung in Jedlová mit ARR 845 302 als R 1332 von Kolín nach Šluknov.
In Novy Bor hatte der Zug einen 10-minütigen Aufenthalt. Diesen nutzte ich für ein paar Fotos in der Nachmittagssonne. [/i]
Nächste Zugkreuzung mit einem ex DB Triebwagen in Doksy. ARR 845 310 als R1334 von Kolín nach Rumburk.
Wir erreichten Bezděz. Im Sommer 2020 hatten wir den Zug, damals noch als „Bezdězský rychlík“ bezeichnet, von Praha bis hier her genutzt. Vor zwei Jahren endete er hier. Das Empfangsgebäude hatte mittlerweile etwas Farbe abbekommen.
Blick auf die Burg Bezděz (Burg Bösig).
Das Empfangsgebäude mit dem neuen farbigen Mittelteil in Bezděz.
Auf den Gleisen in Richtung und im Liberecký kraj sind die Züge der České Dráhy mittlerweile rar geworden. Neben Arriva mischt auch die Länderbahn mit. So trifft man bei Zugkreuzungen immer mehr auf Triebwagen aus deutscher Produktion.
DLB 642 330 mit selbstgemalten Zuglaufschild als TL 6014 von Mladá Boleslav nach Rumburk in Bělá pod Bezdězem.
ČD 854 008 als Os 9517 in Mladá Boleslav.
Auf dem Hinweg soll der Zug bis Mladá Boleslav wohl gut gefüllt gewesen sein. Auf dem Rückweg war dies nicht der Fall. Immerhin nahm nun aber die Anzahl an tschechischen Fahrzeugen auf den Gleisen zu. Die letzten drei Stunden hatten wir, abgesehen von unserem Zug, nur die eine Brotbüchse in Mikulášovice gesehen.
Das alte Stellwerksgebäude in Dobrovice.
Die Fahrt führte durch riesige Sonnenblumenfelder.
Durch die Umleitung des Zuges über Nymburk konnten wir nicht nur die Strecke von Mladá Boleslav bis Nymburk einmal im Bautzener Abteilwagen, sondern auch das direkte Streckengleis von Veleliby nach Nymburk město bereisen, welches im Personenverkehr planmäßig nicht befahren wird.
Wir kreuzten erst die Strecke Nymburk - Děčín…
… und anschließend die Elbe in Nymburk.
In Pořičany trafen wir auf dem Hauptkorridor nach Osten. An ihm wurde fleißig gewerkelt.
Wie verließen den Prager Bahnhofstunnel. Die Endstation war fast erreicht.
Drei Minuten vor Plan erreichten wir 19:42 Uhr Praha hl.n.. Eine Strecke von 194 Kilometer in 4:25 h macht eine Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 44 km/h. Eine perfekte Geschwindigkeit, um den Sound der Bardotka vom Kunstledersitz am offenen Fenster zu lauschen. Wir hatten die Fahrt genossen.
Ankunft in Praha hl.n.. Vor der Halle stand KŽC T478.1006 (749 006) mit dem Kokořínský rychlík nach Mešno abgestellt.
Für das OneTicket, gebucht über die ČD, bezahlten wir von Dolní Poustevna bis Praha hl.n. 314 Kč (12,91 €) für einen Erwachsenen und 157 Kč (6,46 €) für einen Rentner. Damit war es ein paar Kronen billiger als direkt über die Oneticket Seite und ich hatte es direkt in der Můi Vlak App, bzw. meinem ČD-Konto hinterlegt.
In Praha hatten wir in der Nähe des Fernsehturms ein Hotel für die Nacht gebucht. Wir wechselten zur Straßenbahnhaltestelle und machten uns auf dem Weg dahin.Den Abend ließen wir dann bei böhmischer Küche ausklingen. Am nächsten Tag standen einige Nebenbahnkilometer auf dem Programm.