Eigentlich hatte ich vor, heute eine ruhige Zeit zu verbringen. Der Schnee hatte auch was gegen größere Fortbewegungsmanöver. 86 1333 war wie schon im Oktober für eine Schmalspurloküberführung nach Cranzahl eingeteilt worden, die man in den vormittäglichen Nahgüter nach Annaberg-Buchholz in Schwarzenberg gleich mit eingereiht hatte. Pünktlich ging es in Schwarzenberg los. Doch der heftige Schneefall zollte Höchstleistungen von Mensch und Maschine. Besonders hart schlug der Dienst im Bahnhof Markersbach zu. Schneegestöber ohne Ende. Der Fahrdienstleiter war nebenbei nur mit dem Schneeschaufeln beschäftigt. Über Nacht waren alle Weichen zugefroren und lediglich das Durchfahrtsgleis war frei. Hier macht die Maschine mit ihrem Übergabezug grade eine kurze Pause, der Heizer muss sein Feuer vorbereiten:
Heftige Windböen pfiffen um die Ohren. Schließlich kam endlich der Fdl und hob seine Kelle. Abfahren! Wenig später beschleunigt die Gute ihre Wagen in Richtung Scheibenberg:
Nachdem unter widrigen Bedingungen Schlettau erreicht wurde, war auch hier nur ein Gleis befahrbar. Ein Zug war vorausgefahren und sollte eine Spur für 86 1333 ziehen. Hinter Walthersdorf war es elende müßig. Minutenlanges Stapfen durch hüfthohen Schnee, unaufhörliches Keuchen. Doch am meisten machte einem der Wind zu schaffen. Es pfiff wie Hechtssuppe über die Feldkuppen und der Schnee kam überall hin. Es dauerte ein ganzes Stück, bis alle Arbeiten in Schlettau erledigt waren und dann donnerte die Maschine hinter Walthersdorf in Richtung Scheitelpunkt:
In Annaberg-Buchholz sollte sie dann ihr erstes großes Tagesziel erreichen. Für mich war Feierabend.
.......im Januar 1987, also ziemlich gestern vor 30 Jahren, bin ich mal mit Zuch nach Scheibenberg gefahren. Bei ähnlichem Wetter wie gestern mit viel Schnee und pfeifenden Westwind hab ich mich neben dem Gleis auf Weg gemacht Richtung Abzweig der ehemaligen Strecke nach Elterlein. Dort ist der Scheitelpunkt (624m ü NN, Scheibenberg 623m ü NN) für 6,4km lange 1:40er Steigung von Markersbach. Eigentlich wollte ich damals nochn Stück den Berg runter zu der langen Geraden im Wald um etwas Wind und Schnefall geschützer zu stehen. Leider war der Zug an dem Tage sehr zeitig unterwegs und somit musste ich mit dem ehemaligen Abzweig und Schnee auf der Linse vorlieb nehmen.
Gestern gabs die Möglichkeit nochmals in die Vergangenheit zu reisen und akustisch unverfälschten Dampfbetreib ohne jegeliches Showgedampfe für Fotografen und Videofilmer zu erleben. Von Scheibenberg aus war es mir zu weit, somit wurde ein andere Weg eingeschlagen-teils auf der ehemaligen Bahntrasse nach Elterlein, teil quer durch den Wald. Für den ca 1km langen Weg, im teils hüfttiefen Schnee, über und unter umgestürzten Bäumen durch, habe ich 45 min gebraucht. Genau am Ende der langen Geraden und den netten Pfeiftafeln gabs ersten Blickkontakt zur Strecke und ich hatte mein Plätzchen auch gleich gefunden. Ein Bildchen und ne 5min lange Videoszene waren für mich Sinfonie für die Ohren und die perfekte Zeitreise. Die Zugbildung war damals ähnlich, 10 Wagen und ne Schmalspurlok aufm Transportwagen war dabei, nur die Lok sah anders aus und hörte auf 50 3694.
Der Rückweg dauerte ebenfalls 45min, ich war fix und alle am Auto.