Die Ostbahn war einst eine der wichtigsten Verkehrsadern Europas. Sie verband Berlin mit den landwirtschaftlich geprägten östlichen Provinzen Preußens.
Über 750 Kilometer von Berlin entfernt endete die Ostbahn in Eydtkuhnen an der damaligen (und gewissermaßen auch noch heutigen) russischen Grenze.
Der östlichste Teil der Bahn gehört heute zu Russland. Von der polnisch - russischen Grenze bei Braniewo / Braunsberg bzw. Mamonowo / Heiligenbeil bis Kaliningrad / Königsberg liegen ein breitspuriges und ein regelspuriges Gleis nebeneinander.
Diese Aufnahme entstand an der südlichen Peripherie von Königsberg bei Golubewo / Seepothen. Der tägliche Güterzug nach Polen verlässt Kaliningrad um die Mittagszeit. Das breitspurige Gleis führt direkt nach Königsberg. Die Regelspur verläuft ab hier gemeinsam mit der Breitspur als Vierschienengleis in einem Bogen zunächst nach Osten um dann von dort in den Königsberger Hauptbahnhof zu münden:
Die Halle des Königsberger Hauptbahnhofs ist eines der wenigen Bauwerke der Stadt, die den Krieg überdauert haben. Für die heutigen Verkehrsbedrürfnisse ist sie jedoch etwas überdimensioniert.
Die beiden linken Gleise unter der Halle sind regel-, die anderen breitspurig. Der gesamte Bahnhof befindet sich in einem sehr sauberen gepflegten Zustand.
Ein Blick auf den Bahnhofsvorplatz:
Entlang der Strecke finden sich viele Relikte aus der preußischen Zeit. In Cernjachowsk / Insterburg steht noch der alte Rundschuppen. Ähnliche Lokschuppen gab es zum Beispiel in Schneidemühl und Berlin-Pankow.
Südlich von Insterburg lag einst Gerdauen, ebenfalls ein bedeutender Eisenbahnknoten. Heute an der Grenze Russland / Polen gelegen heißt die Stadt in Anlehnung an ihre Bedeutung Schelesnodaroschnie. Ein Teil des Güterverkehrs wird auf Regelspur abgewickelt. Leider erschien bei unserem Besuch exakt zu der am Morgen vom Lokpersonal prophezeiten Uhrzeit kein ganzer Zug, sondern nur eine Lehrfahrt. Das vordere Gleis ist breitspurig:
Etwas weiter nach Osten erleben wir TEP70 389, die mit dem Schnellzug Kaliningrad - Sankt Petersburg gerade den Bahnhof Gusev / Gumbinnen erreicht ...
... bzw verlässt:
Wir sehen zwei schöne wenngleich nicht mehr ganz unbeschädigte Wassertürme und im Hintergrund links ein unschwer dem typischen preußischen Baustil zuordenbares Gebäude der alten Güterabfertigung.
Weiter nach Osten Richtung Nesterov / Stallupönen treffen wir eine blaue 2M62 der Russischen Staatsbahn mit einem Transitgüterzug in Richtung litauischer Grenze.
Das das Motiv bildende Wärterhäuschen ist durch die landestypische Farbgebung nicht mehr auf den ersten Blick als preußisch zu erkennen.
Von hier aus sind es noch gut 15 Kilometer bis Eydtkuhnen, dem östlichen Endpunkt der Ostbahn. Da der Bahnhof als solcher ohnehin nicht mehr existiert und die Züge zwischen dem litauischen Kybartei / Wirballen und dem russischen Nesterov / Stallupönen durchrollen, wurde die Weiterfahrt nach Osten zugunsten anderer Programmpunkte an dieser Stelle aufgegeben.