weil es mir im letzte Jahr so gut gefallen hat, habe ich mir auch in diesem Jahr eine Trip zum "Journée du patrimoine" (klingt irgendwie besser als "Tag des offenen Denkmals" nach Paris gegönnt. Ziel waren die Angebote der RATP und der SNCF. Vor allem bei der SNCF war der Andrang bei der Buchung über die Webseite sehr groß: Zu Datum X wurde um 12 Uhr die Einschreibung freigeschaltet und um 12:05 waren alle Plätze voll. Ich habe mir folgende Programmpunkte gegönnt: - RATP: Führung zur Architektur der Métro - RATP: Steuerzentral (PCC) Linie M14 - SNCF: Führung Gare de Lyon - SNCF: Train Mystique
RATP: Führung zur Architektur der Métro Bei der Buchung der Tour war ich etwas skeptisch, was mich da erwarten würde - war auch eher eine Verlegenheitsbuchung, weil ich bei PCC der M14 erst nicht zum Zug kam - hat sich aber sehr gelohnt. Mehr als drei Stunden ging es zu Fuß und mit der Métro zu insgesamt 10 Stationen. Unsere Führerin berichtete neben der Architektur auch viel über die Geschichte der Métro. Manchmal hängen die Themen auch zusammen: Je nachdem welche der beiden ursprünglichen Gesellschaften ("Compagnie du Métropolitain de Paris" oder "Société du chemin de fer électrique souterrain Nord-Sud de Paris") die Stationen erbaut hat, unterscheidet sich die Architektur. Auch waren die mittlerweile als Wahrzeichen bekannten Eingänge von Hector Guimard bei den Parisern nicht sonderlich beliebt.
Ein kleiner Métro-Bilderbogen: Ein Teil der Bilder ist auf der Tour entstanden, ein Teil auch einfach so.
Kunst an der Decke der Station Cluny la Sorbonne der Linie M10. Die Station war seit den 30er Jahre geschlossen, weil sie sehr nahe an ihren Nachbarstationen liegt. In den 80er Jahren wurde sie aber als Umsteigemöglichkeit zur RER B und C wieder in Betrieb genommen
Die Station hat drei Gleise: Das Mittelgleis ist die Verbindung zur Linie 4
In Châtelet wird zur Zeit umgebaut, daher ein Tunnel mal in ungewohntem Design (hat auch was)
Eine improvisierte Orientierungshilfe weist den Weg
Immer wieder ein tolles Motiv: Die Linie M5 auf dem Viadukt zwischen Quay de la Rapée und Gare d'Austerlitz. Einmal aufgenommen von der Pont Charles de Gaulle
und einmal von der Pont d'Austerlitz
Die Linie M6 zwischen dem Finanzministerium (links) und einem Turm der Bibliotheque Francois Mitterrand (rechts) die Seine in Bercy
Noch mal die M6: Der Zug hat gerade die Seine überquert und nährt sich Passy. Ab hier geht es unterirdisch weiter bis zur Endstation Charles de Gaulle Étoile
Die M6 zum dritten: Ein Zug verläßt St. Jacques
Auch die Linie M13 steckt mal ihren Kopf aus dem Boden. Über die Brücke nahe der Station Mairie de Clichy geht es über die Seine. Erst hat mich das Gitter gestört, aber später fand ich das Motiv "Bahn hinter Gittern" hat was
Ein paar Stationen der Linie M13 hat man Bahnsteigtüren verpaßt, weil die Linie unter massiver Last zu leiden hat. Damit hat man die Anzahl der Betriebsstörungen senken können.
Die Verlängerung der Linie M14 nach Norden wird beide Äste der M13 kreuzen und Umstiege ermöglichen. Damit soll die M13 entlastet werden.
Ein Sprung zur Linie M11: Ein Blick in die Wende- und Abstellanlage in Marie des Lilas
Draußen vor der Station: Ein Eingang wie gemalt
Oft sind die Bahnsteige so lang wie die Züge. Eine der Ausnahmen ist die Station Reuilly-Diderot: Ein Blick auf eine Zug der Linie 8.
Der Kleinserien-Exot im Fuhrpark: Ein MF88 der Linie 7b in Louis Blanc
Für das Ende der Tour hatte man uns eine Überraschung versprochen und die ist der RATP gelungen: An einem nicht mehr genutzten Bahnsteig in der Station Invalides wartete ein Spraque-Métro-Oldie auf uns
Métro in the night: Die M2 auf dem Viaduct nahe La Chapelle
Als Erinnerung gab es kleines Büchlein mit weiteren Informationen und Bildern. Darin bspw. eine Zeichnung des Layouts der Tunnel und Gleise der Linien 5, 6 und 7 an der Station Place d’Italie. Jetzt kann ich ein wenig mehr nachvollziehen, warum die Umsteigewege zwischen den Linien dort so sind, wie sie sind.
PCC M14 Für die Besichtigung habe ich erst in der zweiten Einschreiberunde ein Ticket bekommen - nach 2 Minuten ware alle Termine komplett. Die M14 fährt computergesteuert ohne Fahrer. Die Steuerzentrale befindet sich in Bercy. Monitore in der Steuerzentrale zeigen die Strecke und die Position der einzelnen Züge. Zwei Mitarbeiter beaufsichtigen den Fahrbetrieb, zwei weitere kümmern sich um den Rest (Kundenkommuikation, Überwachung der technischen Anlagen in den Stationen etc.) Zur morgendlichen Rush Hour sind 22 Züge auf der Strecke. Der Fahrzeugbestand insgesamt sind 23 Garnituren Ab Ende September soll der zeitliche Abstand zwischen den Zügen auf 85 Sekunden gesengt werden. Damit lassen sich 5.000 Fahrgäste pro Stunde zusätzlich befördern. Pro Tag werden ca. 550.000 Fahrgäste befördert. Die Linie hat eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 4o km/h (über alle Linien liegt der Schnitt bei 23) und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h. Im Vergleich zum Besuch der PCC der M12 im letzten Jahr, war dieser hier weniger spektakulär: Da keine Fahrer in den Zügen sitzen, fielen ein paar Möglichkeiten weg den Besuchern Dinge zu zeigen (wie das Auslösen eines Stromabschalt-Alarm durch den Fahrer etc.). Spannend und interessant war es aber trotzdem. So wurden wir bspw. Zeuge wie zwei Züge aus dem Betrieb herausgenommen wurden. Einer wurde in die Werkstatt bei der Station Olympiades geschickt. Der andere in einem Abstellgleis in Bercy geparkt.
Ein paar Bilder zur M14 (in der PCC war knipsen nicht erlaubt): Die Architektur der Stationen weicht deutlich vom restlichen Netz ab. Zugkreuzung in Chatelet
Blick auf den Inselbahnsteig in Gare de Lyon
SNCF: Führung Gare de Lyon
Die Tour bestand aus drei Teilen 1, Außenfassade und Fresken 2. Restaurant Train Bleu 3. Uhrenturm
Ursprünglich von Eisenbahngesellschaft PLM (Paris-Lyon-Mediteranée) gebaut, noch heute einer der wichtigsten Bahnhöfe der SNCF: Hier beginnen die TGV-Linien in Richtung Mittelmeer. Nur zum Teil wg. Renovierung sichtbar: Die Fresken im Verbindungsbau zwischen die Hallen 1 und 2. Die Malereien zeigen die Wahrzeichen der wichtigsten Städte, die vom Gare de Lyon aus bedient werdenn.
Das Restaurant Train Bleu vermittelt den Eindruck vom Speisen im Museum. Die SNCF hat uns netterweise zu einem Getränk ein paar Pralinen eingeladen
Vom Uhrenturm hatte man eine tolle Aussicht über Paris. So bspw. in Richtung der Bastille
Ein Blick von hinter auf das Zifferblatt.
Ein paar Zahlen zur Uhr - Die Ziffern haben eine Größe von einem Meter - Der Minutenzeiger ist 4 Meter lang und wiegt 38 Kilo
Im Turm hab es Austsellungen von Fotos des Gare de Lyon aus verschiedenen Epochen (Bau, Elektrifizierung, Erweiterung um die Halle 2, Bau des RER-Bahnhofs, Ankunft des TGV). Die Erbauer des Bahnhofs hatten in die Zukunft geplant und Bahnhof ein paar Meter über dem Straßenniveau errichtet, sodaß er bisher alle Seine-Hochwasser trockenen Fußes überstanden hat (im Gegensatz zum Gare d'Austerlitz auf der anderen Seine-Seite)
Im Treppenhaus eine Reminiszenz an die Vergangenheit: Tapete mit PLM-Logo
Trains Mystique
Zusammen mit dem Museum Cité du train aus Mulhouse hat die SNCF eine kleine Fahrzeugschau auf die Beine gestellt. Nette Idee: Sie war auf den Abfahrtstafeln angeschlagen
Ich war abends bei der Fahrzeugschau. Zu der Zeit waren die Züge mit besonderer Beleuchtung nochmal besonders reizvoll. Eine kleine Band spielte Jazz auf dem Bahnsteig dazu. Formschön und eine wie ich finde tolle Lackierung: Eine Lokomotive des Mistral
Der Mistral war ein Luxuszug der SNCF zwischen Paris und Nizza. Er war der Prestigezug schlechthin und hatte Priorität gegenüber allen anderen Zügen. Es gab SNCF-Chefs die sich jeden Tag berichten ließen, wie die Fahrt des Mistral verlaufen war. Wurde der Zug von zu spät gestellten Signalen aufgehalten und war damit verspätet unterwegs gab es massive Ermahnungen an der verantworliche Personal. Abfahrt war immer vom Gleis A. Neben komfortablen Wagen bot der Zug eine kleine Boutique, einen Fiseursalon und ein Sekretariat mit Schreibkraft für das arbeiten während der Fahrt.
Auch zu sehen waren ein Pullmann Salon- und ein Barwagen der Compagnie Internationale des Wagons-Lits
Noch ein paar mehr Bild aus dem Gare de Lyon. Ein Blick in die abendliche Halle
Ein TGV im weißen Livrée
Zugmaschine des Thello-Nachtzugs Paris - Venedig
Gemischtes
Zum Schluß noch paar gemischte Schnappschüsse. Die Nummerierung der Gleise des RER in Nanterre Prefecture ist ein wenig Gewöhnungsbedürftig
Neue Info-Monitore beim RER B (wie hier in Denfert-Rochereau) helfen den Fahrgästen. Bei Verspätungen wird u.a. angegeben, an welchem Bahnhof der Zug sich gerade befindet. Meiner fiel leider aus
Have you tried turning it off an on again? Anzeige am Gleis im Gare de l'Est
Nette Variante von "nicht einsteigen" (auch Gare de l'Est)
Da dachte sich der kleine ICE: Wenn ich groß bin, werde ich eine Lokomotive
Steuerwagen babe ich bisher bei der SNCF eher selten gesehen (ich meine das war im Gare d'Austerlitz - bin aber nicht mehr sicher)
Beim Hotel um die Ecke: Gewisse architektonische Gegensätze zwischen den Bürotürmen der Societe General und dem Wohnblock nebenan
Und schlussendlich noch ein Bild aus der Heimat: Während ich auf meinen TGV warte, erhebt sich die Morgenröte über zwei Loks der Baureihe 181
Das solls gewesen sein vom 3 Tage Kurztrip an die Seine.