Gegen 15 Uhr hatten wir genug gesehen und beschlossen, zurück nach České Budějovice zu fahren. Auf der Strecke verkehrten an diesem Tag neben den planmäßigen Zügen zwei zusätzliche Zugpaare: Zum einen war ČD 749 121 mit einer Garnitur des “Ostravan“ als Literaturzug unterwegs. Auf Grund einer Sportveranstaltung bei Olšina verkehrte noch ein Verstärkerzugpaar zwischen Volary und České Budějovice. Wir beschlossen diesen, bezeichnet als Os 11202 mit Abfahrt um 15:47 Uhr in Český Krumlov, zu nutzen. Mit 2 Minuten Verspätung kam der Zug eingefahren und bestand aus zwei Bdt280 und einem Ds952. Gezogen wurde er von ČD 754 015.
ČD 754 015 mit Os 11202 bei der Einfahrt in Český Krumlov.
Der Zug war so gut wie leer, es waren nur eine Handvoll Reisende und 2 Zugbegleiter an Bord. Wir machten es uns im Bdt280 (CZ-ČD 50 54 21-08 360-9) auf der braunen Kunstlederbank gemütlich. Für den Ausflug nach Český Krumlov hatten wir ein Gruppen-Rückfahrticket für 4 Personen für 273 Kč (ca. 10,50 €) genutzt, welches ich Online gekauft hatte.
Blick in den Bdt280 (CZ-ČD 50 54 21-08 360-9). Alt aber gepflegt.
Zugkreuzung mit ČD 842 034 als Os 8111 nach Nové Údolí in Boršov n.Vltavou.
Vorbei ging die Fahrt am Depot in České Budějovice mit den vielen abgestellten Loks.
Pünktlich erreichten wir um 16:32 Uhr České Budějovice. Die Stadt wirkte zum Samstagnachmittag auf den ersten Blick wie ausgestorben. Die Geschäfte in der Hauptgeschäftsstraße waren schon geschlossen. Die Männer der Reisegruppe hatten nix dagegen. Unser erstes Ziel wurde der Schwarze Turm, von welchem man einen schönen Blick über České Budějovice und das Umland hat. Bis zum Einbruch der Dunkelheit schauten wir uns die sehr schöne Altstadt an, die auf jeden Fall ihren Besuch wert war.
Blick vom Schwarzen Turm auf den 133 x 133 m großen Marktplatz.
Der Schwarze Turm, Kathedrale St. Nikolaus und der Samson-Brunnen.
Eine der schönsten Gassen ist die Panská mit dem Rabensteiner Turm.
Blick auf das Rathaus und den Samson-Brunnen.
03.09.2017
Zur gleichen Zeit wie am Vortag machten wir uns wieder auf dem Weg zum Bahnhof. Als er gerade in Sichtweite war, fuhr der R 654 “Hejtman“ aus Jihlava am Bahnsteig 1 ein. Mit diesem wollten wir, nach seinem knapp 20 minütigen Aufenthalt in České Budějovice, den ersten Teil unserer Heimfahrt antreten und bis Plzeň hl.n. Gäste an Bord des Zuges sein. Da es in Tschechien keine festen Abfahrtsbahnsteige gibt, fuhren wir zur gleichen Zeit und am gleichen Bahnsteig wie am Vortag, diesmal aber in die andere Richtung, ab.
Vorher stand aber noch ein Fahrkartenkauf an: Von České Budějovice bis Planá u Mariánských Lázní hatte ich Online bereits ein Gruppenticket für 4 Personen für 763 Kč (ca. 29,35 €) gekauft. Da wir ab Cheb über Hof fahren wollten, brauchten wir noch zwei Wochenend-Gruppenticket+Deutschland Region Karlsbad (Skupinová víkendová jízdenka+Německo region Karlovarský) für 329 Kč (ca. 12,65 €) pro Ticket. Obwohl ich den Ticketname vorher ausgedruckt hatte, konnte der Fahrkartenverkäufer nicht so richtig etwas damit anfangen und landete immer wieder beim EgroNet-Ticket, welches aber nur bis Mosel gilt oder beim normalen Wochenend-Gruppenticket. Da ich die Buchungsmaske von jizdenka.idos.cz kannte, habe ich ihm als Reisender erklärt, dass er 4 – 4 – 4 – 2 eingeben muss und schon hatten wir unsere Tickets.
Zwischenzeitlich hatte ČD 242 220 an den Zug gesetzt. Ich hatte mir den Spaß gemacht, im Rychlík auch Plätze zu reservieren. Die Reservierungszettel steckten sogar. Da eine ältere Dame aber auf dem Platz saß und der Zug nicht sonderlich besetzt war, suchten wir uns einen anderen Platz. Im Wagen 368, einem Bd264 (CZ-ČD 50 54 29-41 480-6), fanden wir ein freies Abteil.
ČD 242 220 ist mit R 654 “Hejtman“ abfahrtbereit.
Mit 6 Minuten Verspätung fuhr der Zug um 10:10 Uhr ab. Während meine Reisegruppe sich lang machte wechselte ich ins Nachbarabteil, um die Fahrt am offenen Fenster zu genießen. Zwischenzeitlich riss die Wolkendecke immer wieder auf und die Sonne kam zum Vorschein.
ČDC 751 316 und 743 005 in Protivín.
Zugkreuzung mit ČD 242 279 und Os 8005 nach České Budějovice in Ražice.
Einfahrt in Plzen hl.n.. Der Zug bestand komplett aus Bautzener UIC-Y-Wagen.
Der Lokführer legte sich ins Zeug und so erreichten wir 3 Minuten vor Plan um 11:54 Uhr viel zu schnell Plzeň. Wir alle wären gern noch ein Stück mit dem Zug gefahren, so gemütlich war es während der Fahrt. In Plzeň hatten wir jetzt 2 Stunden geplanten Aufenthalt.
Nachdem wir unser Gepäck verstaut hatten, liefen wir in die Altstadt. Erster Anlaufpunkt war die St.-Bartholomäus-Kathedrale, von derem Turm man einen sehr schönen Überblick über die Stadt bekommt. Der Turm ist mit 103 m der höchste Kirchturm in Tschechien.
St.-Bartholomäus-Kathedrale
Blick auf dem Bahnhof.
Plzeň hat eine schöne Altstadt. Unser Aufenthalt reichte vollkommen aus, um sie zu erkunden. Wir waren wieder rechtzeitig am Bahnhof, als ČD 362 108 mit dem Rx 760 “Vyšehrad“ aus Prag um 13:49 Uhr einfuhr. Mit ihm wollten wir nun bis Cheb fahren.
Im Wagen 369, einem Bee238 (CZ-ČD 61 54 20-70 505-0), nahmen wir unsere reservierten Plätze ein. Während meiner Eisenbahnreisen durch Tschechien war ich bisher noch nicht in einem Wagen der Gattung Bee238 unterwegs gewesen. An diesem Wochenende war es nun schon das dritte Mal. Alle 3 Wagen trugen auch noch die alte Rot-Lichtgraue-Lackierung. Überrascht war ich von der Laufruhe der Wagen.
Pünktlich um 14:04 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung. Leider hatte die Minibar den Zug in Plzeň verlassen. Wir wollten doch für etwas Umsatz sorgen und unser Kleingeld noch loswerden. Wir saßen in Fahrtrichtung rechts und hatten eine schöne Aussicht auf das Tal der Mže. Ich genoss die letzten Kilometer im lokbespannten Reisezug, bevor es ein Wiedersehen mit der deutschen Triebwagenwelt gab.
Pünktlich erreichten wir Cheb um 15:23 Uhr. Nach kurzen Aufenthalt setzten wir unsere Fahrt mit der Oberpfalzbahn aus Marktredwitz nach Hof um 15:37 Uhr fort. Nachdem der Triebwagen anfänglich noch leer war, wurden wir in Františkovy Lázně von eine Horte Rentnerinnen umzingelt. In Rehau verließ der “Haufen aufgescheuchter Hühner“ den Zug und wir hatten die letzten Kilometer bis Hof wieder unsere Ruhe.
DLB 1648 203 nach der Ankunft aus Cheb in Hof Hbf.
Nach 66 Minuten erreichten wir Hof Hbf um 16:43. Hier hatten wir jetzt einen kleineren Aufenthalt von 45 Minuten. Ich nutzte die Zeit für einen Ausflug auf die Bahnhofsbrücke, sah dem Alex bei der Bereitstellung zu und träumte wieder einmal davon, dass er statt nach München nach Dresden fahren würde. Zwischenzeitlich kam auch der Triebwagendoppel der MRB aus Dresden eingefahren.
Blick von der Bahnhofsbrücke auf den ALX 84121 nach München und RE 26989 nach Dresden Hbf.
Wir suchten uns im vorderen Fünfteiler einen Platz. Unsere Abfahrt verzögerte sich noch etwas, da wir auf Anschlussreisende warteten und mit 10 Minuten Verspätung setzte sich der Triebwagen um 17:37 Uhr in Bewegung. Die Sonne hatte sich mittlerweile komplett durchgesetzt und die Wolken waren verschwunden. Es folgte bei nun herrlichem Wetter die Fahrt durch das Vogtland.
Blick von der Göltzschtalbrücke auf deren Schatten und Mylau.
Bei der Ankunft in Reichenbach hatten wir unsere Verspätung wieder aufgeholt als eine Durchsage kam, dass sich die Weiterfahrt unbestimmt verzögert. Kurz darauf kam der Triebfahrzeugführer durch den Zug und informierte, dass im hinteren Triebwagen zwei Personen “durchdrehen“. Es werde auf das Eintreffen der Polizei gewartet. Die Bundespolizei kam dann auch nach einer gefühlten Ewigkeit und geleitete zwei junge Männer aus dem Zug. Es gab noch eine Weile Diskussionen auf dem Bahnsteig bis die zwei Herren von der Polizei mitgenommen wurden und wir unsere Reise mit 45 Minuten Verspätung fortsetzen konnten. Was genau vorgefallen war haben wir nicht mitbekommen.
Um 19:50 Uhr erreichten wir nach 953 km wieder Chemnitz Hbf. Es war ein schönes Wochenende mit einer entspannten Bahnfahrt, sehr schönen historischen Städten und einer tollen Landschaft. Meiner Reisegruppe hat es gefallen, diese Ecke kennen gelernt zu haben.
Hallo Stefan, danke für die schönen Impressionen von Eurer Südböhmenreise. In Pilsen wäre bei etwas längerem Aufenthalt noch sehenswert: die zweitgrößte Synagoge Europas, eine Brauereiführung (auch in deutsch) und eine Führung durch einen Teil der 30 km langen Kellergewölbe unter der Stadt. Gruß vom Bärenteich