Anfang September unternahmen wir mit Freunden einen Wochenend-Städte-Trip. Die Planung dazu lag dabei ganz in meiner Hand, einziger Wunsch meiner Reisegruppe: Die Reise sollte per Bahn erfolgen! Nichts leichter als das! Welches Land bietet sich von Chemnitz da besser an als Tschechien. Da meine Reisegruppe bisher nur Prag kannte war es an der Zeit, ihren Horizont zu erweitern. Nachdem Ende August das Wetter uns mit 30 °C und viel Sonnenschein verwöhnte, gab es einen Tag vor unserer Reise einen Wetterumschwung. Die Temperatur halbierte sich und es wurde viel Regen, dicke Wolken und keine Sonne für die nächsten Tage gemeldet.
01.09.2017
Wir starteten um 13:30 Uhr mit der RB 26919 der MRB nach Dresden. Ab da sollte es mit dem EuroCity nach Tschechien gehen. Da ich die Auslastung am Freitagnachmittag nicht einschätzen konnte, hatten wir vorsichtshalber Platzkarten über die ČD gekauft. Am Bahnsteig 1 in Dresden angekommen, wurden wir durch ein Aufgebot der Polizei empfangen. Was ich nicht wusste: Am Abend spielte Deutschland gegen Tschechien in Prag. Ich ahnte schlimmes, sah den Zug überfüllt mit Fußballfans aus Berlin kommen und war über unsere gekauften Platzkarten sehr froh. Mit leichter Verspätung kam der EC 175 “Robert Schuhmann“ aus Berlin eingefahren und meine Sorge war völlig unbegründet: Der Zug war durchschnittlich gefüllt. Die Fußballfans beschränkten sich fast ausschließlich auf ein paar Altherrengruppen.
ČD 371 015 setzte an den Zug und wir bezogen unser Abteil im Wagen 256, einem Bmz241 der ČD (CZ-ČD 73 54 21-91 033-3). Die Abfahrt verzögerte sich etwas. Mit 10 Minuten Verspätung setzte sich der Zug um 15:18 Uhr in Bewegung. Zu meiner Freude hing am Zugschluss als Wagen 259 ein Bimdz268 (D-DB 51 80 84-90 012-6) der DB. Dieser kommt vorübergehend im EC 175 planmäßig anstelle eines Bdmpz227 der ČD zum Einsatz. So verließ ich hinter Pirna meine Reisegruppe, denn das Elbtal wollte ich trotz leichtem Regen und kühlen Temperaturen am offenen Fenster an mir vorbei ziehen lassen. Ich überlegte, wann ich das letzte Mal das Elbtal durch ein offenes Zugfenster gesehen habe und stellte fest, dass es 1990 im D 477 “Istropolitan“ auf dem Weg nach Bratislava war. Lang ist es her.
Blick auf den EC 175 und die Stadtkirche von Königstein.
In Bad Schandau stieß ich dann wieder zu meiner Reisegruppe. Nachdem wir die Grenze passiert hatten, machten wir uns auf dem Weg in den Speisewagen. Der Zug war zu ca. 80 % gefüllt und auch im Speisewagen, einem WRmz815 (CZ-ČD 73 54 88-91 001-0), gab es noch einen freien 4er-Tisch für uns. Wir bestellten den für mich schon Klassiker im Speisewagen: Schnitzel mit Bratkartoffeln. Das Speisewagenpersonal machte einen etwas lustlosen Eindruck. Das angerichtete Essen spiegelte das etwas wieder, schmeckte aber sehr gut. Am Nachbartisch war eine Gruppe Fußballfans dabei, ihre mitgebrachten Bierflaschen lautstark zu leeren. Von Flasche zu Flasche wurden sie ruhiger, bis sie vor Prag dann alle verstummten und sich an ihrem letzten Bier fest hielten. Es war wohl das Ein oder Andere zu viel.
Mein Klassiker im Speisewagen: Schweineschnitzel mit Bratkartoffeln.
Als Nachtisch bestellten wir dann noch eine leckere Krautsuppe. Passend zu unserem Ausflug hatte die JLV Südböhmische Spezialitäten auf der Karte. Satt und zufrieden erreichten wir mit 15 Minuten Verspätung um 17:32 Uhr Praha-Holešovice. Hier stiegen wir Bahnsteiggleich in den Ex 1547 “Váša Príhoda“ in Richtung Linz um. Normalerweise führt dieser Zug den Kursschlafwagen nach Zürich mit. Wegen einer Streckensperrung zwischen Rybnik und Linz und dem einhergehenden Schienenersatzverkehr fehlte der Wagen leider.
Umstieg in Praha-Holešovice bei strömenden Regen.
“Václav“ (ČD 371 015) mit dem EC 175 “Robert Schuhmann” in Praha-Holešovice. Auf der Lok war ein Triebfahrzeugführer der DB.
Auf der anderen Seite stand ČD 380 002 mit dem Ex 1547 “Váša Príhoda“.
Im Wagen 370, einem Bee238 (CZ-ČD 61 54 20-70 539-9), hatten wir 4 Plätze reserviert. Dies ist in Tschechien bei gleichzeitigem Fahrkartenkauf in vielen Zügen kostenlos. Pünktlich setzte sich der Zug um 17:42 Uhr in Bewegung. Erster Zwischenstopp war Praha hl.n.. Hier füllte sich der Zug zum Freitagabend ordentlich. Wir bekamen zwei junge Tschechinnen mit ins Abteil, die ununterbrochen schnatterten.
Der Zug war pünktlich unterwegs, hielt noch einmal in Tábor und erreichte 5 Minuten vor Plan um 19:55 Uhr České Budějovice.
ČD 380 002 nach der Ankunft in České Budějovice.
Hier endete unsere Fahrt für heute. Wir hatten Zimmer für die nächsten 2 Nächte in einem Hotel in der Altstadt gebucht. Der Regen hatte aufgehört und so liefen wir durch die leergefegten Gassen ins Zentrum der 93.000 Einwohner Stadt.
Blick in das Empfangsgebäude von České Budějovice.
Von Chemnitz bis České Budějovice nutzten wir ein First-Minute-Europe Ticket der ČD für 24 Euro pro Person.
02.09.2017
Am Samstag stand dann Sightseeing auf dem Programm. Erstes Ziel des Tages sollte Český Krumlov sein. Um kurz vor 10 Uhr waren wir wieder auf dem Bahnhof in České Budějovice, als ČD 362 126 mit den Ex 531 “Josef Seidel“ von Praha-Holešovice stolze 8 Minuten vor Plan einfuhr. Diesen Zug wollten wir bis Český Krumlov nutzen. Der Zug wurde von E- auf Dieseltraktion umgespannt und ČD 754 078 hatte nun die Aufgabe, den Zug zu befördern. Im Wagen 370, wieder einem Bee238 (CZ-ČD 61 54 20-70 536-5), fanden wir ein freies Abteil.
ČD 754 078 hatte an den Ex 531 “Josef Seidel“ gesetzt.
ČD 380 012 kam mit dem OS 3800 “Donau Moldau“ aus Richtung Linz eingefahren.
Noch 13 Minuten bis zur Abfahrt.
Der Himmel zeigte sich wolkenverhangen, Regen war aber nicht in Sicht. Pünktlich fuhr der Zug um 10:13 Uhr ab. Für die 31 km benötigte er 35 Minuten und so erreichten wir 2 Minuten vor Plan Český Krumlov um 10:48 Uhr.
ČD 754 078 ist in Český Krumlov angekommen.
In Český Krumlov wurde aus dem Ex 531 “Josef Seidel“ der Rx 631 “František Seidel“ nach Nové Údolí. Außerdem fand eine Zugkreuzung mit dem Os 8106 von Horní Planá nach České Budějovice statt. Dieser, bestehend aus Taucherbrille, Bdmteeo294 und Ds952 musste noch bildlich festgehalten werden. Die Tage der ČD im Böhmerwald sind gezählt.
Einfahrt von ČD 754 063 mit dem 5 Minuten verspäteten Os 8106 in Český Krumlov.
Anschließend erfolgte die Ausfahrt von ČD 754 078 mit dem Rx 631 “František Seidel“ nach Nové Údolí.
Nachdem die Fotos auf der Speicherkarte waren, liefen wir in die historische Altstadt von Český Krumlov. Diese wird seit 1992 als Kulturdenkmal auf der Liste des UNESCO-Welterbes geführt und gilt als die schönste Stadt Tschechiens. Heute ist die Altstadt fest in Hand der Touristen und im Sommer wohl hoffnungslos überlaufen. Wahrscheinlich auf Grund des Wetters bei unserem Besuch hielt sich der Besucheransturm ab er in Grenzen. Erstes Ziel war das Schloss, welches nach der Prager Burg der zweitgrößte historische Bau in Tschechien ist.
Blick vom Schlossturm auf Schloss und Moldau.
Die Altstadt, bestehend aus über 300 historischen Häusern, liegt an beiden Ufern der Moldau, die hier eine Flussschleife bildet.
Die historische Altstadt.
Die 1767 errichtete Mantelbrücke und der Schlossturm.
Ich schliesse mich den Dankesworten an, vor allem weil dies mit persönlichen Erinnerungen verbunden ist. Im Oktober 1971 führte unsere Hochzeitsreise von Dresden nach Budweis, natürlich mit der Bahn und als Höhepunkt mit dem Vindobona, wenn ich mich recht erinnere mit dem Dieseltriebwagen VT 175 der Deutschen Reichsbahn. Ja, da gab es noch diesen Zug mit dem für uns unerreichbarem Traumziel Wien. Natürlich wurden auch die sehenswerten Städte der Umgebung besucht, auch Cesky Krumlov, Tabor und Hluboka.