In Wiesenburg will ein Mann nun ein nicht alltägliches Angebot vor allem für Radfahrer schaffen. Der "Rohbau" dafür steht noch in Glauchau und soll bald umziehen.
Von Viola Martin erschienen am 17.02.2018
Wiesenburg/Glauchau. Was soll das Stück frisch gelegtes Gleis, das weder vorn noch hinten einen Anschluss an das Streckennetz hat, eigentlich auf dem Gelände des ehemaligen Bahnhofs in Wiesenburg? Das fragen sich Wanderer und Radfahrer, die im Muldental unterwegs sind, wenn sie dort vorbeikommen.
"Auf das Gleis wird eine alte Diesellok gestellt. Allerdings nicht als Denkmal der Eisenbahngeschichte, sondern als ,hohler Vogel'", sagt Sven Schürer, der nebenan seine Firma Schürer Industrietorbau hat. Hohler Vogel? Der Metallbaumeister lacht. "Ich brauche nur die Hülle der Lok, Baujahr 1965, weil ich darin drei Doppelzimmer zum Übernachten einrichten will", sagt der Mann, der zufällig genauso alt wie die Lok ist. Er berichtet, dass Lokführer Ronny Wiesner, der unweit in ein Bahnwärterhäuschen gezogen ist, ihm bei der Beschaffung des Schienenfahrzeuges geholfen hat. Wiesner stellte den Kontakt zur Interessengemeinschaft (IG) Traditionslokomotive 58 3047 in Glauchau her, in der er selbst Mitglied ist. Die IG schlachtet das Schienenfahrzeug aus und nutzt das Innenleben zur Ersatzeilgewinnung. Die leere Hülle, die immer noch 60 Tonnen wiege, werde von einer intakten Lok nach Wiesenburg gezogen und mit zwei Kranen auf das Gleisstück gestellt.
Wie Sven Schürer auf die Idee gekommen ist, ein Diesellokhotel in den Wildenfelser Ortsteil zu bauen? "Ich habe vor vier Jahren das alte Bahnhofsgebäude, gegenüber meiner Firma, das als solches nicht mehr gebraucht wird und lange leer stand, gekauft. Eigentlich wollte ich darin betreutes Wohnen einrichten. Doch die Bausubstanz war zu marode. Der Bahnhof konnte im Einvernehmen mit dem Denkmalschutz nur noch abgerissen werden", erzählt der Wiesenburger.
Er berichtet, dass zwischen Firma und ehemaligem Bahnhofsgelände der Muldenradweg verläuft. Das habe ihn auf die Idee gebracht, für Radfahrer künftig das sogenannte "Bed and Bike" (Übernachtungsmöglichkeit für Radfahrer) anzubieten. "Eine Lok dafür zu nutzen, das passt doch prima hierher", sagt Sven Schürer. "Und weil ich in meiner Metallbaufirma ohnehin neben Industrietoren und Sprungschächten für Feuerwehren auch autarke Häuser und exclusive Expeditionsmobile baue, kann ich mit meinem Team das Renovieren der Außenhaut der Diesellokomotive und den Innenausbau selbst erledigen."
Schürer berichtet, dass die drei Doppelzimmer über eine hochwertige Ausstattung mit Kaminholzofen, kleiner Küche, komfortabler Nasszelle, Terrasse im Eingangsbereich und kostenlosem W-Lan verfügen werden. Auch Stellplätze für Fahrräder sind geplant. Nebenan will der Unternehmer noch sechs Wohnmobilstellplätze anlegen. "Im Muldental sind viele Touristen unterwegs. Ich denke, dass es für die beiden Angebote durchaus Bedarf gibt", sagt Sven Schürer.