Hallo,

nach Teil Numero Uno

www.eisenbahnforumvogtland.de

Folgt nun der zweite Teil der fotografischen Berichterstattung unseres Osterurlaubs in der Toskana. In diesem Teil teilt sich die Eisenbahnfotografie aber die Hauptrolle, denn es wurde sich einigen touristischen Hauptanziehungspunkten des erreichbaren Umlands gewidmet.


Dienstag, 03.04.18

Zunächst stand San Gimignano auf der Tagesordnung. Das kleine, und wie viele andere Ortschaften in der Toskana auf einem Hügel errichtete, Städtchen ist überregional besonders durch seine hohe Zahl komplett erhaltener Geschlechtertürmer bekannt. Diese wurden ab dem 12. Jahrhundert von wohlhabenden bürgerlichen sowie adligen Familien zu Machtdemonstrations- und Statuszwecken erbaut, dienten aber auch als Wohnturm. In San Gimignano gibt existieren noch 15 Hochbauten, was der Stadt den Spitznamen „medieval Manhattan“ einbrachte. Selbstverständlich bleibt solch ein kultureller Schatz, der auch UNESCO-Welterbestatus besitzt, den Reisenden aus aller Welt nicht verborgen und so bevölkerten auch zahlreiche Touristen den historischen Stadtkern, jedoch nicht in dem Ausmaß, dass man es als überaus störend empfunden hätte. Nach der Besichtigung eines Turmes, eines ausgedehnten Stadtrundgangs und einem Eis ging es wieder weiter.


„Mittelalterliches Manhattan“ – nicht zu Unrecht, auch die beiden Türme erinnern ein wenig an die legendären Twin Towers


Dass es sich um einen Wohnturm handelt, konnte man im Inneren erkennen

Nächstes Etappenziel war Siena, neben Florenz und Pisa wahrscheinlich die bekannteste Ortschaft in der Toskana. Auch hier präsentiert sich das Stadtzentrum mit vielen historischen Bauten und typisch italienisch engen Gassen. Allerdings merkt man hier schon ein wenig, dass man sich in einer größeren Stadt befindet. Es gibt Straßenverkehr, größere Einkaufspassagen und im Allgemeinen kommt das Leben etwas hektischer daher. Neben dem Dom galt es auch den Piazza del Campo, den zentralen Platz Sienas einen Besuch abzustatten. Prägnantestes Bauwerk ist der Palazzo Publico mit seinem 102 Meter hohen Turm, welcher gegen ein erschwingliches Entgelt bestiegen werden kann. Von oben hat man einen hervorragenden Überblick über die Stadt und das toskanische Umland.




Blick vom Torre del Mangia über Siena und die Toskana

Nach der Turmbesteigung wurde am Marktplatz noch eine wohlschmeckende Pizza genossen.

Mittwoch, 04.04.18

An diesem Tag sollte die Hauptstadt der Toskana besichtigt werden. Zur Anreise nutzten wir die stündlichen Expresszüge, in Castelfiorentino kann man das Auto vergleichsweise günstig den Tag über am Bahnhof parken. Am mehrsprachigen Fahrkartenautomat wurde ein Ticket für Hin- und Rückfahrt für 33,50 € geholt. Sicherlich gibt es auch hier günstigere Angebote à la „Toskana-Ticket“ o.Ä. Etwa 10 Minuten vor unserem Zug erscheint zunächst der Zug nach Siena auf der Bildfläche.


D 445 1132 legt mit R???? nach Siena einen kurzen Halt in Castelfiorentino ein.

Der Zug war recht gut gefüllt, äußerst positiv fiel mir die Fahrgastinformation bei Störungen im Betriebsablauf auf. Unserer Zug musste zwischen Empoli und Florenz einen mehrminütigen Stopp auf freier Strecke einlegen aufgrund eines Güterzuges ein oder mehrere Blöcke weiter, welcher anscheinend Anfahrprobleme nach dem Vorbeilassen eines Personenzuges hatte. Die Information erfolgte zügig und sowohl in italienischer als auch englischer Sprache. In Florenz am Bahnhof Santa Maria Novella, dem größten und bedeutendsten Bahnhof benannt nach der nahegelegenen Kirche, angekommen, war mein Vorhaben eigentlich ein wenig den Bahnverkehr und verschiedene Fahrzeugtypen auf Chip zu bannen. Leider gibt es personell besetzte Sicherheitsschleusen vor jedem Bahnsteig, sodass dieses Vorhaben nicht umgesetzt werden konnte.
Über Florenz muss ich wahrscheinlich nicht viele Worte verlieren. Äußerst beeindruckend ist der Dom Santa Maria del Fiore. Zumindest von außen. Die langen Schlangen an den verschiedenen Eingängen sowie die horrenden Eintrittspreise schreckten uns dann doch zu sehr ab. Stattdessen wurde ein ausgedehnter Stadtrundgang vorgezogen.


Der Ponte Vecchio - darauf finden sich eigentlich nur Schmuckgeschäfte


Eine schöne Aussicht auf Florenz bietet der Piazzale Michelangelo

Die Bilder zeigten bereits, dass das Wetter an diesem Tag eher in die Kategorie trist und grau eingeordnet werden konnte. Aufziehender Regen unterstrich dies, aber da saßen wir schon wieder im Zug Richtung Castelfiorentino.

Donnerstag, 05.04.18

Für diesen Tag hatten wir keinen festen Plan. Das Wetter war noch recht grau, aber ein Gros der Meteorologen versprach üppigen Sonnenschein ab den Mittagsstunden. Eisenbahnfotografie, Familienausflug und Sehenswürdigkeiten lassen sich äußerst gut in der „CinqueTerre“ verbinden. Dies bezeichnet 5 Ortschaften entlang eines mehrere Kilometer langen schroffen und steilen Küstenabschnitts der italienischen Riviera zwischen La Spezia und SestriLevante mit Nationalpark- und Weltkulturerbestatus, welche durch die Bahnstrecke Genua-Pisa im dichten Takt verbunden sind. Dies ist insbesondere in den Sommermonaten vonnöten, um den Massen an Touristen Herr zu werden.

Während der Hinfahrt waren noch keine größeren Auflockerungen am Himmel zu erkennen, in den Bergen Liguriens hingen dunkle Wolken und kurz vor La Spezia kam es sogar zu einem kleinen Regenschauer. In La Spezia wurde die „CinqueTerre-Card“ erworben, mit welcher ganztags die Bahn zwischen Sestri Levante und La Spezia genutzt sowie Eintritt in Sehenswürdigkeiten der Ortschaften erlangt werden kann. Im Schnitt drei Züge pro Stunde und Richtung befahren den beinahe ausschließlich im Tunnel befindlichen Streckenabschnitt. Wir stiegen als erstes in Monterosso al Mare aus, dem nordwestlichsten Dorf der CinqueTerre, welches als einziges auch einen nennenswerten Badestrand aufweist. Der eigentliche Ortskern wird östlich vom Bahnhof mittels einer Brücke passiert, welche von einem gut ausgebauten Weg entlang der Küste gut beobachtet und fotografiert werden kann. Inzwischen machten auch die Wolken, zumindest die für den Sonnenschein relevanten entfernt vom Festland, mehrund mehr Platz. So konnte ein Regionalzug und ein IC, welche die Strecke zusätzlich im ungefähren 2-Stunden-Takt befahren, zufriedenstellend fotografiert werden.


Die Regionalzüge, wie hier R 23466 nach La Spezia, werden alle mit E 464 und unterschiedlichen Wagengarnituren gebildet, die Lok zieht dabei Richtung Genua

Vom dem gegenüberliegenden Felsen bietet sich ebenfalls ein hervorragender Blick auf die Ortschaft und das Viadukt. Hier wurde auch dem in Italien sehr verehrten Franz von Assisi ein Denkmal errichtet. Sehr schön war, dass sich inzwischen kaum noch Wolken vor der Sonne befanden, während auf dem Festland weiterhin noch recht dunkle Schwaden herumwaberten. So wanderten ein paar Regionalzüge auf den Chip. Läuft man den Weg wieder runter Richtung Ort, ergibt sich auch noch ein Blick.


Zahlreiche Denkmäler erinnern an die besondere Wertschätzung, die „San Francesco“ den Tieren als Teil der Schöpfung zukommen ließ - sein Gedenktag ist nicht von ungefähr der gleiche wie der internationale Welttierschutztag


Auch die Monocabina fallen mehr und mehr in den silbernen Farbtopf, während die Wagengarnitur noch im XMPR-Schema daherkommt


Geht auch andersherum – eine XMPR-farbene E 464 schiebt eine silberne Vivalto-Garnitur in Richtung La Spezia

Mit dem nächsten Regionalzug wurde Monterosso verlassen und nach Manarola umgesetzt. Nach einer Ortsbesichtigung und dem Besuch einer Fischgaststätte sollte dem wohl bekanntesten Motiv der CinqueTerre ein Besuch abgestattet werden. Eine kleine Aussichtsterrasse bietet einen vorzüglichen Blick auf den modellbahngerecht in einer Kurve zwischen zwei Tunnel liegenden Haltepunkt Manarola. Neben einigen Regionalzügen sollte hier auch noch ein spezieller Fernzug ins Archiv wandern. Unter der Bezeichnung „Frecce“ firmieren die Hochgeschwindigkeitszüge der Trenitalia. Diese gibt es in mehreren Abstufungen: rot, silber und weiß mit sinkender Wertigkeit. Auf der Achse Genua-Rom werden täglich 6 Frecciabianca-Zugpaare entlang der Mittelmeerküste angeboten. Dabei kommen ausschließlich die Pendolino-Triebzüge der Reihe ETR 460 zum Einsatz.


FB 8670 hat seine Fahrt 13.57 in Roma Termini begonnen und wird diese 20:35 in Milano Centrale beenden, wenn er die knapp zehnminütige Verspätung wieder hereinholt

Im Prinzip hätte man hier noch länger verweilen können, aber die Cinque-Terre-Card wollte nochmal genutzt werden, denn wir hatten ja erst zwei der fünf Ortschaften gesehen. Also wurde der nächste Regionale bestiegen und in Vernazza wieder verlassen. Hier konnte eher zufällig sogar noch IC 1586, welcher die südtoskanische Stadt Grosseto mit Mailand verbindet, festgehalten werden.


Etwa 2-3 Sekunden hat man Zeit auf dem kurzen freien Stück Strecke inVernazza auszulösen

Nun stand dem entspannten Genuss des Sonnenuntergangs nichts mehr im Wege, außer vielleicht eine Landzunge bei Monterosso. Also wurde erneut die Stellung gewechselt. Mit der Fahrt nach Riomaggiore konnten wir auch Dorf vier von fünf abhaken. Etwas Geduld in Anbetracht der sich rasch der Meeresoberfläche nähernden Sonne musste beim Warten auf den Zug am Haltepunkt Vernazza aufgebracht werden. Ein etwas verspäteter Intercity wurde unserem Regionalzug vorgezogen und bretterte unter lautem Signalgeräusch durch die größtenteils im Tunnel liegende Station. Im Sommer wird es auf den schmalen Bahnsteigen äußerst eng, Hinweisschilder mahnen die gesamte Bahnsteiglänge zu nutzen, nicht nur die paar Meter im Freien.


Aus dem Berg taucht E 464 614 am Bahnsteig von Vernazzaauf und wird gleich wieder in einem verschwinden

Nun stand dem entspannten Genuss des Sonnenuntergangs aber wirklich nichts mehr im Wege. Ab etwa 20:00 Uhr wird auch der Takt der CinqueTerre deutlich ausgedünnt, so hatten wir auch noch ein wenig Zeit die beleuchteten Gassen des Fischerdorfes zu beschreiten. Um die Sightseeingtour der letzten Tage standesgemäß zu beenden, wurde dem berühmten schiefen Turm noch ein kleiner spätabendlicher Besuch abgestattet. Auch jetzt tummelten sich immer noch zahlreiche Menschen amPiazza deiMiracoli.


Sonnenuntergang über dem ligurischen Meer


Fast so schief wie die Kirche in Bad Frankenhausen – der Campanile des Doms von Pisa

Demnächst geht es dann nochmal mit etwas weniger Sightseeing, dafür mehr Eisenbahnfotografie weiter.

Danke für die Aufmerksamkeit und viele Grüße
björn

Wunderbarer Bild-Bericht mit Drumherum.

Ja, es gibt durchaus auch schiefere Türme, hier bei uns um die Ecke.



Sollte das Bild hier die Beitragsthematik stören, nehm ich es wieder raus.