Um die Region stärker an die Großstadt anzubinden, gibt es Pläne, die alte Bahnstrecke nach Geithain wieder in Betrieb zu nehmen. Doch noch ist nichts entschieden.
Von Franziska Pester und Franziska Muth erschienen am 26.05.2018
Rochlitz. In Rochlitz in den Zug ein- und am Leipziger Hauptbahnhof wieder aussteigen: Die Idee für eine Bahnverbindung in die Großstadt wird konkreter. Dafür müssten die alten Bahngleise zwischen Rochlitz und dem Knotenpunkt "Grüne Tanne" wieder in Betrieb genommen werden, damit die Bahn über Geithain nach Leipzig fahren kann. Ob sich das lohnt, will die Stadt noch dieses Jahr analysieren lassen.
"Wir möchten eine Machbarkeitsstudie erstellen lassen. Das haben uns die Verkehrsverbände in Chemnitz und Leipzig empfohlen. Damit können wir das Vorhaben mit Fakten unterlegen", erklärt der Rochlitzer OB Frank Dehne (parteilos). Ermittelt werden soll neben den Kosten für die Wiederinbetriebnahme und der Zeit, die das in Anspruch nehmen würde, auch, wie viele Menschen die Bahn nutzen könnten, wie lang die Fahrtzeit wäre und ob es am Bahnhof genug Parkplätze für Pendler gibt. Demnächst sollen die Rochlitzer Stadträte über die Erstellung der Studie beraten.
Wie die Zuganbindung umgesetzt werden könnte, dazu gibt es konkrete Vorstellungen: Der Zug würde über eine Anbindung im Bereich "Grüne Tanne" nach Geithain fahren und von dort nach Leipzig. Dafür sind Umbauarbeiten an den Gleisen notwendig, damit die Bahn auf die Gleisspur Chemnitz-Leipzig wechseln kann. Eingesetzt werden soll eine S-Bahn, wie sie schon zwischen Geithain und Leipzig fährt. Ob sie elektrisch oder mit Diesel betrieben wird, ist offen. Die Entscheidung des Bundesverkehrsministeriums, ob die Strecke Chemnitz-Leipzig elektrifiziert wird, steht aus.
"Die Elektrifizierung sollte höchste Priorität haben, obwohl die Anbindung an die Strecke auch möglich wäre, wenn die Elektrifizierung nicht erfolgt", sagt der Chef der Grünen-Fraktion im sächsischen Landtag, Wolfram Günther aus Schwarzbach, der die Bahnverbindung seit langem fordert.
Aus Sicht des Rochlitzer OB bringt die Verbindung nach Leipzig Vorteile für die gesamte Region. Bislang müssen Bahnreisende erst per Auto oder Fahrrad nach Narsdorf oder Geithain fahren, um dort in die Bahn nach Leipzig zu steigen. "Es ist wichtig, die Mobilität der Menschen im ländlichen Raum zu fördern", sagt Dehne. Ein funktionierender Nahverkehr sei zudem notwendig, um die Stadt als Wohnort attraktiv zu machen. "Außerdem würde der Tourismus gestärkt. Denn mit der Bahn kommen womöglich mehr Tagestouristen aus Leipzig", so Dehne. Weiterhin könnte Rochlitz als Schulstandort attraktiver werden, wenn er schnell von Borna oder Bad Lausick aus zu erreichen sei, so der Noßwitzer Mike Speer, der sich ebenfalls für das Projekt engagiert. Er selbst fahre oft privat und beruflich mit der Bahn und würde die Verbindung bis Leipzig und von dort aus weitere Züge nutzen.
Damit Reisende nicht am Rochlitzer Bahnhof stehen bleiben, gibt es laut dem OB Gespräche mit dem Verkehrsunternehmen Regiobus. Die Idee: der Bahnhof wird zur Schnittstelle mit dem Busverkehr, sodass Passagiere von der Bahn in einen wartenden Bus steigen können.