im Juli war es wieder an der Zeit für die traditionelle Vater-Sohn-Eisenbahn-Sommerreise. Das Reiseziel stand mit Tschechien wie so oft sehr schnell fest. Es kündigen sich zum Fahrplanwechsel im Dezember 2019 große Veränderungen im Nachbarland an. Mehrere private Betreiber (u.a. Arriva, RegioJet oder LeoExpress) übernehmen Leistungen im Nah- und Fernverkehr. Wir wollten an unseren Tagesausflug im Juni anknüpfen und noch einigen Strecken unsere Aufwartung machen, die wir bis jetzt noch nicht bereist hatten. Ziel war es natürlich, so viel wie möglich im alten Bautzener UIC-Y Wagen unterwegs zu sein. Diese sind für mich der Innbegriff des Reisens mit der Bahn und ich bin froh, noch immer im Nachbarland mit diesen Wagen planmäßig in Regelzügen mitfahren zu können.
Vor der Rundfahrt hatte mein Vater die Bitte, nicht länger als 2 Tage unterwegs zu sein. Dies erschwerte natürlich etwas die Planung, hatte ich doch meine Vorstellungen, welche Züge und Strecken unbedingt bereist werden sollten. Am Ende brachte ich in 2 ½ Tagen fast alle meine Ideen unter. Die ersten beiden Tage waren vollgestopft, es gab einen engen Zeit- und Fahrplan, welcher aber immer Reserven für Unvorhersehbares hatte. Am 3. Tag war dann nur noch ein leichtes ausschwimmen angesagt.
18.07.2019
Wir starteten unsere Rundfahrt in Chemnitz-Hilbersdorf. Um 07:34 Uhr brachte uns MRB 1440 216 als RB 74073 pünktlich nach Dresden Hbf. Wir hätten auch mit dem folgenden RE ab Chemnitz Hbf fahren können, aber mir waren 7 Minuten Übergang in Dresden zu unsicher. Die Landeshauptstadt erreichten wir 08:50 Uhr, wechselten zum Bahnsteig und warteten auf den EC 171 „Berliner“ aus Berlin nach Praha.
Mit MRB 1440 216 als RB 74073 begann unsere Rundfahrt in Chemnitz Hilbersdorf.
Einfahrt von ČD 193 298 „Fidorka“ mit dem EC 171 „Berliner“ in Dresden Hbf.
Mit 7 Minuten Verspätung erreichte der Zug Dresden Hbf und setzte seine Fahrt 09:17 Uhr fort. Wir fanden im Wagen 257, einem Bmz245 (CZ-ČD 73 51 21-91 022-6), zwei Plätze. Nach 39 Minuten Fahrt kamen wir 09:56 Uhr mit noch 3 Minuten Verspätung in Děčín hl.n. an und stiegen aus. Als Fahrkarte hatten wir von Chemnitz ein First-Minute-Europe für zusammen 632 Kč (24,72 €) genutzt. In Děčín stand für mich erst einmal der Kauf eines Jízdenka na léto für 7 Tage für 790 Kč (31,71 €) auf dem Programm. Für meinen Vater als Generation 65+ lohnte es sich nicht. Mit einer Ermäßigung von 75% war er mit normalen Fahrkarten unterwegs.
Nachdem der Fahrkartenkauf erledigt war, wurde die Verpflegung im nahegelegenen Billa noch etwas aufgestockt. Anschließend begaben wir uns zum 3. Bahnsteig, denn hier stand unser nächster Zug bereit. Mit dem Os 6654 fuhren wir ins Lausitzer Gebirge. Pünktlich 10:35 Uhr setzte sich der RegioShark ČD 844 029 in Bewegung.
ČD 844 029 „Matěj“ als Os 6654 nach Rumburk in Děčín.
Die Fahrt führte u.a. durch das landschaftlich reizvolle Tal der Kamenice. Um 11:24 Uhr erreichten wir Jedlova und stiegen aus. Nach kurzem Aufenthalt auf diesem Bahnhof irgendwo im nirgendwo setzten wir unsere Reise 11:37 Uhr mit dem R 1105 „Bezděz“ (Rumburk - Kolín) fort.
Der Zug war sehr gut gefüllt, so dass wir nur einen Platz im Übergang zwischen Triebwagen und Steuerwagen fanden. In Nový Bor stieg dann eine Reisegruppe aus und wir konnten uns setzen. Hier warteten wir auf dem Gegenzug, welcher 10 Minuten Verspätung hatte.
Einfahrt von ČD 854 225 mit dem R 1105 „Bezděz“ im Jedlova. Links wartete ČD 854 202 mit einer Leerfahrt.
Blick auf den Ort Svor und das Lausitzer Gebirge.
Zugkreuzung mit dem R 1108 nach Rumburk in Nový Bor. Statt eines Triebwagen hatte ČD 754 061 Auslauf.
Um 12:22 Uhr erreichten wir Česká Lípa. Im Gegensatz zu unserem Tagesausflug im Juni blieben wir dieses Mal sitzen. Wir wollten auf der als R 22 bezeichneten Linie weiter fahren, wird sie doch Ende 2019 von Arriva vlaky s.r.o. übernommen. In Česká Lípa hl.n. begegneten wir bereits dem Nachfolger in Form von 845 201, welcher sich nach unserer Ankunft zu Schulungsfahrten auf dem Weg nach Rumburk machte.
Einfahrt in Česká Lípa hl.n. mit DB Arriva 845 201.
In Česká Lípa wurde an unseren R 1105 planmäßig noch ein Wagen angesetzt. Da im Triebwagen mittlerweile jeder Platz belegt war, wechselten wir in den Bdtn756 (CZ-ČD 50 54 21-29 346-3). Diese Entscheidung war genau richtig, blieb der Wagen nur mäßig besetzt.
Das Empfangsgebäude von Doksy.
Einfahrt in Mladá Boleslav hl.n..
Blick auf den Ort Syčina und das Kostel svatého Václava (Kirche des Hl.Wenzel).
Die Fahrt führte gemütlich durch Wälder, Wiesen und Felder. Um 13:54 Uhr erreichten wir nach 109 km mit 8 Minuten Verspätung Nymburk hl.n.. Eigentlich hatte ich geplant, von hier mit dem Rychlík aus Praha weiter über Hradec Králové nach Letohrad zu fahren. Drei Wochen vor unserer Fahrt wurde aber zwischen Poděbrady und Hradec Králové Schienenersatzverkehr angekündigt. Auf Bus fahren hatten wir keine Lust. Der Zeitpuffer gab es locker her und so wurde etwas um geplant.
Statt nach Osten fuhren wir erst einmal in Richtung Westen. Mit 10 Minuten Verspätung kam ČD 150 221 mit dem R 946 „Hradečan“ aus Poděbrady nach Praha hl.n. eingefahren. Direkt hinter der Lok lief als Wagen 373 ein Bautzener AB349 (CZ-ČD 51 54 21-29 346-3), Baujahr 1984, welchen wir nach der Abfahrt in Nymburk hl.n. 14:12 Uhr für uns allein hatten.
Einfahrt von ČD 150 221 mit dem R 946 „Hradečan“ in Nymburk hl.n..
Die Fahrt führte über die Strecke 060 nach Příčany und von da über die Strecke 010 weiter bis Praha-Libeň.
Fahrt über die Elbe in Nymburk. Die Brücke im Hintergrund hatten wir letztes Jahr besucht.
In Třebestovice führt die Strecke direkt entlang der Dorfhauptstraße durch den Ort. Quasi „Mit dem Schnellzug durch die Hecke“.
Vor Příčany erreichten wir die Strecke 010, die Hauptmagistrale im Tschechischen Schienennetz.
Nach 50 km erreichten wir 14:49 Uhr Praha-Libeň und stiegen aus. Wir wechselten den Bahnsteig und setzten unsere Rundfahrt 15:05 Uhr mit dem R 893 „Slovácký expres“, gezogen von ČD 371 001 fort. Diesen Zug nutzten wird bis Pardubice. Der Zug war sehr gut besetzt. Am Zugschluss im Wagen 365, einem Bee238 (CZ-ČD 61 54 20-70 513-4), fanden wir für die knapp einstündige Fahrt zwei Plätze.
Wir erreichten Pardubice hl.n. pünktlich 16:02 Uhr und fuhren direkt 16:07 Uhr mit dem RegioPanther ČD 440 009 als Sp 1852 weiter.
Einfahrt von ČD 371 001 „Lucka“ mit dem R 893 „Slovácký expres“ in Praha-Libeň.
RegioPanther ČD 440 012 als Os 6246 nach Hradec Králové hl. n. und ČD 440 009 als Sp 1852 nach Jaroměř in Pardubice hl.n..
Nach 16 Minuten Fahrt erreichten wir Hradec Králové hl. n. und hatten den Schienenersatzverkehr umfahren. Hier hatten wir mit 44 Minuten den längsten Aufenthalt an diesem Tag. Als Nächstes stand der R 935 „Hradečan“ auf unserem Plan. Dieser Rychlík ist der einzige durchgehende Zug von Praha nach Letohrad und die einzige lokbespannte Leistung auf dieser Strecke. Durch die Streckensperrung zwischen Poděbrady und Hradec Králové wurde der Zug erst ab hier eingesetzt und ich hatte etwas bedenken, dass nicht doch ein Triebwagen die Leistung übernimmt.
Meine Bedenken waren aber unbegründet. Um 16:42 Uhr stellte ČD 794 003 den Zug bereit. Dieser bestand zu meiner Freude komplett aus Bautzener UIC-Y Wagen. In der planmäßigen Wagenreihung ist normalerweise mit dem Halbgepäckwagen nur ein Wagen mit Übersetzfenster enthalten. Wir nahmen im Wagen 368, einem B249 (CZ-ČD 51 54 20-41 605-4) Baujahr 1981, Platz und hatten das Abteil auf der Fahrt für uns.
ČD 794 003 stellte den Zug am Hausbahnsteig bereit.
Herein in die gute Stube.
Die Besetzung des Zuges hielt sich in Grenzen, aus dem ankommenden Schienenersatzverkehr wollte nur eine Handvoll Personen noch mit. ČD 750 702 oblag die Aufgabe den Zug zu befördern und mit 2 Minuten Verspätung machten wir uns 17:07 Uhr auf die 62 km lange Etappe.
ČD 750 702 war für die Zugleistung eingeteilt.
Die Strecke folgt dem Tal der Divoká Orlice (Wilden Adler).
Triebwagenparade in Doudleby nad Orlicí. Einer passte nicht so richtig dazu.
Wir genossen die Fahrt entlang der Divoká Orlice (Wilden Adler) am offenen Fenster. Der Zug fuhr mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 45 km/h gemächlich durch eine schöne Landschaft und erreichte 18:30 Uhr pünktlich Letohrad. Der Bahnhof war eine Großbaustelle, trotzdem lief der Betrieb. In Deutschland wird da gern einmal für mehrere Monate der Verkehr eingestellt.
Ankunft in Letohrad. Der Bahnhof war eine Großbaustelle und wird gerade saniert.
Von Letohrad wollten wir noch einen Abstecher ins Adlergebirge (Orlické hory) nach Lichkov unternehmen. Die ČD setzt auf diesem Abschnitt derzeit noch relativ gemischtes Fahrzeugmaterial ein. Neben CityElefanten und RegioNovas sind auch klassische Wagenzüge im Einsatz.