Während der vergangenen vier Wochen war in Sachsen das Verlassen der Wohnung ohne triftigen Grund untersagt. Glücklicherweise blieb Bewegung an der frischen Luft im Wohnumfeld erlaubt, was das Hobby der Eisenbahnfotografie durchaus miteinschließt. Das Wohnumfeld wurde später gerichtlich auf einen 15-km-Radius definiert. Wie nicht anders zu erwarten, stellte sich mit Inkrafttreten der Beschränkungen eine langanhaltende Schönwetterphase ein und machten auch dem Eisenbahnfotografen die Entbehrungen im Kampf gegen das Virus bewusst. Hielt man sich an die Vorgaben, blieben weiter entfernte Fotoziele und -vorhaben unrealisiert, es musste vor der Haustür gewildert werden. Glücklich konnte sich schätzen, wer an einer abwechslungsreichen Strecke wohnt, bzw. überhaupt in der Nähe einer Strecke. So konzentrierte ich mich zwischen Homeschooling und Home-Office auf den Abwechslungsreichtum der Hausstrecke(n), der für gewöhnlich als überschaubar bezeichnet werden kann, aber während des „Lockdowns“ doch das ein oder andere Schmankerl bereithielt, hier ein kleiner Rückblick.
Die FEG-RegioShuttle weisen seit Kurzem auf ihr 20-jähriges Jubiläum hin, am 27.03.20 konnte bei fast sommerlichen Temperaturen während einer Radtour (15 km-Radius ermöglichen eine schöne 120 km-Runde um den Wohnort) „Hannah“ in Berthelsdorf festgehalten werden
Im Grunde nix besonderes, die letzte morgendliche S30 nach Dresden überquert den Colmnitzer Viadukt, jedoch war die Einstellung der Linie am 01.04.20 infolge des Fahrgastrückgangs kein Aprilscherz, ebenso wenig der Winter, der in Gestalt von zweistelligen Minusgraden und frisch gefallenem Schnee am 30.03.20 wie einst das Imperium gnadenlos zurückschlug
Wie bereits Globetrotter schrieb (www.eisenbahnforumvogtland.de), stellt ein leerer, nach Westen fahrender Autozug auf der DW ein kleines Kuriosum dar und auch ich hatte beim abermaligen Aufsuchen des noch nicht vom Laub verdeckten Colmnitzer Viaduktes im Rahmen einer erfolglosen Bärlauchsuche beladene Waggons im Sinn, aber 110 „043“ der PRESS sticht auch vor einem Leerzug heraus
Am 04.04.20, einem der wenigen Tage mit wolkigem Wetter, war 232 426 der NRE mit einer Wagenüberführung von Dresden nach Chemnitz ins SEM betraut und rückte im Freiberger Hospitalwald gemeinsam mit etwas Sonnenglück in den Sucher
Abwechslung auf der Hausstrecke bringen die häufigen Holzverladungen in Freiberg, leider zeigen sich sowohl die Zuführung von Leerwagen als auch die beladenen Züge oft lichtscheu. Auch am 08.04.20 war die Sonne schon hinter dem Horizont verschwunden, als die beiden CLR-Nohabs den Wegefarther Viadukt überqueren
Auch schon lange nicht mehr gesehen, der Leerkoks aus Glauchau, am 09.04.20 mit der IntEgro-155 bei Kleinschirma und sich stetig verschlechternden Lichtbedingungen, nachdem bis kurz zuvor kaum ein Wölkchen auszumachen war
Ein besonderes Schmankerl hielt die tägliche Übergabe von Freiberg nach Dresden-Friedrichstadt parat, befand sich doch vermehrt die noch in Bundesbahnfarben lackierte 290 371 im Einsatz. Am 15.04.20 passiert sie bei Hilbersdorf die zarten ersten Blüten der hiesigen Frühlingszeit
Nicht nur die Holzzüge bescheren Abwechslung, auch die Bespannung ist durchaus vielfältig. Nachdem CLR in den vergangenen Wochen die Nohabs und ein Doppel aus V100 und V180 schickte, stand am 18.04.20 die HVLE 246 001 an der Laderampe und wartete bzw. wartet auf Beladung
Alles in allem konnte man sich als Freiberger in den „Lockdown“-Wochen definitiv nicht über mangelnde Abwechslung beklagen und es war auch ganz angenehm, beim allerfeinsten Sonnenschein, ohne den Drang irgendwelche entfernteren Fotovorhaben umzusetzen, verstärkt um andere schöne Dinge des Lebens zu kümmern und sei es einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Ob dazu nach Corona noch Zeit sein wird?
Auch, wenn die strengen Ausgangsbeschränkungen am Montag enden, hoffe ich, dass trotzdem viele bzw. alle verantwortungsvoll mit den wiedergewonnenen Freiheiten umgehen.
Viele Grüße und, auch wenn es inzwischen abgedroschen klingt, verliert es doch nicht an Aufrichtigkeit, bleibt gesund! björn