Kürzlich kam man über das O-Bus-Thema bzw. Škoda in Horní Žďár auch auf die Bahnstrecke nach Jáchymov in den Austausch. Und mir fiel ein, dass ich da zumindest Bilder von dem Bähnchen hätte. Erwartet aber nicht zu viel. Ich war über die Ausbeute damals selbst enttäuscht, aber lest gern weiter.
Die nur 8 km lange Bahnstrecke hinauf ins Erzgebirgsstädtchen wurde Ende 1896 eröffnet, verzeichnete verkehrlich einige Höhen und Tiefen, wurde aber schließlich bereits im Sommer 1957 abgewickelt. Entsprechend wenig Fotos sind generell bekannt. Was nach 1957 blieb waren allerdings die ersten ca. 3,5 km bis zur Anschlussbahn von Škoda in Horní Žďár, welche kurz hinter dem ehemaligen Haltepunkt Dolní Žďár in Fahrtrichtung/Kilometrierung rechts abzweigte. Wenn man Wikipedia Glauben schenken darf, wurde die Bedienung der Anschlussbahn zum 30. Juni 2004 eingestellt. Mich verschlug es dann erstmalig 2009 an die Strecke, da irgendwo die Info von deren Abbau durchschlug und so wollte (oder besser hätte) ich zumindest gern einen (Ab-)Bauzug dortselbst aufgenommen. Eine Spätschicht ließ es zu, dass ich mich am Vormittag des 5. August in Ostrov am Penny einfand.
01) Zirka am Kilometer 1,3 | Ostrov nad Ohří (zastávka) / Blick nach Norden gen Jáchymov Auf Höhe des heutigen Penny-Marktes (ja, der ist tatsächlich auch 2024 noch dort, es gibt nun aber deren zwei) schweißte man die Schienen entzwei. Ein Bagger war neben den Gleisen am Werkeln. Und man sieht auch, dass ein paar Äste weggeschnitten wurden, um mit Schienenfahrzeugen auf dem Gleis durchzukommen. Auf dem Gleis selbst steht ein Kran der Gleisjoche verladen/aufnehmen kann (ich würde sagen, ein Art „Platow-Kran“). Am Kilometer 1,3 sollte sich auch der einstige „Stadthaltepunkt“ (Ostrov nad Ohří zastávka) befunden haben (wobei andere Angaben auch von Kilometer 2,0 sprechen), von dem aber nach über 50 Jahren Nutzungsbefreiung nichts mehr auszumachen war. Außer den Schweißarbeiten war nichts los und so fuhr ich mal zum „Hauptbahnhof“ weiter.
02) Unweit Kilometer 0,0 | Ostrov nad Ohří (Bf) / Blick nach Osten gen Vojkovice nad Ohří Am Bahnhof angekommen zog eine Lok der BR 74x gerade ein paar Wagen mit Gleisjochen ab - die Gleise auf der linken Seite sollten heute noch so existent sein und kommen/kamen direkt aus der Strecke von/nach Jáchymov, welche sich bereits ab dem Empfangsgebäude beständig in einer Steigung bis zu ihrem Zielbahnhof befand. Bei der Lok kann ich nur mutmaßen, dass es sich um eine 740er von OKD Doprava a.s. handelte, denn die Maschine setzte direkt mit den drei Wagen an die lange Leine, die rechts im Bild zu sehen ist, und entschwand keine zwei Minuten später gen Vojkovice. Da dies meine eigentliche Hoffnung auf ein Bildchen eines Bauzugs auf der Strecke zerstörte (es war ja anzunehmen, dass der Jochzug mindestens bis Kadaň-Prunéřov ging, eher weiter), trat ich an dieser Stelle mit einem kurzen Abstecher übers Rohlau-Tal (KBS 142) bereits die Rückreise an, um ein pünktlichen Arbeitsbeginn zu gewährleisten. Während der Spätschicht reifte aber der Gedanke, am nächsten Tag gleiches noch einmal zu versuchen. Die Idee war ganz simpel, einfach eher zu starten, dann könnte man den Jochzug sicherlich auf der abzubauenden Strecke erwischen und auch auf dem weiteren Weg das Egertal hinunter, wenn er denn täglich gleich fahren würde.
03) Zirka am Kilometer 0,3 | Ostrov nad Ohří (Bf) / Blick nach Norden Gesagt, getan. Ich war auch am 6. August unterwegs. Auch deutlich eher. Nur war an der abzubauenden Strecke überhaupt nichts zu sehen. Kurz hinter dem Bahnhof stand lediglich ein „Hybrid“-Bagger auf dem Gleis nach Jáchymov. Vom Jochzug war weit und breit nichts zu sehn. Meine Theorie war nun, dass der Jochzug an diesem Tag eben zeitiger gen Kadaň entschwunden wäre. So fuhr ich mal nach Vojkovice (dort nahm ich einen Schnellzug auf) und auch nach Stráž (dort wurde ein Regionalzug erlegt) immer in der Hoffnung den leeren Jochzug zu sehen und gleichzeitig in der Gefahr zu sein, diesen zu übersehen. Warum ich das damals tat? Wahrscheinlich war es in Ostrov zu langweilig und paar P-Züge konnte man so ja in jedem Fall abgreifen. Den Jochzug sah ich jedenfalls nirgends. Zurück in Ostrov war immer noch alles nahezu identisch.
04) An der Hauptbahn | Ostrov nad Ohří (Bf) / Blick nach Westen So nahm ich auf der Hauptbahn den Schnellzug aus Cheb mit, dem 363 071 vorgespannt war (R 615 nach Praha-Smíchov). Der Zug war leicht verspätet. Das nervte insofern, weil drüben an der abzubauenden Strecke nun irgendwie Bewegung aufkam. Aber wer würde heute sich heute nicht über einen komplett grün-weißen Schnellzug freuen?
05) Zirka am Kilometer 0,1 | Ostrov nad Ohří (Bf) / Blick nach Norden Als ich wieder auf der anderen Seite, war wieder erneut Stillstand. Der Zweiwege-Bagger hatte sich aber nochmal gut 200 m Richtung EG bewegt, Personal war aber erneut nicht (mehr) zu sehn.
06) Zirka am Kilometer 0,4 | Ostrov nad Ohří (Bf) / Blick nach Westen Weiter oben, wo die Bahn den Knick in Richtung Innenstadt und damit nach Norden macht, stand nun aber auch der „Platow-Kran“. Ggf. kann der auch selbst fahren oder wurde talwärts gerollt und wieder handgebremst. Auch hier kein Personal, aber er ließ sich dafür schön aufs Bild bringen. Der Kran gehört zu TSS, die auch heute noch im Bauzugdienst am schaffen sind. Leider war vom Jochzug und einer Lok aber weit und breit immer noch nichts zu sehn. Auch die Spätschicht drängte nun aufgrund der langen Rückreise wieder. Am Ende war der Kran mein letztes fotografiertes Bahnfahrzeug auf dieser Stichstrecke. Den Tags darauf hatte ich immer noch Spätschicht, aber das Wetter war nicht mehr so. Mittlerweile ist dort ein Radweg entstanden.
Ich hoffe, die paar wenigen Fotos finden gefallen. Ist auch schon wieder über 15 Jahre her. Gruß Tobias