Serbien - das Land in dem Züge sehr verspätet oder eben überhaupt nicht fahren! Bulgarien - das Land auf welches genau dieser Satz auch zutreffen sollte? Die Lösung auf diese Frage und die Fehler, die wir den Tag über begingen, hört ihr im Laufe und am Ende dieser Zeilen … ;-)
Mittlerweile ist es schon Dienstag und der 20. August. Ich weiß nicht mehr genau wie lang wir schliefen. Aber es war wohl einiges nach 6 Uhr als der Wecker schellte. Nachdem wir uns fertig machten, sagte Gunar, er habe ein Typhon gehört und dass wir wohl doch hätten eher aufstehen sollen. Weiter dachten wir uns erst einmal nichts. Dann fuhren wir mal Richtung Niska Banja, nicht ohne noch ein paar Stellen zu begutachten, die man vielleicht, eventuell, unter Umständen noch machen könnte. Im Stadtgebiet von Nis fanden wir aber nichts wirklich zufrieden Stellendes. Kurz nach 7 Uhr schlugen wir in Niska Banja beim Fdl auf. Dieser lud uns erst einmal zu einem Kaffee ein, den ich freundlich annahm. Das sollte aber schon der zweite Fehler gewesen sein, wie wir bald erfuhren. Denn nachdem in Seelenruhe der Kaffee bereitet wurde, bekamen wir erst dann beim Schlürfen unsere gewünschte Auskunft: Ein 47641 war um 6:35 Richtung Dimitrovgrad durch den Bahnhof gerollt. Jetzt war es eine Stunde später, die frische Kaffeetasse aber sehr heiß und noch lange nicht leer. Wir rechneten uns aus, dass wir den Zug zwar wohl irgendwo bei Pirot einholen würden, die wichtigen und lichttechnisch günstigen Stellen dann aber alle gelaufen wären. Und so ließen wir uns dann doch Zeit für den Türkischen! Als wir so zum Auto schlenderten, waren wir etwas gefrustet und von Ideenlosigkeit geplagt, da talwärts auch kein Zug anlag. So blieben wir auf der Laderampe und warteten auf den Triebfix. Als die Schranken runtergingen, bog alsbald etwas Gelbes um die Ecke. Und es war auch kein Triebwagen.
621 105 mit PT 5903 in Niska Banja
Nach kurzer Beratung entschieden wir uns dann erneut Verfolgung aufzunehmen. Die Einfahrt zum Bahnhof Ostrovica verfehlten wir zum wiederholten Male. Zeit war aber trotzdem noch ausreichend.
621 105 mit PT 5903 bei der Fahrgastaufnahme
In Crvena Reka verteilten wir uns auf dem Bahngelände. Gunar blieb vorn am BÜ während ich mich wieder etwas erhöht auf der Laderampe postierte. Wir verhafteten den Zug dann noch ein weiteres Mal und kehrten dann nach Crvena Reka zurück um einen unter Umständen nachfolgenden Güterzug nicht zu verpassen.
621 105 mit PT 5903 kurz vor dem Halt in Cervena Reka
Rangierlok 621 105 mit PT 5903 zieht weiter ihres Weges
Als wir wieder in Crvena Reka aufschlugen, dampfte der Fdl gerade von dannen. In der folgenden Zeit beschäftigte sich nur die Bahnhofsmieze mit uns. Als der Fdl gefühlte fünf Stunden später wieder auftauchte, erfuhren wir nur, dass irgendwann ein Zug ab Dimitrovgrad fahren sollte. Wann? Unklar! Aus Nis war jedenfalls nichts zu erwarten. So fuhren wir nun wieder weiter hoch und wollten uns eine Stelle für den Personenzug suchen.
Bahnhofskatze von Crvena Reka
Zwischen Ciflik und Sinjak sahen wir uns mal die Brücke über die Nisava an, doch die ist ziemlich eingewachsen. Bei Crvencevo fanden wir eine große Wiese, die für einen seitlichen Schuss herhalten sollte. Gunar gefiel die Stelle gleich. Ich gab mich damit dann einfach auch zufrieden.
621 105 mit PT 5902 talwärts
Leider kommt hier das Graffiti nun besonders gut zur Geltung. Aber der Wagen war ja ohnehin auf beiden Seiten so wunderbar gestaltet. Der Güterzug konnte ja nun theoretisch relativ zeitnah hinterher kommen, malte sich Gunar aus. Weit Richtung Dimitrovgrad zu fahren, war ohnehin nicht so sinnvoll, da der Himmel dort zwischenzeitlich fast gänzlich dicht gemacht hatte. Um den Zug nicht zu verpassen, bogen wir also kurz hinter Stanicenje auf die alte Straße ab und schon am ehemaligen Haltepunkt Sopot stießen wir unvermittelt auf den talwärts schleichenden Zug. Nun gab Gunar unserem Corsa mal wieder die Sporen. Wir wollten dann noch auf die Brücke hoch und es wurde zum Sprint angesetzt. Ich hatte ein klein wenig mehr Puste und schaffte es im Vollschatten noch abzudrücken. Ich belasse es beim Text … Bis Stanicenje (!!) waren wir wieder vorbei und schossen den Zug erneut, Sonne wäre beinahe gewesen. Irgendwo bei Crvencevo nutzen wir ein Feldweg-BÜ und standen ein paar Minuten schön in der Sonne. Der Zug war schon zu sehen und es wurde wieder finster. Gunar hatte die Muse abzudrücken, ich nicht. Einen weiteren Versuch wollten wir wagen. Der Zug brauchte eine Ewigkeit bis Bela Palanka, aber jetzt gab’s sogar wieder voll Sonne.
661 119 mit ihrem Gemischtwarenladen Richtung Nis
Jetzt schauten wir noch richtig hoch bis Dimitrovgrad. Es standen zwei Züge da. Beide bespannt Richtung Bulgarien, einer mit BDZ und der andere mit was Privatem, was nach englischer Lokomotivbaukunst aussah. Ich hatte dann die Idee einfach nach Dragoman rüber zu schauen. Licht müsste passen, die zwei Güterzüge könnten kommen. Und der Fahrplan für die KBS 100 (siehe [HIER ]) verhieß alsbald auch einen Personenzug von Sofia nach Dragoman. Ansonsten war die Idee völlig unvorbereitet. Karten hatten wir keine und die Schilder mit der Vignettepflicht hinter dem Grenzübergang ignorierten wir auch mehrfach gekonnt. Sonst verlief der Grenzübertritt flott. Bis Dragoman gab es keine außerordentlichen Stellen und schließlich landeten wir auf der Fußgängerbrücke über dem dortigen Bahnhof. Die P-Züge mochten nicht auftauchen (erst zwei Wochen später war mir der Denkfehler aufgegangen: Zeitversatz … Bulgarien hat OEZ!!) und den Güterzug ließ ich ins Quertragwerk fahren.
Blick auf Dragoman
Ein Bild von Dragoman war vor Langeweile auch drin. Und die E-Lok erlegte ich dann zumindest beim Umsetzten noch, während Gunar dem „Spektakel“ nur sichtlich unberührt beiwohnte.
43 5263, die vom Zug aus Dimitrovgrad abging und auf ein anderes Gleis umsetzte
Nun war in Dragoman das Licht wieder aus und wir wollten wieder zurück. Unweit des Grenzübergangs zweigt eine Güterbahn Richtung Kalotina Stadt ab. Dort stand ein Kutter mir einem Kohlezug in bester Sonne. Ein Trampelpfad ging auch über das Hauptgleis hinüber. Also Auto abgestellt und hinüber. Wir waren noch nicht einmal übers Gleis, da erblickte uns dummerweise eine Streife der „Border Police“. Jetzt wurde es für heute aber wirklich blöd. Als wir unser Ansinnen erklärten, bekamen wir erklärt, dass das verboten ist. Außerdem bekamen wir natürlich als Deutsche mir serbischem Kfz auch noch die Fahrzeugpapiere auseinander genommen. Wir waren froh, dass die nicht vorhandene Vignette nicht entdeckt wurde und so trollten wir uns dann schleunigst von dannen. Der Tag fand nach sinnloser Warterei am Grenzübergang wegen irgendwelcher Engländer und sonstwas ein jähes Ende. Bei Zeljusa warteten wir bis die Sonne hinter den Bergen verschwand ohne dass der letzte Personenzug nach Dimitrovgrad gekommen wäre. Dieser begegnete uns dann bei Gradiste und war sogar wieder ein 711er. Dieser hatte aber auch schon wieder deutlich plus auf der Uhr.
Schlussendlich muss man festhalten, dass wir an diesem Tag einfach in ziemlich jeder Situation die falsche Entscheidung getroffen haben, angefangen mit der Austehzeit. Aber sowas gibt’s eben auch. Morgen wird’s ja besser!