Nachdem wir am Vortag die Strecke 80 ausgiebig beackert hatten, war das Ziel für den heutigen, für mich letzten kompletten Tag in Serbien klar: Belgrad. Morgen früh muss ich wieder zurück nach Deutschland fliegen, so dass wir am Abend in der Nähe des Flughafens sein müssen. Gunar wird noch zwei Tage länger in Belgrad sein. Nur wie kommen wir nun am dümmsten nach Belgrad. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die Entscheidung fällt uns aber nicht sonderlich schwer. Von Anfang an war für die Reise auch die Region um Zajecar eingeplant, deshalb wollen wir wenigstens den letzten verbleibenden Tag nutzen, dorthin einen Abstecher zu machen und dann "hinten herum" durch die Berge nach Belgrad zu fahren.
Nach dem Frühstück im Hotel (Brot und Aprikosenmarmelade, was sonst) fahren wir los. Der Fahrplan verzeichnet für den Vormittag eine Triebwagenfahrt nach Zajecar, die wir zumindest ein Stück verfolgen wollen. Vorausgesetzt sie fährt. Unser erstes Ziel ist der Bahnhof Gramada, wo wir nähere Informationen einholen und nach einem eventuellen Güterzug fragen wollen. Am Bahnhof angekommen, stellen wir erstaunt fest, dass dieser gar nicht mehr besetzt und schon längst aufgelassen ist. Fragen geht hier also nicht und wir müssen deshalb einfach abwarten. Wir vertreiben uns die Zeit mit ein paar Fotos der Bahnhofsanlagen. Als nach einer ganzen Weile nichts kommt, beschließen wir, dass der Zug ebenfalls ausfällt und fahren weiter. Dass dies richtig ist, sehen wir kurz vor Svrljig, als uns einer der neuen russischen Triebwagen entgegenkommt. Da Kreuzungsmöglichkeiten fehlen, kann nun aus Richtung Nis erst einmal eine ganze Weile nichts mehr kommen.
Das schmucke Empfangsgebäude des Hp Gramada
Ein paar Schritte weiter Richtung Tunnel eine Art Dreh-„Scheibe“ für einen Skl oder ein Draisine
Wir lassen den Russentriebwagen fahren und steuern Zajecar direkt an. Wir wollen nicht zu viel Zeit verlieren, denn für den Mittag haben wir einen Fixpunkt: eine Triebwagenfahrt von Majdanpek nach Zajecar und eine dazu passende Fotostelle. Wir erreichen diese gut in der Zeit, obwohl wir vom Parkplatz bis zum Fotopunkt noch ein ganzes Stück laufen müssen. Die Sonne scheint auch noch, obwohl die Wolken dichter werden und immer mehr quellen. Aber immerhin kommt der Triebwagen und das mit ganz akzeptabler Verspätung (+20). Das erste Zugfoto des Tages ist damit im Kasten.
710 001 alias PT 2753
Und nochmal an vorgerückter Stelle
Gleich in der Nähe liegt einsam diese Bauernhütte in den ostserbischen Bergen.
Als nächstes steuern wir Bor an. Dort werden die Vorräte ergänzt und das Auto an der Tanke gefüllt und danach von allerhand Schmodder befreit. Auf der Hauptstraße der Bergarbeiterstadt steht einiges an schwerem technischem Gerät aufgebaut. Darunter auch ein paar Schienenfahrzeuge.
Denkmal eines kleinen B-Kupplers mit Satteltank in Bor
Grubenzug mit „Dorfjugend“
Am Bahnhof in Bor ist „Tote Hose“. Der Brzi scheint auch nicht mehr zu verkehren und so nehmen wir den Weg durch die zerfurchte Landschaft und machen auf dem nächsten Bergrücken ein gemütliches Picknick. Erst in Vlaole erreichen wir wieder die Bahnstrecke. Die dort auf einem dreigleisigen Betonviadukt ein kleines Seitental quert. Vlaole ist besetzt und es findet auch noch Güterverkehr statt. Der Weg führt uns dann am Bahnhof Majdanpek vorbei und über die komplett freie M24, begleitet von Regen- und Gewittergüssen, durch malerische Täler gen Belgrad. Kurz bevor wir die Autobahn erreichen, bitte ich Gunar noch einmal den Fahrplan für Pozarevac zu prüfen, denn die untergehende Sonne lugt nun wieder vereinzelt durch die Wolken und es scheint besser zu werden. In Kürze geht ein Zug nach Smederevo ab, also ist der Entschluss klar: Probieren! Als wir den Bahnhof erreichen wird gerade umgesetzt.
444 021 beim Umsetzen in Pozarevac
Abgestellt zwischen anderen Wagen auch das „Begleitfahrzeug“ für die Übergaben: 40 72 9505 021-2 SRB-ZS (Gattung Ut-z)
Und dann wird der Zug beim Esig in der untergehenden Sonne erlegt: PT 6762
Nun suchen wir unser Hotel auf. Und nach einer gemütlichen Dusche geht es in die Innenstadt in ein lecker Restaurant in der Kneipenmeile. Als Vorspeise gab es extra schon Balkan Food. Am nächsten Morgen bringt mich Gunar zeitig zum Flughafen und keine Stunde später bin ich in der Luft. Die Schleier nehmen dann immer mehr zu. Györ ist noch schön zu sehen, auch Bratislava, aber dann ist bis zum Berliner Ring (A10) unter uns nur noch alles weiß. In Tegel setzen wir pünktlich auf und der heimatliche Boden hat mich wieder. Mit dem Bus geht’s zum Hauptbahnhof wo ich noch ein Stündchen Zeit habe. Am Capital Beach genieße ich einen kühlen Cocktail und dann geht’s mit einer schönen Palette Zuggattungen (IC, RE, RB) nach Hause, denn dort wartet schon die Freundin, die gern mit mir am nächsten Tag den richtigen Urlaub beginnt.
Nicht mehr Serbien: „Mehdorn glavna“ vom Capital Beach gesehen