Mitte Juli war es wieder soweit, die jährliche große Bahnrundfahrt stand an. Nachdem im Dezember 2015 bekannt wurde, dass die DB ihre Nachtzüge komplett einstellt war schnell klar, wie die Reise beginnen sollte: Mit dem Nachtzug noch einmal ab Dresden. Viel Auswahl hat man dabei leider nicht mehr. Neben dem EN „Metropol“, welcher Berlin mit Budapest und Wien (auch 2017) verbindet, gibt es nur noch 2 weitere Verbindungen: Jeweils von Prag über Dresden nach Zürich oder Köln. Beide werden Ende 2016 eingestellt.
Die Wahl viel daher leicht: Zürich wurde das erste Ziel der Reise.
13.07.2016
Gestartet sind wir abends in Chemnitz-Kinderwaldstätte. Um 18:16 Uhr brachte uns die Straßenbahn nach Chemnitz Hbf. Der Start ab Kinderwaldstätte bot sich an, da auf Grund von Bauarbeiten die RE 3 nach Dresden eine halbe Stunde später ab Chemnitz Hbf verkehrte.
Nach kurzem Aufenthalt setzten wir unsere Reise mit RE 26987 um 18:29 Uhr nach Dresden Hbf fort.
Durch Bauarbeiten kam es planmäßig zur Überholung der RB 30 durch die RE 3 in Chemnitz Hbf.
Im Zug nach Dresden hatten wir wieder einmal Zeit, den Himmel zu beobachten. Da über den Drehgestellen kein Platz mehr frei war, nahmen wir im Niederflurbereich Platz. Bei den kleinen, hoch platzierten Fenstern ist der Ausblick bei 1,70 m Körpergröße eher eingeschränkt. Zudem hatten wir das Vergnügen, nur wenige Reihen weiter einen lautstarken Dauertelefonierer zu haben. Immerhin wusste dann der ganze Zug über ihn, warum er im Zug sitzt und was er die nächsten Tage dann noch vor hat Bescheid.
Pünktlich erreichten wir um 19:28 Uhr Dresden. Bis zur Abfahrt unseres Nachtzuges hatten wir noch etwas Zeit.
Durch eine baubedingte Umleitung hielt der Zug in dieser Nacht nicht in Erfurt. Dies schien der Anzeige aber egal zu sein.
Um 20:43 Uhr kam dann mein Lieblingsknödel 371 201 (ex DB 180 001) aus Prag eingefahren.
Bis Dresden verkehrten die Zugteile nach Zürich und Köln vereint. Die 371 201 und die ersten 6 Wagen fuhren als EN 458 „Canopus“ um 20:54 Uhr mit uns weiter nach Leipzig Hbf. Die letzten 4 Wagen wurden noch durch 3 Bim(d)z verstärkt und gingen um 21:07 Uhr als EN 456 „Kopernikus“ auf die Reise in Richtung Berlin und von dort vereint mit EN 446 „Jan Kiepura“ aus Warschau weiter nach Köln.
Einfahrt von 371 201 mit EN 458 in Dresden Hbf.
Der Zugteil nach Zürich bestand aus einem Ruhesessel- (Bpm 875), einem Liege- (Bvcmbz 249) und einem Halbgepäckliegewagen (BDcm 874) der DB sowie einen Schlafwagen (WLABmz 826) der CD, wo wir ein Double gebucht hatten. Am Zugende hingen bis Leipzig Hbf noch 2 Abteilwagen (Bomdz 236) mit dran.
Bereits im Februar hatte ich Online bei der SBB ein Sparnight für 79 Euro pro Person im Double erstanden. Das beste Angebot der DB auf dieser Verbindung lag bei 109 Euro pro Person.
Noch 2 Minuten bis zur Abfahrt. Zeit einzusteigen.
Unser Schlafwagenabteil Nr. 4, Plätze 22 und 26.
Wir brachten unser Gepäck ins Abteil und begaben uns direkt in den Nachbarwagen (Wagen 250). Dieser war ein Bomdz 236. Einst in einer Stückzahl von 112 Wagen ab 1991 beschafft, waren es die letzten Schnellzugwagen, die in Halberstadt für den IC-Verkehr neu gebaut wurden. Heute sind sie bei der DB nur noch im Nachtverkehr unterwegs. 17 Wagen sind beim Alex, 1er beim Bahn-Touristik-Express noch im Einsatz.
Die Fahrt bis Leipzig wollten wir am offenen Fenster mit etwas mehr Platz genießen. Das Schlafwagenabteil ist dann doch recht eng. Pünktlich setzte sich der Zug in Bewegung. Leider war der Himmel mit dicken Wolken zugezogen, Abendsonne nicht in Sicht.
Der Zustand des Bomdz 236 (D-DB 51 80 84-90 206-4) war nicht mehr der gepflegteste. Es geht unweigerlich dem Ende entgegen.
Am Abzweig Kottewitz bei Böhla ging es über die DE zur LD. Der Himmel riss kurz noch einmal auf.
Um 21:31 Uhr erreichten wir Riesa.
Von Riesa ohne Umsteigen nach Zürich. Bald ist es vorbei. Ach ja, Erfurt wurde wieder mit angezeigt.
Ankunft in Leipzig Hbf.
Fünf Minuten vor Plan erreichten wir Leipzig Hbf um 22:20 Uhr auf Gleis 12. Hier blieben die Wagen bis kurz vor Mitternacht stehen und warteten auf ihren Trägerzug. Die zwei Bomdz 236 wurden abgezogen und gingen am nächsten Morgen als IC 61470 nach Berlin. Die restlichen 4 Wagen wurden mit dem CNL 471 „Sirius“ von Berlin-Gesundbrunnen vereint, planmäßige Ankunft in Leipzig Hbf war um 23:36 Uhr.
Die Nachtzüge der DB sind eine der Letzten, die noch Namen tragen. Dabei werden Namen von Sternbildern oder einzelnen Sternen verwendet. Sirius (A) ist der hellste, Canopus der zweithellste Stern am Nachthimmel.
Die zwei Bomdz 236 am Zugschluss.
371 201 blieb in Leipzig am Zug und versorgte ihn mit Strom. Erst am nächsten Morgen ging es für sie zurück nach Prag.
Die planmäßige Abfahrt des Zuges wurde auf Grund einer geplanten Streckensperrung zwischen Eisenach und Erfurt in dieser Nacht von 23:59 Uhr auf 23:45 Uhr vorverlegt. Auch dies interessierte die Anzeige in Leipzig nicht die Bohne. Unser Laufweg führte uns über Sangerhausen, Nordhausen und Bebra nach Fulda. Die ersten 3 Stunden fuhr der Zug ohne Halt durch. In der Baustelleninformation war von bis zu 60 Minuten Ankunftsverspätung die Rede. Wir ließen uns überraschen….