Hallo, mit großer Verspätung präsentiere ich hier die „Ausbeute“ aus meinem Graubünden-Urlaub von Anfang Oktober. Mit meiner Familie konnte ich ein paar schöne Tage in Alvaneu und Umgebung verbringen und ein großes Augenmerk lag, wie eigentlich jeden Urlaub, auf der Eisenbahnfotografie. Das erklärt vielleicht auch das Ziel Graubünden, denn die Bündner Staatsbahn, die Rhätische Bahn, ist schon für viele Generationen Eisenbahnfotografen ein lohnenswertes Ziel gewesen. Viele ältere Fotografen meiden zwar inzwischen die Bahn und bezeichnen sie als Touristenbahn mit fahrenden Litfasssäulen, was natürlich ob des hohen Werbelokbestands der RhB nicht aus der Luft gegriffen ist, aber, als Vertreter jüngerer Jahrgänge kam ich nicht in den Genuss der, in abgewandelter Form eines Zitats des Altbundeskanzlers Kohl, Gnade der frühen Geburt. Aber auch mit fahrenden Werbeflyern bietet die RhB unzählige beeindruckende Motive und mit der schon feststehenden Umstellung der Albulaschnellzüge auf Wagenparks mit Steuerwagen sind dies Gründe genug der Bahn in der Ostschweiz einen Besuch abzustatten. Unsere Ferienwohnung befand sich in Alvaneu und lag somit in unmittelbarer Nähe zu den „Attraktionen“ der Albulabahn, dem Landwasserviadukt und dem spektakulären Abschnitt zwischen Bergün und Preda. Nach der Anreise am 03.10. über recht unerwartet volle Straßen zeigten sich am Morgen des 04.10. recht zahlreiche Wolken, so wurde ein gemütliches Frühstück vorgezogen. Danach waren tatsächlich Lücken in der Wolkendecke auszumachen und so ging es nach Bergün. Sehr beeindruckend ist nicht nur die Lage der Ortschaft, nachdem man sich schon durch ein steiles und enges Tal von Filisur nach oben gearbeitet hat, erwarten einen hier verhältnismäßig sanfte und grüne Hügel, flankiert von den steilen Hängen des Ela-Massivs. Nachdem das Auto vorschriftsmäßig geparkt wurde, ging es über nasse Wiesen hinauf bis der Blick auf den Ort und die unterste Ebene erreicht wurde. Nun waberten immer wieder mehr oder weniger dicke Wolken vor der Sonne herum. RE 1125 mit der für das UNESCO Weltkulturerbe Albula- und Berninabahn werbenden Beklebung versehende Ge 4/4 III 650 bekam aber reichlich Lux ab, als er gerade den Anstieg hinauf nach Preda in Angriff genommen hat.
Fünfzehn Minuten später stand der Bernina-Express auf dem Fahrplan, dieser fuhr aber leider im Dunkeln durch die Kehren. Und generell zog es sich wieder etwas mehr zu und so ging es über den Albulapass hinüber ins Engadin. Dessen Ruf, stets eine Sonneninsel zu sein, bestärkte uns, den Weg über die 2315 Meter hohen Pass in Angriff zu nehmen. Die Albulapassstraße endet auf Engadiner Seite in La Punt und dort gibt es auch gleich ein Motiv, zudem auch idealerweise ein Zug kam. Ge 4/4 II 622 versehen mit Werbung für die Hakone Tozza Eisenbahn, mit welcher die RhB eine langjährige Partnerschaft betreibt, zieht hier den Unterengadin-Regio R 1929 von Scuol-Tarasp nach Pontresina und hat gerade Madulain verlassen und….
…passiert einige Augenblicke später den kurz vor dem Bahnhof La Punt stehenden Fotografen.
Nun stand der Mittagsgüterzug von Landquart nach Samedan im Val Bever auf meinem persönlichen Fahrplan, ein Motiv, das eigentlich prädestiniert ist für den Zenit der Lärchenfärbung einige Wochen später, wenn die Hänge orange leuchten, aber Sachsens Herbstferien sind leider nicht darauf abgestimmt. Dennoch fand ich dort schon mehrere Fotografen vor. Und nachdem RE 1140 Richtung Albulatunnel durch war…
…tauchte auch sogleich der mit Ge 6/6 705 traktionierte G 5129 „Mischer“ auf.
Und dem nächsten Expresszug, dem mit der fürs Bündner Generalabo werbenden Ge 4/4 III 646 bespannten RE 1133, wurde auch noch Aufmerksamkeit geschenkt.
Danach wurde dem mondänen Engadiner Urlaubsort mal ein kurzer Besuch abgestattet und ein wenig kann man die schönen und Reichen schon verstehen, warum sie gerne hierher kommen. Am See in St. Moritz ließ es sich ganz bequem bis zum nächsten Eisenbahnprogrammpunkt aushalten.
Auf der Liste stand der Nachmittagsgüterzug G 5135 von Landquart nach Samedan am Standardmotiv in der Einfahrt Samedan. Die noch mit alten Lamben versehene Ge 6/6 II traktionierte diesen.
In der Einfahrt Samedan liegen die Strecke aus dem Unterengadin und die von St. Moritz kommende Berninabahn unmittelbar nebeneinander und so konnte kurz nach dem Güterzug R 1641, St. Moritz-Tirano, mit Abe 8/12 3507 an der Spitze verewigt werden.
Die Ge 6/6 II sollte kurz danach wieder mit getauschten Wagenpark zurückkehren, aber inzwischen zogen einige Wolken herein und so wurde dieser Zug, in welchem sich sogar ein Rangierdiesel zur Überführung befand ebenfalls ein Opfer der Wolken.
Schon beim Berninaregio war zu sehen, dass das Motiv für heute erledigt wurde, also wurde etwas weiter in Richtung Samedan spaziert und bei Punt Muragl die zumeist aus anderen Perspektiven gezeigte Fotokurve aufgesucht. Ohne Wolkenschaden konnte auch gleich Ge 4/4 II 615 mit R 1945 vor dem Talstationsgebäude der Standseilbahn zum Muottas Muragl abgelichtet werden. Im Anschluss wurde der neben der Talstation befindliche BBQ-Grill aufgesucht und für tauglich befunden, auch aufgrund der noch halbwegs verträglichen Preise. Nun stand noch ein avisierter Fotopunkt auf der Liste. Celerina bietet auch in Zeiten kürzerer Tageslichtdauer noch relativ lange Sonnenschein. Aber mit dem Sonnenschein war das so eine Sache, nun zogen immer heftigere Quellwolken durch das Tal, die auch die Strecke teilweise verdunkelten. Dabei stand doch der kombinierte RE 1149 mit den Wagen des GlacierExpress 902 an. Die Schranken senkten sich und der Auslösefinger war im Anschlag, nur leider kam und kam aus Richtung Samedan kein Zug, die Zeit war passend für den Zug aus Chur. Vollkommen vergessen hatte ich die RE Landquart-St. Moritz und retour, die inzwischen alle zwei Stunden das Rheintal mit dem Engadin verbinden. Als ich dies registrierte war ein Positionswechsel ausgeschlossen und so wurde RE 1358 „notverarztet“, was umso ärgerlicher war, da dem Zug eine der verbliebenen Ge 4/4 I vorgespannt war, wahrscheinlich als Ersatz für eine ausgefallene Lokomotive.
Nachdem der Zug an der Stelle durch und in Samedan angekommen war, läutete es erneut vom kleinen Feldweg-Bü und abermals betrat die UNESCO-Lok die Bühne mit dem RE aus Chur und dem GlacierExpress aus Zermatt am Ende des Zuges. Die schon angesprochenen Wolken verdunkelten leider die Ortskulisse von Samedan.
Nun stand noch der RE aus St. Moritz an und für diesen wurden ein paar Höhenmeter erklommen, leider war die Zeit wieder viel zu kurz und der wirklich gewollte Standort wurde nicht erreicht. Nichtsdestotrotz ein beeindruckender Anblick, wie die für den GlacierExpress werbende Ge 4/4 II 651 RE 1160 und GEX Leerwagen aus Celerina in Richtung Samedan beschleunigt.
Da die Schatten länger und die Wolken dichter wurden, verschwand das Interesse an weiteren Eisenbahnfotos und es wurde abermals über den Albulapass der Weg ins Quartier eingeschlagen. Ein schöner und aus bahnfotografischer Sicht erfolgreicher Tag näherte sich nun dem Ende.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit, die Bilder der weiteren Tage folgen demnächst auch hier.
sehr schöne Bilder von der Rhb. Da bekommt man direkt Lust, wieder dort hinzufahren.
Interessant zu wissen, dass es zu dieser Zeit dort auch nicht wolkenlos war. Ich war vom 3. bis 5.10. auch in der Schweiz, allerdings rund 100 Kilometer weiter westlich am Gotthard und Oberalppass, und musste mich ebenfalls mit Wolken herumärgern, wobei der 4.10. am Gotthard noch am "ungefährlichsten" war. Da war ich zwischenzeitlich schon am Überlegen, ob ich an die Rhb wechseln sollte.
Zur Ge 4/4 I am Engadin Star: Mindestens am 5.10. scheint eine Lok dieser Baureihe ein weiteres Mal den RE 1358 gezogen zu haben, zumindest war das der Stand am Vortag. Als Ersatz für eine ausgefallene Lok wäre das etwas zu weit im Voraus geplant, Lokmangel halte ich für wahrscheinlicher (im Oktober waren meines Wissens diverse Loks für Umbau- und sonstige Arbeiten in der Werkstatt, was teils zu Umlaufänderungen führte).