weil mir der Sinn nach Winter stand, ging es für drei Wochen mit Via Rail durch den Osten Kanadas. Los ging es in Toronto (und dann weiter nach Niagara Falls, London, Windsor, Kingston, Ottawa, Montréal, Québec City und Halifax).
In den ersten 24 Stunden hatte ich den Eindruck, der Trip stände unter keinem guten Stern: Mein IC zum Flughafen war 30 Minuten zu spät, bei der Airportsecurity hieß es auch eine halbe Stunde warten (die waren von Anzahl der Leute, die kurz vor Karneval fliegen wollen, irgendwie überrascht), der Flieger startete mit über einer Stunde Verspätung (als Folge der Unwetter über Brexitanien am Tag vorher), in Toronto fuhr der UP Express im 30- statt normalen 15-Minutentakt (wie ich später erfahren sollte, hatte morgens ein Ausfall der Leitstelle der Canadian National den Zugverkehr zum Erliegen gebracht) und das Hotel wollte mir Geld fürs Frühstück abnehmen, obwohl ich einen Inklusivtarf gebucht hatte (was sich aber dank meines Ausdrucks der Buchungsbstätigung zu meinen Gunsten klären lies). Nach dem Anfang, konnte es nur noch nach oben gehen - und das ging es dann auch ;-).
Nach dieser Vorrede, zu den Eindrücken aus Toronto (da war von Winter nichts zu spüren, sondern es herrschten 12° und meist Sonne). Ein kurzer Fährhüpfer hinüber nach Toronto Island erlaubt einen tollen Bild auf die Skyline mit dem Wahrzeichen "CN Tower"
Große Bahn
Zu dessen Füßen kann man den Bahnverkehr zur Union Station verfolgen. Ein Zug des Union Pearson Express, der zwischen Flughafen und Union pendelt (Einzelfahrt kostet 12 CAN-$).
Ein Zug von Via Rail (in der 150-Jahre-Kanada-Sonderlackierung) und im Hintergund ein Vorort-Zug von Go Transit (deren grüne 10-Dosto-Wagen-Garnituren, sind schon ein eindrucksvoller Anblick)
Steuerwagen von Go Transit
Einen kurzen Fußmarsch weiter, zieht eine Diesellok von Go vor Hochhauskulisse die Wagen zur Union Station
Im Hintergrund schleicht sich eine Straßenbahn durchs Bild (man beachte auch die verschieden Grünvarianten der Go-Wagen).
Via Züglein mit 4 Wägelchen trifft auf Go Lindwürmer
Go Züge warten auf ihren Einsatz in der abendlichen Rush Hour
Die Go-Kampagne zur mehr Sicherheit an Bahnübergängen regt zum Nachdenken an
Das Design der GE Genesis Lokomotiven gefällt mit einfach
Die Hauptarbeitstiere von Via sind aber die GMD F40PH - hier in der Anfahrt zur Union Station
Tram
Toronto hat ein recht großes Straßenbahnnetz mit einem gemischten Fuhrpark. Eher rustikal diese Bahn (im Hintergrund die anglikanische Kathedrale)
Tramway in the night, ...
Modell Rustikal-Gelenk (oder rote Tram trifft rotes Haus)
Bei den alten Bahnen steigt man vorne beim Fahrer ein und wirft sein Token (ja, sowas gibt es noch) in einen Einwurfschlitz. In neuen Bahnen kommt man nicht mehr dem Fahrer in Kontakt, sondern wirft sein Token in einen Automaten im Fahrzeug. Der spuckt dann ein Transfer-Ticket als sogenannten "Proof of Payment" (kurz POP) aus, damit man bei einer Kontrolle nachweisen kann, daß man gezahlt hat. Bei der Straßenbahn scheint die TTC (der Betreiber des ÖPNV) die Linien schrittweise mit der Umstellung auf die neuen Bahnen auch auf POP umzustellen. Auch in der Subway war man gehalten, sich ein Transfer zu ziehen, wenn man mit Token zahlt.
Neue Tram trifft alte Architektur
Neben Tokens gibt es noch Presto-Smartcards für Pendler und Tageskarten (sogenannte Passes) entweder auf Papier oder per App. Bei der Papiervariante rubbelt man den Tag frei, andem man den Pass nutzt. Links der jungfräuliche Pass, rechts in Nutzung und im Hintergrund die App-Variante (die habe ich am ersten Tag genutzt, weil ich mir dem Gang zum Schalter nach der Ankunft ersparen wollte). In der Subway kommt man mit Pass (auch auch App) - im Gegensatz zu Presto und Token nicht durch die Drehkreuze - sondern muß immer am Schalter vorbei und vorzeigen. In der Straßenbahn kann damit aber (wie mit Presto) einsteigen wo man will, weil Pass und App als POP zählen.
Regelmäßige Kontrollen, ob man sein POP dabei hat, gab es im Verbindungsgang von der (unterirdischen) Tramstation zur Subway an der Union Stattion, weil man auf diesem Weg ohne Drehkreuz zur Subway kommt.
Subway
Nachdem die Subway schon ein paar Mal erwähnt wurde, jetzt ein paar Bilder. Da das Netz auch oberidische Teile hat, ließen sich die Züge bei natürlichem Licht ablichten. Ein Zug der neueren Bauart (Toronto Rocket genannt) in der Anfahrt auf "Davisville" (Linie 1)
An der Station liegt ein Depot. Dieser Zug schlängelt sich zur Abstellung
Blick die Gleisanlagen des Depots
Gleich heißt es abtauchen gen Downtown
Zugkreuzung auf der Linie 1
Die Halteansagen waren lustig, weil der Name der Station immer doppelt genannt wurde: "The next station is Queen (kurze Pause) Queen Station". Ein Blick in Innere
Säulenkunst in der Haltstelle "Museum"
Das Gebäude des nahgelegenen "Royal Ontario Museums" ist auch ein echter Hingucker
Auf der Linie 2 fahren ältere Fahrzeuge. Hier in der Anfahrt auf "Warden"
Randnotiz: Subway und Straßenbahn in Toronto fahren nicht mit Normalspur, sondern mit Spurweite 1495 mm.
An die Linie 2 schließt die "Scarborough Rapid Transit"-Linie (kurz RT) an (auf einer geschmackvoll in die Landschaft geknallen Hochtrasse). Einige Züge waren blau lackiert
Es gibt seit Jahren Diskussionen, wie mit der RT umgegangen werden soll, weil die Kapazitäten nicht mehr ausreichen und sie ein Fremdkörper ist, weil sie nicht zum restlichen Subwaynetz kompatibel ist (wenn man Wikipedia glauben darf, war die Technikauswahl damals eher nach politischen, denn verkehrtechnischen Kriterien erfolgt). Auch werden die eingesetzen Fahrzeuge von Bombardier nicht mehr gebaut, die Nachfolgemodelle würden große Umbauten der Stationen erforden. Daher soll die Subwaylinie 2 (um eine Station) bis Scarboruogh verlängert werden (aber nicht über die aktuelle RT Trasse, sondern mit einem anderen Streckenverlauf) - die ganze Nummer hat aber ein Millarden-$-Preisschild. Ursprüngliche Pläne der Erschließung von Scarborough mit Straßenbahnen sind unter dem Koks-Bürgermeister Ford gekippt worden.
Das Innenleben der RT
Sightseeing
Jeden Cent Eintrittsgeld wert, ist der CN Tower. Die Aussicht von da oben hat was und bietet viel Abwechslung: Hochhaustürme
Go Zug im Gleisgewirr
Trams entlang der Harbour Front
Die Stelle mit dem Glasboden war nicht ganz mein Fall
Auch die Erklärung, was das Glas alles aushält, hat mein Unwohlsein nicht wirklich kuriert
Neben dem Tower liegen eine Drehscheibe und ein alter Lokschuppen. Draußen stehen ein paar Fahrzeuge und drinnen ein kleines Eisenbahnmuseum mit Fotos, Restaurant-Wagen-Geschirr und einem Simulator (verglichen mit dem Eisenbahnmuseum vor den Toren Montréals, daß ich später auf der Tour besucht habe, recht enttäuschend).
Bevor jemand fragt: Die Union Station ist momentan eine riesige Baustelle, weswegen von der "Great Hall" vor lauter Bauzäunen und -planen nichts zu sehen war, daher keine Bilder von dort. Der Monitor verkündet, daß der Canadien heute leicht verspätet einläuft
Ein paar Tage später, taucht er auf der Abfahrstafel auf (und man kann mit der Boarding-Angabe auf der Tafel schon erahnen, daß Bahnfahren in Kanada anders läuft als hier bei uns - aber das erzähl ich Euch ein andermal)
In Kanada wird auch Wein angebaut und ich muß sagen, die verstehen ihr Handwerk. Habe verschiedene Ontario-Weine probiert und sie sehr genossen. Zu Kaufen bekommt man Wein nicht im regulären Supermarkt, sondern muß einen der von der Provinz Ontario betriebenen LCBO-Läden gehen. Da wird die Buddel dann stilecht in eine Papiertüte verpackt.
Wenn man Geld hat, läßt man sich ein kleines Schlößchen hinstellen. Der Erbauer das "Casa Loma" hatte wohl Geld
Die Türme der neuen "City Hall"
Spiegelung der alten "City Hall" auf einer Hochhausfront
Toronto ist Sitz des Parlaments von Ontario. Ich habe eine Führung durch das Gebäude mitgemacht
Recht feudal der Innenraum
Danach ging es auf die Besuchertribühne des Plenarsaals, weil die "Question Period" in der die Abgeordneten den Premier zu grillen versuchen, anstand. Sehr laut und unterhaltsam (und hat irgendwie was von Kindergarten). Als cih ging, fragt mich der Securityguard, ob es mir gefallen hätte. Als ich das bejahte, kam von ihm der passende Kommentar: "There is nothing more entertaining than watching polticians shouting at each other for an hour".
Damit endet mein Bilder-Rundumschlag aus rund 5 Tagen Toronto. Ich hoffe es hat gefallen. Nächster Halt (wenn ihr mögt): Niagara Falls