Siemens und der kanadische Flugzeug- und Zughersteller Bombardier loten einem Medienbericht zufolge die Zusammenlegung ihres Zuggeschäfts aus. Beide Konzerne führten Gespräche über ein zehn Milliarden Euro schweres Gemeinschaftsunternehmen, berichtet die Agentur Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf Insider.
Eine Einigung könnte bereits Mitte des Jahres anstehen, hieß es. Noch gebe es keine Einigung. Offen seien Kartellfragen und der mögliche Widerstand der Gewerkschaften gegen den Zusammenschluss. Sprecher von Siemens und Bombardiers Zugsparte wollten sich zu den Angaben nicht äußern. Siemens hatte bereits erfolglos versucht, sein Bahngeschäft mit der französischen Alstom zusammenzulegen. Die westlichen Eisenbahntechnikanbieter leiden unter zunehmenden Konkurrenzdruck aus China, wo sie zum Teil selbst mit Technologietransfers die künftigen Rivalen hochzüchten halfen.
Zuletzt war der Verlust bei Bombardier überraschend hoch. Im vierten Quartal 2016 lag das Minus bei 251 Millionen Dollar und fiel damit rund vier Mal höher aus als von Experten erwartet. Vor Jahresfrist waren es wegen massiver Abschreibungen allerdings noch 679 Millionen Dollar. „Unser Plan für die Trendwende ist in vollem Gange“, sagte Konzernchef Alain Bellemare. Die kanadische Regierung hatte jüngst einen Kredit zugesagt. Damit sollen die Entwicklung von Flugzeugen der C-Serie sowie des Business-Jets Global 7000 unterstützt werden. Das Unternehmen leidet unter mauer Auftragslage. Ende Oktober hatte der Konzern mitgeteilt, im Zuge des Sparkurses weltweit 7.500 Arbeitsplätze zu streichen.
Die Krise in Kanada schlägt sich auch in Deutschland nieder. Bombardier Transportation ist die Zugsparte des kanadischen Flugzeug- und Bahnkonzerns Bombardier. Sie hat fast 40.000 Beschäftigte, davon rund 8.500 in Deutschland. Bei der laufenden Umstrukturierung sollen bis Ende 2018 weltweit 5.000 Arbeitsplätze wegfallen.
Inwieweit die sieben Werke in Deutschland vom Stellenabbau betroffen sind, ist ungewiss. Um die Spezialisierung voranzutreiben, will der Konzern bis Juli ein genaues Konzept vorlegen.
„Die deutsche Bilanz war leider negativ“ Erst im Sommer werden die Beschäftigten hierzulande Klarheit über die Zukunft ihrer Standorte erhalten. Langfristige Garantien werde es nicht geben, erklärte Deutschlandchef Michael Fohrer kürzlich. Man wolle aber jeden Standort auf den Weg zur Rentabilität bringen. „In den vergangenen fünf Jahren war die deutsche Bilanz leider negativ.“ Der bisherige Plan des Managements sieht vor, dass im größten deutschen Standort in Hennigsdorf bei Berlin die Serienfertigung von Zügen einstellen. Nur Prototypen und Testfahrzeuge sollen dort noch entstehen.
„Hennigsdorf beabsichtigen wir als Kompetenzzentrum für die Entwicklung von S- und U-Bahnen sowie Regional- und Fernzügen auszubauen“, kündigte Fohrer an. „Die Serienfertigung soll dann an den Standort Bautzen gehen.“ Dazu spreche Bombardier mit dem Freistaat Sachsen über Fördermittel. Görlitz soll sich auf Aluminium-Wagenkästen spezialisieren. Das weltweite Produktionszentrum für Loks ist in Kassel geplant, entwickelt werden sie in Mannheim. In Braunschweig soll weiter Signal- und Steuerungstechnik entstehen, in Siegen Drehgestelle. Inwieweit das Bombardier-Management angesichts der möglichen Fusion mit Siemens von diesem Plan abrückt, ist noch ungewiss.
Sachsen gibt wieder Fördermittel, damit hier Arbeitsplätze erhalten bleiben. Wenn nicht tun es andere, früher nannte man sowas Erpressung, heute Industriepolitik.