2 Freunde und ich aus Leipzig teilen eine große Leidenschaft für die Deutsche Reichsbahn. Wir sind in einem Modellbahnforum aktiv und bauen Module nach der FREMO-Norm. Diese bauen wir mehrmals Jährlich gemeinsam irgendwo in Deutschland in einer großen Halle auf und mach dort mehrere Tage richtigen Betrieb. Vor über einem Jahr, während unserer regelmäßigen Basteltreffen, kam uns die Idee, ein Gemeinschaftsprojekt zu machen, bei dem jeder von uns seine individuellen Stärken einbringen kann. Wir hatten uns mehrere Ziele gesetzt, aber im Vordergrund stand dabei die gemeinsame Zeit, der Spaß am Basteln und das Erlernen neuer Dinge. In einem Punkt waren wir uns schnell einig: Wir wollen originalgetreu nachbauen. Es soll dabei genau im Maßstab 1:87 und nach Vorbild gebaut werden.
Nach gründlicher Überlegung und Recherche, zu geeigneten Vorbildern, sind wir auf die Nebenbahn Schönberg im Vogtland nach Hirschberg an der Saale gestoßen (Kürzel SH, KBS 473 ). Da ich selbst aus der Nähe stamme, konnte ich bereits viele Bilder und Informationen über die Strecke sammeln. Zusätzlich haben wir mit meinem Großvater, der als Lokführer dort unterwegs war, eine weitere Informationsquelle. Unser Ziel ist es, alle Bahnhöfe und Haltestellen maßstabsgetreu nachzubauen, einschließlich von Streckenmodulen dazwischen. Wir wissen, dass das kein kleines Projekt ist. Jedoch reizt uns das Thema Nebenbahn und die Strecke einfach so sehr. :)
Hier nochmal eine kurze Zusammenfassung zu Strecke: Die Bahnlinie wurde am 1. Juli 1892 eröffnet. Sie beginnt in Sachsen im Bahnhof Schönberg, der sich an der Hauptbahn zwischen Plauen und Hof befindet. In Schönberg beginnen zwei Strecken, Eine nach Schleiz, auf der auch Mühltroff liegt und Die nach Hirschberg. Auf der Strecke nach Hirschberg befinden sich die Bahnhöfe bzw. Haltestellen Unterkoskau, Tanna und Göttengrün-Gefell. Hirschberg selbst liegt im ehemaligen Grenzgebiet der DDR. Hier befand sich der Anschluss zur Lederfabrik, die den Großteil der Güter auf der Strecke benötigte. Die Produktion des Werks endete 1992. Der Personenverkehr selbst wurde im Mai 1994 eingestellt. Danach wurde sporadisch nur noch Holz vom/zum Sägewerk Rettenmaier abgefahren. Inzwischen ist jedoch kein Zugverkehr mehr möglich, da die Bahnübergänge asphaltiert und die Gleise nicht mehr instand gehalten wurden.
Zu der Strecke gibt es das tolle Buch "Schönberg (Vogtl.) – Hirschberg (Saale): Geschichte einer Nebenbahn im preußischen Oberland" von Mario Carl, welchen wir auch schon mehrmals persönlich getroffen haben. Wir werden hier öfter aus dem Buch zitieren und auch Bilder daraus zeigen. Mario Carl hat uns dazu die Erlaubnis gegeben.
Wir haben uns einen groben Plan erstellt,was wir wie bauen wollen.
Beginnen wollen wir dabei mit dem Endbahnhof Hirschberg/Saale. Die Lederfabrik ist Stand jetzt leider sehr umfangreich, und wird erstmal als FY dargestellt. Aufgrund der Menge an Wagen, die die Lederfabrik beokmmen hat, wird doch Einiges an Abstellmöglichkeiten benötigt.
Bis auf die Übergabestelle zur Lederfabrik liegen noch alle Gleise, so dass wir vor Ort messen konnten. Mit Hilfe von Luftbildern, einem maßstäblichen Originalplan (mit freundlicher Unterstützung von Mario Carl), konnten wir einen maßstabsgetreuen Plan erstellen:
Im oberen Teil befindet sich die WÜST (Wagenübergabestelle) zur Lederfabrik, mit 2 Übergabegleisen und einer kleinen Umfahrung mit Gleiswaage. Links oben ging es zu Lederfabrik, dort soll ein FY angeschlossen werden. Links untern wird die Anst Lohmühle angedeutet, ausreichend dimensioniert, um Wagen zustellen zu können.
Mittig unten der Bereich der Reichsbahn, das Bahnhofsgelände mit Lokschuppen und Ortsgüteranlage. Die Gebäude sind noch nicht maßstäblich eingezeichnet. Die Einfahrt verläuft gemäß Vorbild im Bogen mit Gefälle in Richtung Bahnhof.
Da wir uns für eine vorbildgerechte Abbildung der Strecke entschieden hatten, werden natürlich auch die Gebäude im Eigenbau entstehen. Dazu dienen uns die vorliegenden Bilder und Skizzen und vor allem das Ausmessen vor Ort. Da die meisten Gebäude noch stehen, ist das die optimale Grundlage für die Konstruktion. Da die Ausgestaltung an der Einfahrt des Bahnhofes Hirschberg beginnen soll, gibt das auch die Reihenfolge vor, in der die meisten Bauwerke entstehen. Die Konstruktion erfolgt am Rechner. Anschließend werden die Teile aus Finnpappe gelasert, zusammen gebaut und bemalt. Was nicht gelasert werden kann, wird mittels 3D Druck umgesetzt.
Den kompletten Bau habe ich in unserem Forum genauer beschrieben. Auf diesen möchte ich hier erstmal nicht eingehen und auch keine Werbung machen. Wer etwas wissen möchte, kann natürlich gerne Fragen.
Hier ein paar Bilder zum letzten Treffen und dem aktuellen Bauzustand.
In Epoche 6 fuhr nach Hirschberg die Vogtlandbahn. Wie könnte es auch anders sein… Leider etwas, was es nie gegeben hat und auch nicht mehr geben wird.
In den 80ern war noch mehr Betrieb! Hier steht am Morgen um 05:00 Uhr der P18600 bereit.
Um 8:00 Uhr kam der Gmp69365 aus Schönberg (Vogtl) an. Die V100 verteilt noch schnell die Güterwagen und setzt sich dann wieder vor die BGHW um 08:34 Uhr als P18602 zurück nach Schönberg zu fahren. Im Hintergrund rangiert die Werklok der Lederfabrik die Wagen für den N61912 zusammen.
Am Güterschuppen wird schon Stückgut verladen. Wer weiß, was das hier im Grenzgebiet alles war....
Der letzte Zug des Tages kam 21:57 Uhr als Gmp69369 an. Heute hat sich die Lok nicht in den Lokschuppen verabschiedet sondern bleibt gleich am Zug. Vielleicht will der Lokführer am nächsten Morgen etwas länger beim Vorsteher seinen Kaffee trinken.
Hier noch ein Bild vom Alltag in Hirschberg. Lokführer und Bahnhofsvorsteher besprechen noch, welche Wagen an welche Ladestelle kommen.
Nun ein paar Bilder vom ersten Testaufbau.
Ich hoffe es hat euch gefallen. Da ich aus der Nähe von Tanna komme werden wir sicher auch mal in der Nähe sein und eine Ausstellung machen. (Solange es der Platz hergibt)
Da wir aktuell noch mitten im Bau sind, bin ich für jede Info und jedes Original-Bild dankbar. Ich habe bereits alle möglichen Seiten, Foren und Informationen gesammelt. Eventuell hat hier trotzdem jemand noch ein ppar Bilder vom Original, welche wir für den Nachbau nutzen könnten. Darüber wären wir sehr sehr dankbar.
Ich wünsche euch allen eine tolle Vorweihnachtszeit.
Mal Danke für diesen Bericht und meinen Respekt. Ihr habt ja schon einiges bewerkstelligt. Was ist das für ein Gleismaterial? Ich dachte an TT-filigran-gleis das es ja auch in HO gibt, denn ich sehe an den inneren Kleineisen nicht die Nachbildung der Schraubenköpfe. Andererseits... zu dem filigran-gleis favoritisiert die Firma eher brüniertes Gleismaterial.
Übrigens... eine sehr schön gealterte 110 073-4 hab ich da gesehen.
- Komplette Einfahrt begrünt - Einbau der doppelten Gleissperre für die Wüst - Die Lampen auf den ersten 3 Segmenten gebaut und gesetzt - Lagerhalle platziert - Begrünung vor der Lagerhalle fertiggestellt - Grundalterung der Gleise - Sich ein Loch in den Bauch gefreut :)
Hier ein paar Bilder:
Dazu noch ein Video vom Fremo Treffen in Groitzsch, wo auch Hirschberg zu sehen ist.
da wurde ja einiges geschafft und gut sieht es auch aus. Schöne gefällige Gleisgeometrie sauber geschottert und die Beleuchtung macht richtig was her, vor allem bei Nacht, das sieht Klasse aus.
Zu welcher Jahreszeit spielt die Begrünung? Ich finde sie sehr detailliert und gut ausgearbeitet aber sie wirkt auf mich sehr Ton in Ton, so wie 50 shades of green. Sollen da noch ein paar farbliche Akzente folgen? Ich meine einen werdenden Garten gesehen zu haben? Das wäre ja schon mal schöner Nährboden für etwas Farbe. Auch gibt es ja mal etwas welkes Zeugs oder Wildblumen in der Botanik, mit denen man Akzente setzen könnte.
Trotzdem gefällt mir Dein/Euer Werk richtig gut.
Ich wünsche einen schönen restlichen Advent, frohe Weihnachten und einen guten Rutsch.
P.S. Diese Beleuchtung an verdralltem Kabel quer über die Gleise, gibt es da ein Vorbild? Und wenn ja, was war der Grund/Zweck?
Die Begrünung soll den Spätsommer darstellen. Wir sind auch noch nicht ganz fertig damit. Es fehlt natürlich noch etwas Wildwuchs. Ja, beim Garten hast du richtig gesehen. Der ist aktuell am entstehen. Da wir komplett nach Vorbild bauen, habe ich hier versucht die Position der Sträuche und Bäume in den 80ern nachzustellen. Durch ein Luftbild und neue Technik kann man das auf den Zentimeter positionieren.
Die Beleuchtung über der Wüst hat es wirklich so gegeben. Die Lampen hängen sogar noch beim Vorbild abgerissen herunter. Ich denke, dass man hier die ehemaligen Masten der elektrischen Bahn, welche zur Lederfabrik gefahren ist, zweckentfremdet hat. Die Leuchten in der Mitte waren für die Ausleuchtung des Gleisfeldes.
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H0 Gemeinschaftsprojekt Schönberg - Hirschberg (KBS 473)
13.12.2024 05:54 (zuletzt bearbeitet: 13.12.2024 05:57)
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