Zitat von Freie PresseOberer Bahnhof unter Denkmalschutz
Behörde: "Bedeutendster Großbahnhof der Nachkriegszeit in Sachsen" - Keine Veränderungen ohne Zustimmung
Von Peter Albrecht
Plauen. Der Obere Bahnhof in Plauen ist unter Denkmalschutz gestellt worden. Das Landesamt für Denkmalpflege in Dresden hält die gesamte Anlage als Kulturdenkmal für schützenswert. Es handele sich "um den bedeutendsten Großbahnhof aus der Nachkriegszeit in Sachsen", begründete Ditte Koch auf Anfrage von "Freie Presse" den Schritt. Koch ist die zuständige Referatsleiterin im Landesamt. Bauliche Veränderungen bedürfen ab sofort der Zustimmung der Behörde. Ausgenommen davon sind lediglich Gleisanlagen und Bahnsteige. Die Bahnhöfe in Zwickau, Chemnitz, Dresden und Leipzig stammen alle noch aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Das Plauener Empfangsgebäude dagegen ist im Bombenhagel des Jahres 1945 zerstört worden. Nach dem Krieg lösten die Reisenden zunächst in einem Provisorium ihre Fahrkarten, bis dann am 21. Dezember 1973 der Neubau in Betrieb genommen wurde. "Die Bedeutung ergibt sich nicht nur aus der Größe der Anlage, sondern aus ihrer Zweckmäßigkeit", erklärt die Denkmalschützerin. Außerdem lobt sie die architektonische, künstlerische und landschaftsprägende Gestaltung. Unter Schutz steht das gesamte Bahnhofsgebäude mit Empfangshalle, dem Verbindungsgang zu den Bahnsteigen, dem Vorplatz mit Treppen- und Grünanlage, dem ehemaligen Busbahnhof (heute Parkplatz) und dessen Gebäude. Auch der derzeit gesperrte hintere Zugang zu den Bahnsteigen vom alten Busbahnhof aus ist geschützt. Dass die Reisenden auf kurzem Wege, durch Verbindungsgänge und Tunnel, von der Bahn zum Bus oder zur Straßenbahn gelangen, sei ein wichtiger Punkt gewesen. Die unmittelbare Anbindung an das Nahverkehrsnetz "erfolgt in vielen Orten nun erst nachträglich", sagt die Wissenschaftlerin. In Plauen sei das bereits seit 35 Jahren der Fall. Die Empfangshalle mit ihrer Glasfassade, die ankommenden Besuchern den Blick auf Plauen ermöglicht, sei "sinnbildlich das Tor zur Stadt". In das amtliche Denkmalverzeichnis ist auch die künstlerische Wandgestaltung in der "lichtdurchfluteten Halle" aufgenommen worden. Die Kunst im vorderen Teil der Halle stammt von den bildenden Künstlern Martin Schmidt und Walther Rahm. Rahm und Schmidt hätten "charakteristische Gebäude der Stadt Plauen schematisch dargestellt", heißt es weiter. "Einheitlich und nach modernsten Erkenntnissen gestalteter Bahnhof, zu seiner Entstehungszeit modernster Bahnhof der DDR", steht als Begründung im Denkmalverzeichnis. Die Entscheidung sei auch vor dem Hintergrund der zunehmenden Abbrüche von Bahnhöfen in Deutschland getroffen worden. Die Bahn als Eigentümer hatte in den vergangenen Jahren aber ohnehin mehrfach betont, die Anlage in Plauen erhalten zu wollen.