Mit dem Zug von Wolkenstein nach Peking Teil 3: Irkutsk und Baikalsee
Die folgenden vier Tage machten wir Pause in Irkutsk. Die knapp 600.000 Einwohner zählende ehemalige Partnerstadt von Karl-Marx-Stadt liegt etwa 70 km entfernt vom südwestlichen Ende des Baikalsees an dessen einzigem Abfluss, der Angara. Trotz eines verheerenden Stadtbrandes im Jahre 1879, bei dem drei Viertel aller Häuser (ca. 4000 Stück) zerstört wurden, sind noch sehr viele gut erhaltene, reich verzierte Holzhäuser vorhanden.
Beim Stadtrundgang am ersten Tag fuhr uns diese Straßenbahn vor die Linse
Am nächsten Tag stand eine Fahrt (per Kleinbus) zum Baikal auf dem Programm. Diese erste Begegnung mit dem Sibirischen Meer war sehr beeindruckend. Durch den häufig auftretenden Dunst ist das andere Ufer nur schwer auszumachen und durch die Brandung hat man echt das Gefühl, am Meer zu stehen. Was allerdings fehlt ist der salzige Meeresduft, der Baikal ist schließlich mit 20 % des weltweit vorhandenen Süßwassers gefüllt.
An Tag drei ging es mit dem Tragflächenboot von Irkutsk auf der Angara entlang bis in den Baikal nach Bolschoi Koty.
Das Boot mit der Technologie der 60er Jahre widerstand robust dem starken Seegang auf dem Baikal. Das besuchte Dorf hat keinen straßenseitigen Zugang, es gibt nur den Weg auf dem See im Sommer bzw. auf dem Eis im Winter. Wer zwischendurch hin oder weg will, muß zu Fuß über die Berge. Wir waren bei einer einheimischen Familie zum russischen Mittagessen mit Suppe, Omul (Baikalfisch), Gemüse und selbstgebranntem Wodka.
Stillleben am Ufer, im Hintergrund sieht man schemenhaft die Berge auf der anderen Seite
Der letzte Tag bot ein besonderes Erlebnis, eine Fahrt auf der alten Baikalbahn. Jeweils samstags zeitig am Morgen fährt planmäßig ein rein touristischer Zug von Irkutsk über Sljudjanka nach Port Baikal. Hier wird der Zug kurz vor 08:00 Uhr Ortszeit in Irkutsk bereitgestellt.
Der Zug ist meist voll ausgebucht, viele Einheimische nutzen diese Fahrt als Wochenendausflug mit ausgiebigem Essen und Trinken. In Sljudjanka macht der Zug Kopf, erhält eine Diesellok als Vorspann und verlässt die Trasse der Transsib, um auf die alte Baikalbahn abzubiegen.
Zwischendurch gab es mehrere längere Stops mit Erklärungen zur Strecke und der Möglichkeit zum Picknick im Freien. Auf Grund des fast durchgehend vorhandenen Steilufers war die Bahn beim Bau sehr aufwendig, viele Brücken, Tunnel und Stützmauern mussten errichtet werden.
Es boten sich immer wieder herrliche Ausblicke auf den See
Bahnsteige sind natürlich nicht vorhanden aber man hat Mut zur Improvisation!
Der Gleisoberbau ist besonders elastisch ;-)
Mancher DB Netz-Eisenbahner hätte sicher schon längst die Sh2-Scheibe gestellt
Die Strecke endet in Port Baikal am Ufer der dort abfließenden Angara. Nach der Fährüberfahrt zum anderen Ufer (dort ist die einzige Straße) ging es am Abend mit Bussen wieder zurück nach Irkutsk.
Zur Veranschaulichung die Karte des Baikal
Irkutsk, Sljudjanka und Port Baikal liegen, wie gesagt, am südöstlichen Ende des Sees.