Bangen um Aussichtsbahn: Strecke steht zum Verkauf Findet sich kein neuer Betreiber für die Trasse zwischen Annaberg-Buchholz und Schwarzenberg, droht die Stilllegung. Zumindest zum großen Teil.
Annaberg-Buchholz/Schwarzenberg. Die Zukunft der Erzgebirgischen Aussichtsbahn ist ungewiss. Eisenbahnfreunde, Kommunalpolitiker und Tourismusverband bangen um das Projekt, denn die Bahnstrecke zwischen Annaberg-Buchholz Süd und Schwarzenberg wurde im Internet zum Verkauf ausgeschrieben. "Wir hoffen, dass wir einen seriösen Betreiber dafür finden", sagt Lutz Mehlhorn, Leiter der Erzgebirgsbahn. Die Tochter der Deutschen Bahn und die DB Regio Netz Infrastruktur GmbH hätten sich aus wirtschaftlichen Gründen für die Ausschreibung der Strecke entschieden. In den Unterlagen wird 2012 als Beispiel angeführt, als Einnahmen von 24.400 Euro - gezahlt für die Nutzung der Infrastruktur - Ausgaben von 218.000 Euro gegenüberstanden. Hinzu kämen anstehende Investitionen von rund 400.000 Euro.
Bis 6. Mai können sich Interessenten melden, "die als Eisenbahninfrastruktur-Unternehmen die Teilstrecke im Ist-Zustand ohne zeitliche Unterbrechung übernehmen und für den öffentlichen Verkehr in eigener Verantwortung weiter betreiben wollen". Findet sich keiner oder verlaufen Verhandlungen erfolglos, wird laut Mehlhorn die dauerhafte Einstellung des Betriebs der Bahnstrecke beim Eisenbahn-Bundesamt beantragt. Allerdings soll dies im Falle eines Falles nur den Abschnitt zwischen Annaberg-Buchholz Süd und Grünstädtel betreffen. Güterverkehr zwischen Schwarzenberg und Grünstädtel soll weiter möglich sein. Für alle anderen Fahrten zwischen Schwarzenberg und Annaberg-Buchholz würde eine Stilllegung das Aus bedeuten. Das beträfe die der Erzgebirgischen Aussichtsbahn und weiterer Sonderzüge. Regulären Zugverkehr gibt es auf der Strecke, die in diesem Jahr 125Jahre alt wird und zu der auch das Markersbacher Viadukt gehört, bereits seit 1997 nicht mehr.
Gut 4200 Fahrgäste sind 2013 mit der Erzgebirgischen Aussichtsbahn unterwegs gewesen, die es seit 2009 gibt. Organisiert wird das als Gemeinschaftsprojekt von mehreren Partnern - darunter die Anliegerkommunen Schwarzenberg, Raschau-Markersbach, Scheibenberg, Schlettau, Crottendorf und Annaberg-Buchholz sowie die Erzgebirgsbahn, der Tourismusverband Erzgebirge und der Verein Sächsischer Eisenbahnfreunde.
Der VSE mit Sitz in Schwarzenberg stellt unter anderem die Fahrzeuge zur Verfügung, Lokführer und andere versehen ehrenamtlich ihren Dienst. "Das ist unser Kind. Da hängt viel Herzblut dran", sagt Axel Schlenkrich, Geschäftsführer des VSE. Wirtschaftlich lasse sich die Erzgebirgische Aussichtsbahn aber in ihrer jetzigen Form nicht betreiben. Dass sie existiert, würden vor allem die Kommunen mit einem jährlichen finanziellen Beitrag und der ehrenamtliche Einsatz ermöglichen. "Nur so sind akzeptable Fahrpreise möglich", so Schlenkrich.
Von Anfang an kam das Angebot gut an. 2014 sind erneut sechs Fahrtwochenenden geplant - verknüpft mit Anlässen wie der Annaberger Kät. "Es sind auch einige andere Sonderzüge auf der Strecke unterwegs. Aber die Aussichtsbahn ist am wichtigsten, sie ist zu einer Marke geworden", erklärt Schlenkrich. Er hofft, dass ein neuer Betreiber gefunden wird, mit dem der Verein zusammenarbeiten kann. "Wir als VSE sind weder finanziell noch personell in der Lage, solch eine Strecke zu betreiben." Um sie zu retten, solle man auch überdenken, ob mehr Güterverkehr möglich ist.
"Eine Stilllegung wäre das Schlimmste", sagt der VSE-Geschäftsführer. Ähnliche Reaktionen gab es in Anlieger-Orten wie Crottendorf, die schriftlich über die Ausschreibung informiert worden sind. "Es wäre ein immenser Verlust", so Bürgermeister Bernd Reinhold.
Fahrten der Erzgebirgischen Aussichtsbahn sind 2014 am 3. und 4. Mai, am 21. und 22. Juni, am 19. und 20. Juli, am 16. und 17. August, am 20. und 21. September sowie am 4. und 5. Oktober geplant.