die Mecklenburg-Pommersche Schmalspurbahn (MPSB) war ein rund 250 km großes Nebenbahnnetz mit 600 mm-Spurweite. Das Netz verband u.a. die Orte Ferdinandshof, Friedland und Jarmen miteinander. In Uhlenhorst und Wegezin-Dennin zweigte je ein Querast nach Anklam ab. Anklam war wiederum Ausgangspunkt einer weiteren Strecke nach Leopoldshagen. Hinzu kamen zahlreiche kurze Zweigstrecken und Anschlüsse. Anschluss an Regelspurstrecken bestand in Anklam, Ferdinandshof und Friedland sowie auf die 750 mm-Strecken der Demminer Kleinbahn in Jarmen. Die einzelnen Etappen wurden im Zeitraum 1888 bis 1926 erbaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel ein Großteil der Strecken den Reparationsforderungen zum Opfer. Die Strecke Friedland - Wegezin-Dennin - Anklam blieb vom Abbau verschont. Bis 1947 wurde die Strecke Friedland - Ferdinandshof wiedererrichtet. Somit übernahm die DR 1949 noch rund 65 Streckenkilometer der einstigen MPSB unter ihre Fittiche. Allerdings sollte der unrentabel gewordene Schmalspurbetrieb rasch eingestellt werden. Etappenweise wurde dies zwischen 1960 und 1970 realisiert. 1999 begann ein Verein die Teilstrecke Uhlenhorst - Schwichtenberg als Museumsbahn neu aufzubauen.
Einige der unverwechselbar-urigen MPSB-Fahrzeuge entgingen dem Schneidbrenner. In den 1960er Jahren war die Berliner Pioniereisenbahn (heute Parkeisenbahn) ein dankbarer Abnehmer zahlreicher Reisezugwagen, welche allerdings in den 1970er Jahren stark modernisiert worden sind. Viele Schlepptenderlokomotiven wurden ins westliche Ausland (BRD, Frankreich, USA) verkauft. In Friedland wurde 1973 ein Denkmalszug aufgestellt und in Schwichtenberg und Weißwasser (WEM) haben einige Güterwagen überlebt. In Berlin kann seit 2010 der (nach Brandstiftung 2007) völlig neu aufgebaute 964-001, ein kombinierter Gepäck- und Personenwagen, wieder im alten Glanz erstrahlen. Die ehemalige 99 3462 gehört seit 1978 der Dampf-Kleinbahn Mühlenstroth e.V., gastiert aber seit einiger Zeit bei der Waldeisenbahn Muskau (WEM). Dort nutzt man die Chance und versetzt die Lok optisch wieder in den DR-Zustand (Laternen, Beschilderung, etc.). Außerdem holte man für zwei Monate zwei ex-MPSB-Reisezugwagen von der Berliner Parkeisenbahn (BPE) in die Oberlausitz. Somit stand einer nahezu stilechten Garnitur nichts mehr im Wege. Während 99 3462 noch eine Weile in Weißwasser bleiben soll, war für die Berliner Wagen am 3. August der vorerst letzte (offizielle) Einsatz bei der WEM.
Grund genug für mich am 03.08. nochmal vorbeizuschauen:
Seitenansicht von 99 3462. Nachdem die ersten auf der MPSB eingesetzten Loks erst nachträglich einen Schlepptender erhielten, war diese O&K-Serie gleich als Schlepptenderlokomotive konzipiert worden. Drei baugleiche Loks wurden 1930 und 1934 an die MPSB AG geliefert und als Lok 10" - 12" eingegliedert. Nach einem Gastspiel in Wales kam die 12" 1978 nach Mühlenstroth. Kürzlich feierte sie ihren 80. Geburtstag.
Der schon erwähnte 964-001 (ex-Nr 60; Bj. 1910) ist ein kombinierter Gepäck- und Personenwagen und kam überwiegend auf der im Reiseverkehr schwach frequentierten Strecke Friedland - Jatzke zum Einsatz. Er erhielt den Spitznamen "Milchwagen", da Milchkannen häufig als Ladegut dienten. 1966 kam der Wagen zur Pioniereisenbahn Berlin und diente als Arbeitsfahrzeug. 2007 bereits restauriert, aber durch Brandstiftung schwer zerstört, wurde der Wagen in Hamburg neu aufgebaut und präsentiert sich wieder nahezu im Originalzustand.
Auch 960-201 überlebte bei der BPE. Allerdings wurde er dort kurz nach Übernahme (1962) umgebaut. Die Fenster sind heute wesentlich größer, sie ähnelten ursprünglich denen von 964-001. Er entstand 1957 auf dem Untergestell eines 1943 abgebrannten Fakultativwagens. Seit einigen Jahren erstrahlt er im DR-Gewand.
Am 02./03.08.2014 waren die Fahrzeuge vorerst letztmalig gemeinsam zwischen Weißwasser und Kromlau im Einsatz. Der Zug nähert sich dem Endpunkt Weißwasser-Teichstraße.
Eine weitere Aufnahme des Zuges kurz hinter Kromlau. Im starken Gefälle rollt er gen Weißwasser.
Nochmals Einfahrt in den Bahnhof Weißwasser-Teichstraße. Auch das Hufeisen an der Rauchkammertür gab es schon zu Friedländer Zeiten.
Ankunft in Weißwasser-Teichstraße im August 2014... oder doch in Friedland 1960?
Ein letzter Blick auf den "Milchwagen" in Kromlau.
Leider nicht dabei sein konnte ein für die MPSB so typischer Wismar-Wagen. Die BPE-Wagen sind bis zur Unkenntlichkeit modernisiert, der Friedländer Denkmalswagen nicht einsetzbar und das Projekt zum Wiederaufbau von 960-104 im Frankfurter Feldbahnmuseum wurde mangels Fördermitteln zurückgestellt. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt...