Heute möchte ich, in Anlehnung an meine Rückblicke auf das Jahr 2002 vor drei Jahren, eine vsl. zwölfteilige Reihe zum Jahr 2005 starten.

Wie war das gleich nochmal zu Jahresbeginn 2005? Die Eckdaten: Die amtierende Bundesregierung war Rot-Grün, Putins späterer
Gasableser war (noch) im Kanzleramt. Das DFB-Team stand noch am Beginn der "Goldenen Generation", nach dem EM-Debakel in
Portugal sollte nun Klinsi den Weg zum WM-Titel im eigenen Land ebnen. Das Internet war noch mehr zu einer wichtigen Informations-
quelle und zum Kommunikationsmedium geworden, wenn auch "Web 2.0" noch kein (Massen-)Thema war. "DSO" hatte sich für die
"Fuzzies" und "JuFus" längst zur führenden Plattform gemausert.
Für die Massenmedien war die Ermordung des skurilen Münchner Modezars Rudolph Moshammer das Aufhängerthema im Januar 2005.
Für mich persönlich brach im zweiten Halbjahr ein neues Zeitalter in Sachen Mobilität an, durch den Führerschein. Fotografisch wurde
zum Jahresende auch bei mir das digitale Zeitalter eingeläutet.
Die Fotohatz konzentrierte sich in dieser Zeit im Wesentlichen auf die Baureihe 155, insbesondere die letzten Vertreter mit Latz
oder Cargo-Schriftzug waren heiß begehrt. Fast alle Maschinen sollten im Laufe des Jahres Fristablauf haben und somit ausgemustert
oder im Zuge der Hauptuntersuchung neu lackiert (und mit Einholmstromabnehmern versehen) werden. Dass einzelne Exemplare zehn
Jahre später noch mit Latz oder Cargo fahren würden, war wirklich nicht absehbar. Ansonsten sind recht viele Ludmillas im Rückblick zu
finden, was den ein oder anderen freuen könnte. Die 155-Ausbeute spiegelt sich erst in den folgenden Teilen wider.
Die Abbildungen der ersten elf Teile sind ausschließlich digitalisierte Diapositive, ein wirklich guter Scanner stand/steht nicht zur Verfügung...


Gleich zu Jahresbeginn ein Unfall: Ein Zug mit der, seit Jahreswechsel aus Spreewitz bezogenen, Kohle für Küchwald hatte kurz
vor dem Ziel zwei Wagen verloren. Der Vorletzte war an der Schutzweiche in der östlichen Bahnhofseinfahrt entgleist. Als ich eintraf,
war der Hilfszug mit 232 529 längst am Ort des Geschehens. Im Hintergrund ist 298 069(?) zu sehen, die den letzten Wagen wieder
nach Chemnitz Hbf mitnimmt. Ich erinnere mich noch, dass ich hastig mit einem Fahrrad ohne Schutzbleche durch die nassen
Waldwege angereist bin und nun aussah, als hätte ich gerade mit den Schweinen ein "Bad" genommen... (03.01.)


Auch einige Tage später waren die Folgen des Unfalls noch deutlich am Oberbau zu erkennen (15.01.).


Am 09.01. fuhr das Kalkzugpaar Küchwald - Blankenburg (Harz) letztmals unter Regie von DB Railion. 232 543 hatte die Ehre den Leerzug
nach Blankenburg (Harz) zu bringen, hier auf dem Göhrener Viadukt.


Anschließend wurde ins Bw Leipzig-Engelsdorf geschaut. Dort stand u.a. auch 140 001. Zu diesem Zeitpunkt stand die Lok
47,5 Jahre im Dienst und sollte einen Monat später (11.02.) für immer abgestellt werden. 2006 wurde sie in Opladen zerlegt.
Die Lok hatte lange "zwei Gesichter", hier sehen wir die nach einem Unfall erneuerte Stirnseite mit den neueren Lampen.


Wie schon erwähnt, kam die Kohle für Küchwald nun nicht mehr aus Profen, sondern wurde aus Spreewitz bezogen. Das hatte u.a.
zur Folge, dass die Menge an REA-Gips zurückging (aufgrund anderer chemischer Zusammensetzung der Kohle) und nun die
Gipsabfuhr gänzlich auf die Straße verlagert werden konnte. Außerdem fuhr die Kohle nun fast auf ganzer Länge mit E-Traktion
über Riesa. In Wülknitz oder Riesa wurde eine Schlusslok zugesetzt. Am Morgen des 13.01. hatte 155 194 die Aufgabe die Kohle
bis Chemnitz nachzuschieben. Nun wartet sie in Chemnitz Hbf auf die Lz-Rückfahrt nach Riesa, um später bei der zweiten Kohle
das gleiche Spiel zu wiederholen.


Im Bereich der Kopfbahnsteige in Chemnitz Hbf, wo heute Straßenbahnen fahren, stand am 15.01. der ORT 708 317.


Zur Beseitigung der o.g. Unfallschäden in Küchwald musste die Kohle für ein Wochenende wieder über Geithain anrollen. Leider
hatte ich den vollen Zug an diesem sonnigen Sonntag (16.01.) knapp verpasst, sodass mir nur der Seitenschuss auf 232 045 mit
dem Leerzug nach Spreewitz blieb.


Am 25./26.01. wurde mal wieder ein Ölzug im Tanklager Chemnitz-Furth entladen. Den Leerzug übernahm 232 690, welche schon
eine Weile in Küchwald vor sich hin fröstelte. Nach dem Zeitungen austragen kam ich gerade noch rechtzeitig, um den abfahrbereiten
Zug nach Hamburg Hohe Schaar in Küchwald abzulichten (26.01.).


Am Samstag, dem 29.01., gab es mal wieder einen Militärtransport ab Frankenberg (Sachs). 298 313 brachte einige Leerwagen.
Die Beladung wird fast den ganzen Tag dauern. Zur blauen Stunde wird der Zug von 363 166 und 298 313 als MCVS 90137
nach Chemnitz gebracht werden.


In Chemnitz Hbf wurde der Transport aus Frankenberg dann von 140 238 übernommen (29.01.).


Am folgenden Sonntag (30.01.) ging es zur Meuselwitzer Kohle. Es war auch meine bis dato umfangreichste Bereisung dieser
Verkehre. Zum Einsatz kam der Sonderling 232 500, welcher damals mit vertauschtem Spitzen-/Schlusslicht ausgestattet war.
Hier ist 232 500 mit dem zweiten Vollzug des Tages in Reuden (b. Zeitz) zu sehen.


Ab Zeitz Gbf geht die Reise nach Fahrtrichtungswechsel über die Güterverbindungsbahn nach Tröglitz. 232 665 ist in Zeitz als
neue Zuglok hinzugestoßen. Bei Maßnitz wird eine imposante Kombination aus Steinbogen- und Stahlträgerbrücke überquert.
Wenige Wochen danach wurde diese Verbindung gesperrt und die ehemalige Personenzugstrecke zwischen Zeitz und Tröglitz
reaktiviert. Durch die Fluten Mitte 2013 wurde auch diese Verbindung unpassierbar, den Kohleverkehr gab es da aber schon
nicht mehr. Auch die Zuggarnitur, nahezu frei von Schmierereien, ist heute leider schon undenkbar.


In Meuselwitz musste erneut Kopf gemacht werden, um zum Kraftwerk Mumsdorf zu gelangen. Die Anlagen sind noch weitgehend
komplett.


Hier sehen wir die Rückleistung gen Profen in der Ausfahrt Meuselwitz, an der Abzweigstelle. Hinter dem Stellwerk verläuft das Gleis
zum Kraftwerk Mumsdorf. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hatte ich total nasse Füße und sehnte mich nach einem heißen Bad.


Durchfahrt Rehmsdorf (30.01.).


232 500 schwenkt im Bahnhof Tröglitz gerade auf die Güterverbindung nach Zeitz. Mittlerweile sind Ausfahrten in Richtung Zeitz
auf beiden Routen nicht mehr möglich. Der verbliebene Chemieverkehr nach Tröglitz läuft nun über Altenburg.

Fortsetzung folgt dann vsl. im Februar.

MfG (insbesondere an die damaligen Weggefährten)
MBC

Edit: 232 665 zwischen Profen und Zeitz abgekoppelt.
Natürlich kann der Beitrag von euch ergänzt werden. Bestenfalls mit Bildern aus dem jeweiligen Monat und Jahr (also in diesem Fall Januar 2005)!

Hey, was für ein sensationeller Bericht! War ja kürzlich auch in Tröglitz und da war mir das Bild der Befahrung der Brücke auf der Güterzugverbindung von Zeitz ein Fest.

Zitat von RMC im Beitrag #5

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Hier noch zwei Bilder vom 30.07.2004.

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Sehr schön!
Und Du hast die Vogtlandquote mehr als aufgebessert.

MfG
MBC