Achtung: Viel Off-topic (Fotos mit Bahnbezug gibt’s nur am Anfang und am Ende)!
Zwischen den Jahren hat man ja für gewöhnlich etwas Zeit um Ausflüge zu machen, auch bei uns nicht unnormal. Aufgrund unschöner Vorfälle hatten wir leider nicht viele Möglichkeiten uns aber dennoch den 28. Dezember für eine Wanderung freiräumen können. Und so ging es halbwegs zeitig aus den Federn. Mit dem Auto gings zum Globus-Parkplatz, wo nach Rückkunft gleich noch paar Nahrungsmittel eingemarktet werden sollten. Pünktlich standen wir auf dem Bahnsteig von Zwickau Stadthalle, wo wir um 8:06 unseren RS1 enterten. Der Einfachkeit halber wurde das Touren-Ticket Sokolov gezogen und los ging die kurzweilige Fahrt. Bei Pechtelsgrün versuchte sich ein Fuchs an einem Wetterrennen mit dem Zug - er gab aber auf und ließ uns passieren. Die Fahrt verlief bis Lengenfeld unter tiefhängenden Wolken, danach lichtete sich alles etwas. In Falkenstein machte mich meine Frau darauf aufmerksam, dass wir den Zug wechseln müssen. Das hatte sie (trotz Lesens einer Zeitschrift) der Durchsage entnommen. Gut, der Zielanzeiger im Zug und am Bahnsteig bestätigte dies. Also raus aus dem RS1 und in den 654 eingestiegen.
Unser Triebwagen 650 152 für die ersten Kilometer aus dem 654 geknipst | Falkenstein
Nach Muldenberg wurde es richtig neblig. Das änderte sich auch längere Zeit nicht. In Kraslice war es wesentlich kälter als in Falkenstein. Wir hatten ein paar Minuten Zeit und versuchten dem Automat im EG Kaffee oder Cappucino zu entlocken. Allerdings wollte dieser keine unserer Kronen-Münzen behalten. Auch ein helfender Mann und und ein weiterer Koffein-Suchti konnten dem Automat nichts entlocken. Bald war der nächste 654 angekommen und mit diesem wollten auch wir weiter. Ab Rotava brach die Sonne wieder durch und in Olovi verließen wir den sehr gut gefüllten Zug auch schon wieder, denn ab hier sollte unsere Wanderung starten. Im ersten Abschnitt geht es anhaltend steil bergauf, der Bahnhof Olovi liegt auf ca. 450 m Höhe und die kleine Josefskapelle in nur zwei Kilometer Entfernung auf immerhin schon 625 m Höhe.
Etwas Kunst am Wegesrand - unser weiß-blau-weißer Wanderweg | Olovi
Die 2004 wiedererrichtete St. Josefskapelle | Olovi
Bevor wir uns noch eine weitere Kapelle auf dem Galgenberg (Šibeniční vrch) anschauen, inspizieren wir noch ein paar kleine Wasserbecken, die ich in der Karte entdeckt habe. Von den Becken geht es noch einmal gute 40 Meter Höhe steil bergauf. Und oben steht dann die Dreifaltigkeitskapelle (Kaple Nejsvětější Trojice), die ein Rothauer Pastor während des Ersten Weltkriegs aus der Schlacke des dortigen Eisenwerks erstellen ließ.
Wasserbecken als Raststätte | Olovi
Dreifaltigkeitskapelle | Olovi
Wenig später konnten wir die Aussicht vom Zwiebelturm (Rozhledna Cibulka) geniessen. Dort waren plötzlich auch ziemlich viele Ausflügler zugegen. Im Wald hatten wir vorher kaum jemand getroffen. Die Bahn ist von oben auch ein bisschen einsehbar - den talwärts fahrenden Zug hatten wir aber gerade verpasst. Nach einer Stärkung gings wieder runter durch den Wald Richtung Hartenberg bzw. Hartenberk (Hrebeny). Die dortige Burg hat schon besseren Zeiten erlebt, sieht aber trotzdem noch ganz schön aus. Geöffnet war sie nicht mehr, so dass wir von einer Besteigung absahen.
Aussicht vom Zwiebelturm aus das nebelige Zwodau-Tal | Olovi
Rozhledna Cibulka | Olovi // Burg Hartenberg | Hrebeny
Wir gingen dann den schmalen Pfad zum Bahnhof runter. Ja, Bahnhof. Hrebeny hat zwar nur noch ein Gleis, ist aber zur Verkürzung der Zugfolgezeiten mit Trapeztafeln gesichert. Ich meine, dass zumindest jährlich zu Nikolaus hier auch tatsächlich Züge enden und beginnen. Da als nächstes ohnehin nur die Vogtlandbahn-Triebwagen anstanden, liefen wir weiter talwärts gen Luh (dt. Lauterbach oder früher auch Werth). Hier wollte ich in den letzten Sonnenstrahlen eigentlich noch eine Büchse quer schießen. Doch diese war derart verspätet, dass es dann überhaupt keine Stelle mit Sonne dafür mehr gab. Wir waren derweil auch durch das beschauliche Dörflein rüber zur Zwodau gewandert um auf dem dortigen Steg noch etwas die Sonne zu genießen, da diese dort länger hinscheint. Wir waren noch nicht ganz dort, war eindeutig das Typhon einer Büchse zu hören - aber deutlich zu spät. Beruhigt war ich in dem Sinne, da es mit der nächsten Vogtlandbahn talwärts gehen sollte, um dann flussaufwärts in die Büchse zu wechseln. Und nun war ich sicher, dass ich die Anmerkungen zu den Verkehrstagen wohl doch richtig interpretiert hatte. Einige Minuten später hielt der Vogtlandbahn-TW in Luh nicht nur für uns, sondern auch für fünf (!) weitere Reisewillige. Und auch dieser Zug war schon wieder sehr gut gefüllt.
628 588-4 und 628 572-8 | abgestellt | Sokolov
810 536-3 | MOs 17012 (Sokolov - Kraslice) | Sokolov
In Sokolov wurden noch schnell zwei Skls mit neuer NVR-/UIC-Nummer gelichtelt, bevor ich merkte, dass unsere Büchse bereits am Hausbahnsteig stand und auch Leute einstiegen. Also schnell rüber, die Frau gebeten ein Plätzchen auf der rechten Seite zu sichern, selbst eine Außenansicht gefertigt und auch mit reingehüpft. Zur Planzeit gings los. Allerdings nur bis zur Zwodaubrücke. Dann wieder rückwärts auf’s nördliche Hauptgleis. Fast zeitgleich mit uns rollte der verspätete Schnellzug Svatava aus Cheb am gegenüberliegenden Hauptgleis am Mittelbahnsteig ein. Drei Fahrgäste übernahmen wir von diesem und dann ging’s endlich auch für uns los und wir rumpelten gen Kraslice. Da uns der 654er der VBG, mit dem wir von Luh gekommen waren, ja vorweg fuhr, war unsere Büchse nur mäßig gefüllt und wir nahmen auch kaum Halte mit. In Olovi zur Kreuzung versuchte ich die Büchsenromantik noch von innen festzuhalten.
Kreuzungsaufenthalt | Olovi
Zum Finale gings in den Ritter (U rityre) zum Essen. Danach rochen wir zwar ziemlich nach Rauch und ich zusätzlich massiv nach Knoblauch, aber diese grundehrliche Kneipe kann ich trotzdem nur jedem empfehlen. Mit je einem ordenlichen Essen plus Getränke samt Trinkgeld kamen umgerechnet 14 €umeln zusammen – das geht sich doch ganz gut aus. Vorbei am Graslitzer Weihnachtsbaum schlenderten wir zurück zum Bahnhof um die Heimreise anzutreten.
Marktplatz | Kralice
Unser Reiseplan 20809 08:06 Zwickau Stadthalle ab 20809 08:53 Falkenstein an 20809 09:03 Falkenstein ab 20809 09:49 Kraslice an (-1) 17021 10:11 Kraslice ab 17021 10:26 Olovi an 17027 14:22 Luh ab (+11) 17027 14:32 Sokolov an (+10) 17012 14:54 Sokolov ab (+4) 17012 15:29 Kraslice an 20826 17:10 Kraslice ab 20826 17:56 Falkenstein an 20868 18:04 Falkenstein ab 20868 18:53 Zwickau Stadthalle ab
Pünktlich waren wir wieder in Zwickau und hatten noch ausreichend Zeit für den Einkauf. Ich hoffe, der kleine Ausflug hat euch gefallen und auch dazu gedient, ebenfalls eure Entdeckerlust für’s Zwodau-Tal zu wecken.
...näher am Bahnhof in Graslitz ist auch die "Severka" zu empfehlen, v.a. der linksseitige Teil der Gaststube. Dort gibt's zwar keine weißen Tischdecken, dafür umso mehr ur-böhmisches Wirtshaus-Flair. für den Bericht. mfg Kevin