Ich habe die freien Tage über Ostern heute schon mal für einen kleinen Ausflug genutzt. Das Wetter war durchwachsen, trotzdem hatte ich mir schon seit längerem vorgenommen mal die Strecke Crossen (Elster) - Eisenberg - Porstendorf abzuradeln. Züge sind dort zuletzt 1999 (Crossen (Elster) - Eisenberg) bzw. 1969 (Eisenberg - Bürgel/Porstendorf) gefahren. Beide Streckenteile sind abgebaut und zu einem Großteil als Radweg umgestaltet.
Im ersten Teil radeln wir von Porstendorf ca. 7 km nach Graitschen.
Entgegen der Kilometrierung startete ich im "Bahnhof" Porstendorf, der nur noch ein recht unbedeutender Halt an der Saalbahn ist.
Das Bahnhofsgebäude von Porstendorf, Gleisseite. Der einstige Abzweigbahnhof (km 29,4 von Crossen (bis 1989: Krossen)) hat nur noch zwei Durchgangsgleise. Die Außenanlagen sind modernisiert. Es gibt einen Personentunnel.
Trotzallem herrscht in Porstendorf nach wie vor reger Eisenbahnverkehr. In der Viertelstunde von meinem Eintreffen mit Abellio und dem Start der Radtour kamen einige Züge durch die kleine Station. Dummerweise alle in Richtung Großheringen, aber die Sonne zeigte sich eh nur sporadisch. Hier stellvertretend 120 149 mit einem IC.
2x 185 vor einem Güterzug beim Passieren des BÜ am nördlichen Bahnhofsende. Links lagen die Gleise in Richtung Eisenberg.
Porstendorf besitzt noch seine zwei Stellwerke, die aber beide außer Betrieb sind. Porstendorf Nord dürfte die abzweigende Strecke nach Crossen, auf dessen ehemaligen Gleisbett wir uns befinden, gut im Blick gehabt haben. Vor der Modernisierung lag der BÜ direkt am Stellwerk. Heute gibt es moderne Traktion in Form der 152 156 mit 155 201 im Schlepptau.
Nach ein paar aktuellen Sichtungen nun zum eigentlichen Kernthema. Die Strecke nach Crossen verlief noch ein paar Hundertmeter parallel zur Saalbahn in nördliche Richtung und zweigte dann in Richtung Osten ab.
Dieser schöne Ausblick auf die Dornburger Schlösser bietet sich von der Landstraße zum ersten Unterwegshalt Beutnitz.
Auf diesem Abschnitt kann man noch nicht direkt auf dem Bahndamm radeln. Der Grund zeigt sich hier: Die Brücken über die Saale bzw. die Saale-Auen im Mündungsgebiet der Gleise sind nicht mehr vorhanden. Die einstigen Ausmaße lassen sich aber anhand der vielen erhaltenen Brückenpfeiler erahnen.
Im letzten Teil wurde der Weg von Golmsdorf nach Dorndorf überquert. Das letzte Widerlager mit Blickrichtung Porstendorf.
Brückenfragmente in Golmsdorf.
Golmsdorf selbst besaß keinen Bahnhof, aber das sich direkt anschließende Beutnitz. Blickrichtung Crossen.
Ein typisches "Nebengebäude", was einem so oder so ähnlich noch öfter an der Strecke begegnen wird.
EG Beutnitz, Gleisseite. Wer nicht gern zum Zahnarzt geht, sollte das EG meiden. Laut Beschilderung ist es ein "Zahn-Bahnhof" - also als Praxis umfunktioniert.
Hinter Beutnitz wird die Straße gequert. Blick zurück in Richtung Porstendorf. Es sind schon einige Höhenmeter überwunden, was man auch beim Radeln merkt. Die Landwirtschaft hat einige Abschnitte für sich beansprucht. Weitere Abschnitte, zumeist in bahnhofsnähe, wurden als Wohnsiedlungen umfunktioniert.
Ein kleiner Durchlass. Vorn: ehemalige Trasse, hinten: Straße.
Am km 24,6 ist die Station Löberschütz erreicht. Davon kündet aber nur noch eine Tafel und der weitere Streckenverlauf ist auch zum Teil der Landwirtschaft zum Opfer gefallen. Anhaltspunkte gibt es dann erst am Ortseingang Graitschen. Die Straße "Am Bahndamm" ist geteert und führt auf kurzem Weg zum ehemaligen Bahnhof.
km 22,6: Bahnhof Graitschen. Liebevoll hergerichtet erinnert er an die alte Eisenbahn. Gleisseite, in Richtung Porstendorf.
Zeit für eine kleine Trinkpause. Weiter geht es in Teil 2 über Bürgel nach Eisenberg.
das kann ich nur empfehlen. Die Strecke ist landschaftlich sehr abwechslungsreich und wunderschön.
Ich hänge gleich den zweiten Teil ran:
Im ersten Teil sind wir gerade einmal 7 km weit gekommen, jetzt heißt es: Etwas Strecke machen. Der Abschnitt hat es auch in sich. Bis hinter Bürgel kann man gut strampeln. Aber von den Steigungen her natürlich - eisenbahntypisch - alles im Rahmen.
Es wird etwas waldiger und bergiger. Immer wieder werden Brücken passiert, hier eine ganz besondere: Eisenbahntechnisch wohl eher uninteressant, aber der Aufbau wurde neu gebaut und soll an eine alte Holzbrücke bei Kunitz (ein paar Kilometer südwestlich) erinnern.
Eine Steinbrücke auf Höhe einer alten Papiermühle.
Ein Einschnitt wurde mit Stützmauern gesichert. Blickrichtung Crossen.
Zwischen Papiermühle und Bürgel findet sich diese Steinbogenbrücke. Blickrichtung Porstendorf.
Nach einer guten Steigung ist der Bahnhof Bürgel (km 19,1) erreicht. Das EG der Töpferstadt unterscheidet sich optisch von den übrigen Stationen, ist aber auch in einem tollen Zustand.
Die andere Seite der Straßenseite.
Und weil's so schön ist mal noch die Gleisseite, Blickrichtung Porstendorf.
Bürgel war eine wichtige Unterwegsstation, sowohl für den Güter- als auch für den Personenverkehr. Zugkreuzungen fanden hier statt. Es gibt den Abort und einen Wasserturm (der Holzaufbau fehlt).
Offensichtlich hatte dieser Schuppen früher mal eine andere Funktion. Das Örtchen für die Herren der Schöpfung lässt sich durch Ausschlussprinzip finden.
Hinter dem Bahnhof Bürgel geht es nochmal kräftig bergauf, bis sich Erleichterung breit macht: Weite Felder und es geht leicht bergab!
km 14,8: Bahnhof Serba, Straßenseite. Es war ein schöner sonniger Nachmittag geworden.
Erkennt es jemand wieder?
Die Gleisseite des Bahnhofs Serba. Im Hintergrund lässt sich ein großes Getreide Silo ausmachen. Es ist weithin in der Landschaft sichtbar und sorgte zu Betriebszeiten sicher für regen Güterverkehr.
Wieder baugleich: EG Hainspitz, Straßenseite. Der Radweg folgt von Serba nach Hainspitz leider nicht der Trasse, weil diese umgeackert wurde.
Zwischen Hainspitz und Eisenberg befindet sich etwas versteckt noch diese kleine Brücke. Auch hier führt kein Radweg auf der Trasse, obwohl die Brücke mit Geländer intakt scheint.
Die Unterführung unter der A9 vor Eisenberg wurde im Laufe der Verbreiterung wieder errichtet. Somit steht einer Streckenreaktivierung wohl nichts im Wege? ;-)
Sowohl vor, als auch nach der Unterführung A9 haben Gewerbegebiete die Streckenführung unterbrochen. Erst kurz vor dem Endbahnhof des bis 1999 betriebenen Abschnitts ist der Bahndamm wieder erkennbar.
Und zum Schluss wird es etwas wehmütig: Bahnhof Eisenberg (km 8,7) in Richtung Crossen gesehen. In Eisenberg war die ersten 25 Jahre Endstation aus Richtung Krossen. Erst 1905 wurde - der von uns schon bereiste - Abschnitt nach Porstendorf eröffnet. Es gab damals auch noch einen anderen Bahnhof, den ich aber nicht gefunden habe. Ganz links der Wasserturm, mittig (sonnig) das große EG und rechts der - dem Verfall preisgegebene - Güterschuppen.
Ein paar weitere Bilder aus Eisenberg und den restlichen Abschnitten bis Crossen gibt es dann im letzten Teil zu sehen.
kommen wir zum letzten Abschnitt. Ursprünglich als "Eisenberg–Crossener Eisenbahn-Gesellschaft" 1880 in Betrieb genommen, wurde der Abschnitt Eisenberg - Crossen auch als letztes (1999) eingestellt.
An der Ausfahrt in Richtung Porstendorf befand sich der Lokschuppen, der heute von einer Baufirma genutzt wird.
Auch der Wasserturm an der Ausfahrt in Richtung Crossen ist restauriert und wird andersweitig genutzt.
Die Sicherung des BÜ Bahnhofstraße dürfte allerdings nicht mehr den aktuellen Bestimmungen entsprechen. Rechts geht es nach Crossen, links schließt sich der Bahnhof an.
Der Bahnhof Eisenberg war betrieblicher Mittelpunkt und verfügte über ein stattliches Empfangsgebäude.
...findet heute wohl nicht mehr in diesem Gebäude statt. Der Grund...
... es könnte etwas feucht werden.
Gleisfeld Bahnhof Eisenberg in Richtung Porstendorf. Rechts hinten der Lokschuppen, auf der linken Seite angeschnitten: der eben gezeigte große Güterschuppen.
Hinter Eisenberg geht es fast auschließlich bergab in Richtung Crossen. In Eisenberg wurden einige Straßen und Wege gekreuzt, Anschlüsse sind noch zu erahnen.
km 6,7: Eisenberg-Ost. Das Empfangsgebäude ist mustergültig restauriert. Der Blick geht in Richtung Porstendorf.
EG Eisenberg-Ost. Nicht weit vom ehemaligen Haltepunkt befindet sich der kleine, aber feine Eisenberger Tierpark.
Fehlende Wegüberführung in Kursdorf. Der Radweg nutzt die niveaugleiche Kreuzung mit dem Weg, der ins Touristenziel Mühltal führt. Hinter uns befindet sich bereits die erste von insgesamt 9 Mühlen, die sich auf ungefähr 8 Kilometer aneinanderreihen und fast alle als Gaststätten bzw. Hotels betrieben werden. Die Strecke führte links nach Porstendorf und rechts weiter in Richtung Crossen.
km 3,6: Bf Rauda, letzte Station vor Crossen.
Das Ziel ist erreicht: Der Bahnhof Crossen, Ausfahrt in Richtung Gera. Vor dem Stellwerk zweigte nach rechts die Strecke nach Porstendorf ab.
Ausfahrt Crossen in Richtung Leipzig. Am Crossener Bahnhof halten nur noch alle zwei Stunden die Züge, da etwas näher am Zentrum der Haltepunkt Crossen Ort errichtet wurde, an dem stündlich Züge halten.
Ich hoffe der kleine Ausflug war zumindest etwas unterhaltsam. Beim nächsten mal würde ich von den Steigungen her eventuell in Crossen starten und nach Porstendorf fahren. Aber auch andersherum was es eine schöne Tour.