Hallo Eisenbahnfreunde,

begeben wir uns heute weiter auf Spurensuche der ehem. Secundairbahn Bautzen - Löbau via Cunewalde. Aktuell befinden wir uns am unteren Ende vom "Hoppeberg", einer starken Steigung, die dank dem böhmischen Wind im Winter gern zugeschneit war. So kam es im Winter 1970 hier zu starken Schneeverwehungen, die eine 24 stündige Streckensperre nach sich zog. Aber heute dürften bloß noch Radfahrer und Wanderer mit den Unbilden der Winter zu kämpfen haben ;-)

Bild 1:


Auch hier ist vom Bahnaltag nur ein Stück Bahnsteig, ein halb vergammeltes Stationsgebäude und viel Grün erhalten geblieben. Birken säumen heute den Radweg und versperren die tolle Aussicht, die Bahnreisende von hier oben hinunter auf Cunewalde noch bis weit in die 90er Jahre des vergangenen Jahrhundert hatten.

Bild 2:


auch hier wurde die Wartehalle ihres Stationsschildes beraubt. In welchem verstaubten Lager von Station & Service lagern die wohl heute ein? Schön wäre, wenn jemand wieder Schilder nachmachen würde und sie an den Gebäuden anbringen würde. Aber das wird wohl ein Wunsch bleiben. Ob die Gebäude in 20 Jahren noch stehen werden? Aber etwas anderes wurde am Gebäude angebracht. Und zwar wieder ein EU Förderschild...


Bild 3:


Blick zurück n. Löbau. Die Radfahrer, die diesen Radweg benutzen, werden hier durch das Signal Pf 2 aufgefordert, zweimal etwa 3 Sekunden zu pfeifen. Wer kleine Hunde dabei hat, zum Beispiel eine Spitz-Fußhupe, der trete bitte 2 mal kräftig auf deren Schwanz *gg*

Bild 4:


das Ganze aus der Nähe betrachtet. Die Versuchung ist zugegebener Maßen groß, so etwas mitzunehmen. Aber es soll wenigstens noch ein klein wenig an die Existenz einer Eisenbahn im Cunewalder Tal erinnern.

Bild 5:


nun erreichen wir den Betriebsmittelpunkt Cunewalde. Der Bahnhof wurde als einziger dieser Strecke mit massiven Hochbauten ausgerüstet. Neben Bahnhofsgebäude, einem Lokschuppen mit 2 Ständen entstand auch ein Wasserhaus, der Bahnhof war bis 1983 mit einem Fahrdienstleiter besetzt. Um dem großen Güterverkehr auf dieser Station Herr zu werden, wurde sogar das Ladegleis auf 200 Meter verlängert. Zur Rationalisierung wurden 1983 Rückfallweichen in Betrieb genommen, Zugleitbetrieb eingeführt. Bei diesem Betriebsverfahren erhält der Lokführer eine Fahrerlaubnis, die bis zu einer im Fahrplan bestimmten Stelle gilt. Im Fahrplan steht dann drin, das er an der Trapeztafel (Signal Ne 1) anhalten muss, während im anderen Fahrplan vom Gegenzug drin steht "kreuzt in Cunewalde mit Zug XXXX. Nach der Ankunftsmeldung und Fahrwegsicherungsmeldung beim "Zugleiter"(bei Strecken wo der Zugführer die Weichen händisch umstellen muss, um den Fahrweg für den anderen Zug einzustellen. Hier entfiel dies jedoch, da Rückfallweichen vorhanden waren, die Fahrstraße läuft so automatisch nach überfahren der Weiche ein) bzw. der Erlaubnis des "Zugleiters", den Gegenzug einfahren zu lassen, erhält dieser dann vom Zugpersonal den Auftrag "kommen". Dies ist ein langer, ein kurzer, ein langer Pfiff mit der Lokomotivpfeife. Es gibt aber auch die Möglichkeit, ein weißes Licht an der Trapeztafel zu benutzen, dies gab es allerdings hier nicht, hier wurde stets mit dem Typhon der V100 "reingepfiffen"

Blick n. Bautzen.

Bild 6:


Auch kamen immer wieder Dampfzüge hierher wie dieser hier. Sehen wir uns doch mal einen interessanten Vergleich vom Empfangsgebäude an. Wie hat sich das Ensemble über den Zeitraum von 115 Jahren verändert? Wir wir gleich feststellen werden, kaum! Das 1. Foto aus dem Kumpel Google Wikipedia (zur Geschichte der Bahn) zeigt uns folgendes Bild aus der Zeit der Bahneröffnung:

Bild 7 Quelle: Wikipedia:



Bild 8:


fast 100 Jahre später hat sich das Bild kaum gewandelt. Das Empfangsgebäude sieht nahezu unverändert aus, lediglich die wunderschönen gusseisernen Laternen wurden demontiert, der Giebel verändert, es kamen natürlich auch mal neue, bessere Fenster rein. Die Bahnhofsuhr wurde auch nachträglich montiert. Die Tür zur Gleisseite wurde zugemauert. Und die Dampflokomotiven wurden den gestiegenen Verkehrsbedürfnissen angepasst und sind deutlich größer als 1900 ;-) Die BR 52 war hier bis 1988 anzutreffen.

Bild 9:


weitere Weitere 20 Jahre später präsentiert sich das EG noch immer weitestgehend in seinem Ursprungszustand. Es wurden, bzw. werden gerade wiederholt neue Fenster eingebaut, ein Ehepaar damit beschäftigt, sich hier im vermutlich verkauften Bahnhof ihr Wohneigentum einzurichten. Damit dürfte das EG von Cunewalde eins der wenigen sein, das seinen ursprünglichen Charakter seit 115 Jahren treu geblieben ist. Schade, das heute hier keine Züge mehr halten. Die Geschichte von diesem Bahnhof wurde bereits im Teil 1 ausführlich beschrieben. Sehen wir uns deshalb weiter auf dieser größten Unterwegsstation dieser Bahn um.
"664 119" hat während seiner Zugführerdienste manchmal die "Dienstkamera" dabei, um alltägliche Szenen im Bild festzuhalten. So sind 1991 und 1995 folgende 2 Fotos für uns hochinteressant. In der Mitte zum Vergleich der heutige Zustand. Bild 11 entstand etwa an der selben Stelle wie Bild 12, nur halt vom ehemaligen Bahnsteig 2.

Bild 10:



Bild 11:



Bild 12:


`S alte Dorfmutt`l erwartet schon sehnsüchtig ihren Personenzug zur Fahrt in die Großstadt. Mit gemütlichen Schnellzugwagenkomfort wird für sie die Reise wohl gleich zum einkaufen gehen. Nach Degradierung in untergeordnete Dienste und Deklassierung in den 1990er Jahren konnte der Reisende sehr komfortabel das Cunewalder Tal mit arbeitslos gewordenen Schnellzugwagen Bom/Abom erfahren. So fuhren doch hier auch 1. Klasse Wagen und boten reichlich Gemütlichkeit. Wer möchte das nicht heute noch einmal erleben. Das Klack - Klack der Schienenstöße, das brummen der 112, das schnuppern der herrlichen Frühlingsluft, gepaart mit einem Hauch Dieselduft von dem 12 KVD-Diesel, die vertrauten Worte "Guten Tag, den Fahrschein Bitte!" Des Zugführers. Und dann die schönen Ausblicke in die Oberlausitz und das vorbeiziehen der Telegrafenleitung genießen. Aber, das ist vorbei. Für immer und ewig. Alles nur noch Erinnerung.

Bild 13:


nochmals Blick n. Westen (Bautzen) das bereits aus Teil 1 bekannt ist. Der Vollständigkeit halber soll es nochmals zu sehen sein. Vorn das Üs vom 1995 erneuerten Bü. der S 115.

Bild 14:


In der Gegenrichtung n. Löbau sieht es heute so aus.

Bild 15:


Gesamtüberblick vom ehemaligen Bahnhof. Da, wo einst Gleise lagen, befindet sich nun Wiese und angepflanzte Bäume. Hinten links befindet sich der frühere Kohlenhändler, der bis Ende 1993 Kohle in Fcs Wagen erhielt.

Bild 16:


Blick auf Wasserhaus & Empfangsgebäude.

Bild 17:


das Wasserhaus. Wie viele Dampflokomotiven mögen hier ihren Durst gestillt haben, bevor es mit Getöse den Berg hinauf zum Hoppeberg und der berühmten Doppelkurve ging?

Bild 18:


nach dem Bahnübergang, den wir bereits auch im Teil 1 gesehen haben, wo die Schrankentriebe noch vorhanden sind, folgte die berühmte Ortsdurchfahrt mit dem Cunewalder Teich. Wie viele Meter, ach, was sag ich, Kilometer Film mögen hier durch Schmalfilmkameras, Mittelformatkameras und andere "Knipsen" entstanden sein? Nur Schade, das man nie irgendwo in Büchern, Zeitschriften oder in Foren da etwas sieht.

Oder hat da jemand von euch was...?

"664 119" knipste 1 Woche vor Toreschluss eine V100 mit ihrem Regionalbahn am bekannten Motiv. Auch die Kirche soll hier irgendwie mit aufs Bild gegangen sein.

Bild 19-22 Hp. Weigsdorf - Köblitz:








der Bahnhof Weigsdorf - Köblitz zeigt sich auch heute noch weitestgehend im Zustand zur Bahneinstellung. Lediglich die Bahnsteiglaternen hatte wohl jemand gebrauchen können. Von ihnen gucken nur noch die Stummel hervor. Auch ein Pfeifsignal hat überlebt. Wann es wohl durch Eisenbahnfreunde geborgen und restauriert wird? Die Wartehalle befindet sich in schlechtem Zustand und wird wohl bald als Brennholz im Kamin enden.

Bild 23:


am 25.05.1997 bevölkerten bei den Abschiedsfahrten nochmals zahlreiche Fahrgäste die verbliebenen Reise,-Sonderreisezüge im Cunewalder Tal. Nur noch 1 Woche, dann werden hier nie mehr Züge halten. Dessen unbeeindruckt waren damals auch noch die vorhandenen Bahnhofslaternen aus DDR-Zeit. Behalten wir diesen Bahnhof schön aus seiner Betriebszeit in Erinnerung. Fahren wir mit dem Dampfzug weiter. Aber nicht n. Cunewalde, in die der Zug hier fährt, nein, wir wollen weiter nach Großpostwitz! Wer auf Bild 23 genau hinsieht, kann im Vergleich mit Bild 20 den Fernsprechkasten bei der 2. Lampe erkennen.

Bild 24:


Halbendorf ist erreicht. 11 Bahnkilometer von Bautzen entfernt, befindet sich dieser Hp. unmittelbar an der Straße. Hier endet auch der Radweg. Wir sehen das Stationsgebäude, in dem sich ein wahrer Schatz verbirgt:

Bild 25:


der Fahrplan von 1991 und ein Hinweis, wie sich Gäste auf dieser Station richtig gemäß der Hausordnung der Deutschen Bahn AG verhalten. Aber wie jetzt?! Hier gibt es doch gar keine DB mehr?! Übrigens, kommt gar nicht auf die Idee, den Plan zu klauen. Der ist gut verschlossen vor Dieben gesichert, aber gut durch ein Loch in der Tür der Wartehalle fotografierbar ;-)

Bild 26+26a:


Herr Gampe fotografierte am Hp. den Charterzug bei regnerischen Wetter. Bitte entschuldigt die Qualität. Das Bild zeigt interessant den Vergleich dieser Verkehrsstation im Zeitraffer Einst & Jetzt auf. Auch heute noch lassen sich die Stellen erahnen, wo die Stationsschilder montiert waren.


Bild 27+28:


unmittelbar am Ausgang vom Hp. Halbendorf befand sich die 2. neue Schrankenanlage, an der stark befahrenen B96. Auch sie war erst 1995 in Betrieb genommen worden. Hier sind wie in Cunewalde ebenfalls noch die Schrankenantriebe vorhanden. Selbst der Mast, an dem sich die Ampel befand, steht noch.


Bild 29:


Am Ende des Bü sieht es heute so aus. Die letzten 3 km kann man heute nur mit festem Schuhwerk und mit Macheten bewaffnet, begehen. Oder man hat ein fahrbares Auto ;-) Die Natur erobert sich ihr Terrain, das ihr in der schwierigen Zeit im 19. Jahrhundert unter mühevoller Arbeit abgerungen wurde, Stück für Stück zurück.

Bild 30: der letzte Hp. vor der Einmündung der Bahn in Großpostwitz, Bederwitz ist erreicht. Zuerst der Blick n. Löbau...



Gruß, Matthias