letzten Samstag hat sich für den böhmischen Teil des Lausitzer Berglandes Edelfrau 475.111 angekündigt. Stellung wurde hinterm Bahnhof Svor bezogen da dort der Aufstieg hoch nach Jedlova beginnt. Zeitiges kommen sichert die besten Plätze. Die tschechischen Kollegen haben nicht schlecht geguggd als anderthalbe Stunde vorm Zug schon zwei da waren. Mit paar netten Worten konnte man sich aber arrangieren und so gings aweng tiefer hinterm Brombeerbusch. Bereits gegen neun war Petrus schon kräftig mit der Quellwolken-Fertigung beschäftigt. Der R1110 welcher noch komplett in der schönen beige-roten Farbgebung erschien diente als Probeschuss.
Es war noch über eine Stunde Zeit und die Wolkentürme rundum wurden immer größer. Entweder liegt es daran das Svor wie in einem Talkessel liegt, es war die einzige Stelle wo die Sonnenstrahlen bis zum Erdboden reichten. Es stieg die Hoffnung das es was mit Licht werden könnte. Wie der Zug aussieht wusste keiner. Aufgrund der kurzen Wendezeit in Jedlova und da der Zug aus Turnov kam war zu vermuten das die rote Blitzbrille 750 308 mit dabei ist. Mit ca 5min Verspätung traf der Zug in Svor, Sonne neben der Wolkenkante.
Ohne "traktionelle" Unterstützung des roten Blitzes am Zugschluss begann der Aufstieg nach Jedlova. Es wurde feinster "Quetschessen-Sound" dargeboten wie ich es noch nie gehört hatte und den Anwesenden ein fettes Grinsen ins Gesicht zauberte. Eens wees ich, ich fahr zu keener 01 oder so mehr hin................
2-3 Minuten später schloss Petrus den Vorhang. Hab zwar den Zug nachmittags noch Richtung Liberec gemacht, aber vormittags bei Svor war mir schon klar, is nicht zu toppen-kannst eigentlich heim fahren.
Ja richtig, die 475er ist schon ne Klasse für sich. Vorallem mit vier Kuppelachsen. Ist die Esse nur länglich ausgeführt oder ist das ne richtige Giesl-konstruktion nach österreichischen Patent?
Stimmt!!! Quetschesse ist eigentlich vollkommen falsch. Der Kylchap-Saugzug ist eine "Reihen und Parallelschaltung" der Strahlgebläsedüsen der Saugzuganlage. Der Zylinderabdampf trifft auf eine Fangdüse welche aus vier dreieckigen "parallelgeschalteten" Einzeldüsen besteht. Der Dampf trifft dann auf eine zweite Fangdüse und nochmal Abdampf ansaugt was den Saugzug deutlich verbessert. Bei einigen amerikanischen Dampfloks hat die Fangdüse auf der Dampfaustrittsseite ne Art Kleeblattform erhalten was wesentlich effektiver ist als ein normaler "Kreis".
Nach dem Krieg gab es eine Zusammenarbeit der Tschechen mit dem genialen Ingenieurs Andre Chapalon. Dieser hatte zusammen mit dem Finnen Kyöstli Kyläla den nach Ihnen benannten Kylchap-Saugzug entwickelt, der für einen enormen Leistungsgewinn sorgte.
Daneben haben die Tschechendampfer ne Reihe von fortschrittlichen Baumerkmalen wie Rollenlager, Zentralschmierung, Stokerfeuerung. Sowas gibts bei deutschen Loks net, zumindest nicht in Serie gebaut. Nicht umsonst zählen diese zu den besten Nachkriegskonstruktionen in Europa.
All diese Dinge wurde von den Deutschen mißtrauig beäugt.
Mit einer unter Andre Chapelon um gebauten Pacific (2`C1`) zu einer 2`Dh4v gab es 1935 eine bemerkennswerte Versuchsfahrt. Mit dabei zwei Deutsche. Und zwar Hans Nordmann (Dezernent im Reichsbahn-Zentralamt für Lokomotiversuche) und Friedrich Fuchs (Lokomotivreferent der Reichsbahn Hauptverwaltung). Sie meinten wohl das es eine sehr interessante, aber recht kleine Lok sei! Sehr viel größer als ne P8 war die Lok auch net. Als während der Fahrt dann Zughakenleistungen um die 3000PSe erreicht wurden (für Deutsche Loks um diese zeit ein utopischer Wert) waren die beiden schwer beeindruckt und haben Chapelon zu dieser Meisterleistung gratuliert.
Dann gab es ja noch Chapelons Meisterstück, die aus einer 2`D1´zur 2`D2` umgebaute 242 A1. Chapelon hatte ihr ein 3Zylinder Verbundtriebwerk spendiert. Mit 5300PSi indizierter Leistung wurde die magische Grenze in Europa von 4000PSe Zughakenleistung locker geknackt und weit überboten.
Das war aber letztlich Ihr Problem!!! Der Kylchap Saugzug in Verbindung mit Verbundtriebwerken machte die Loks derart leistungsfähig, leistungsfähiger als die damals verfügbaren Eloks. Die 242A1 unterbot die Elok-Fahrzeiten mit bis zu 30% höheren Zuglasten!!! Es war ne rein politische Entscheidung (Lobby) die einen Serienbau verhinderte.
Wollte die Deutsche Reichsbahn (DDR) nicht auch die BR 556 von den Tschechen beziehen? War aber für die Strecken in der DDR zu schwer, kann jemand was näheres dazu sagen?