Der Bau des Leipziger City-Tunnels mit seinen immerhin 4 unterirdischen und 2 oberirdischen Bahnstationen wurde ja mehrfach wegen seiner hohen Baukosten (ca. 935 Mio EUR) und wegen der verzögerten Fertigstellung (ca. 4 Jahre später) kritisiert.
Wenn ich aber nun heute lese, daß es z.B. die Hansestadt Hamburg geschafft hat, für ein einziges Gebäude nahezu die gleiche Summe (ca. 860 Mio EUR) auszugeben und dabei sogar knapp 7 Jahre länger zu brauchen als ursprünglich geplant ...
... dann relativiert sich m.E. die Kritik am City-Tunnel recht schnell angesichts des Umfangs und der Komplexität der Arbeiten.
Ganz anders schaut es natürlich aus, wenn man den bisherigen strukturpolitischen Nutzen des Tunnels für abgelegenere Regionen wie das Vogtland betrachtet. Im Gegensatz zu den ursprünglichen Absichten der früheren sächsischen Landesregierung unter dem damaligen Wirtschafts- und Verkehrsminister Thomas Jurk, der die Elektrifizierung im Vogtland nicht zuletzt zur Ausschöpfung der Vorteile des Tunnels vorantrieb, ist die Verbindung vom Vogtland/Plauen durch den Tunnel zum Bahnknoten Leipzig Hbf heute weder schneller noch komfortabler geworden (es ist trotz erfolgter Elektrifizierung nun sogar ein Umstieg erforderlich, was zu früheren Zeiten in dieser Relation undenkbar war). Dadurch liegt m.E. ein großes Potential an Bahn-Reisenden brach und es wird lieber mit dem Auto gefahren. Hauptverantwortlich dafür sind meiner Meinung nach die späteren Landesregierungen in Dresden, die in der Verkehrspolitik leider weit weniger weitsichtig agierten als ihre Vorgänger.