Die Zeit schreitet voran und so gehen teilweise viele Jahre ins Land, ohne das der Mensch selber richtig mitbekommt, wie schnell die Zeit auch fliegt. So weicht jahrelang gebrauchtes, erhaltenes Material nun neuen Dingen, die unsere Neuzeit hervorbringt. Ob man dies für gut heißt, steht auf einem anderen Blatt. Die Modernisierung hatte in den letzten Jahren auch den äußersten Zipfel des tschecischen Staatsgebietes erreicht und traf somit auch den Grenzbahnhof Vojtanov/Voitersreuth. Bis zum Jahr 2014 waren beide Stellwerke mit einem Weichenwärter versehen und der zuständige Fdl saß wie einst und jetzt auch im Bahnhofsgebäude. So etwas findet man bei uns im Vogtland nur noch in Weischlitz, ein weiteres Beispiel fällt mir dazu momentan nicht ein. Es ist der 22.April 2012, eigentlich noch garnicht allzu lang her. Bauarbeiten im Elbtal, große Umleiteraktion. Es war ein wechselhafter, aber sehr sonniger Aprilvormittag, als ich damals zusammen mit Freund Jens in Vojtanov aufschlug. Die Masse an Umleitern machte ein Umspannen in Cheb für die Ganzzüge und der Mischer in Vojtanov erforderlich, beides zusammen ginge nicht. 230 058 und eine weitere, schon im neuen Najbrt-Design gehaltene Lok verlassen mit EZ 95311 Leipzig Engelsdorf - Most den Bahnhof in Richtung Cheb. Das Schild wirkt verwittert, die Stellwerkin ruft dem Kollegen auf der 058 noch etwas zu und wünscht anschließend mit Gruß noch eine gute Fahrt. Sonne gab es für die Szenerie auch. Für mich damals nur Beiwerk, war man doch sehr auf die 232er aus, die sonst hier auch nie fahren. Heute für mich ziemlich wertvoll geworden, verirrt sich doch sonst keine dieser Loks mehr an die Grenze:
Ab Frühjahr 2014 wurden beide Stellwerke nur noch zeitweise besetzt, die neue "Verkabelung" des Bahnhofes über Plastikrohre, die Kabel führten, ist in der Bauphase angekommen. Eines Nachts im Dezember 2013, es waren mal wieder Umleiter, hielt ich nebenbei noch mit auf das Stellwerk 2 drauf, das so schön als Ziegelbau in sächsischen Styl daherkam. Auch ein neues Schild hatte man auch spendiert:
Mittlerweile ist es November 2016, der erste Schnee fällt. 232 209 und 232 569 warten mit KT 52305 Duisburg - Lovosice auf ihren Lotsen. Das Stellwerk wegetiert vor sich hin, es ist seit 2015 nicht mehr besetzt:
Stellwerk 1 auf der anderen Bahnhofsseite Richtung Bad Brambach gelegen war schon soweit ich denken kann an modernerer Flachbau in CZ-Manier. Auch hier gingen 2015 die Lichter aus. 232 703 und 232 589 verlassen mit GA 52300 Nymburk - Gößnitz den Bahnhof, nachdem die Vogtlandbahn eingefahren ist. Dieser Zug war zusammen mit dem Leerpark und dem Könitzer Schrottzug nach Unterwellenborn bis zum September 2005 bzw Juni 2005 eine Stammleistung der Ludmilla auf dieser Strecke. Danach gab es nur noch Umleiter, so wie es eben der GA 52300 in diesem Fall ist. Seine Route führt mittlerweile durch das Elbtal, den Schrott holt das Stahlwerk selbst ab in Cheb:
Bei einem Gespräch mit Wolfgang vor einigen Wochen, bekam ich mit, dass das Stellwerk 2 abgetragen wurde. Etwas geschockt fuhr ich dann auch mal schnell vorbei. Tatsächlich, als wäre hier nie etwas gewesen. Ob Stellwerk 1 noch steht, weiß ich nicht. Der Umbau des Bahnhofes auf 3 Gleise und der Rest als Handweiche mit Gleisperre versehen dürfte somit auch diese Posten erübrigt haben. Was bleibt, ist die Tatsache, das leider ein beliebtes Motiv für Fotofreunde und auch ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten der Moderne zum Opfer fiel.
Hallo, ich bin Ende April diesen Jahres einmal vom Posten 50 am Gleis entlang bis zur Grenze gelaufen, um mal den südlichsten Punkt Sachsens zu besichtigen. Der Durchlass für den Grenzbach befindet sich genau unter der Einfahrweiche des Bahnhofes Voitersreuth. Bei Rettigs Eisenbahnen im Vogtland ist dieser Punkt noch mit den damals üblichen Schildern markiert zu erkennen, heute nicht mehr vorhanden.
Das Stellwerk stand im Frühjahr 2017 noch, war aber zu meiner Verwunderung unbesetzt. Das Postengebäude 51 war abgerissen, wie im Forum an anderer Stelle bereits dokumentiert.
Im übrigen, die Weiche liegt noch auf Holzschwellen der tschechischen Bahn, unmittelbar danach beginnt der Betonschwellenoberbau der deutschen Bahn, der bis zum Grenzübergang Bärenteich führt. Dieser Gleisabschnitt verblieb nach 1945 im Eigentum der Deutschen Reichsbahn und wird bis heute von dieser bzw. Nachfolgeeigentümer unterhalten. Gruss vom Bärenteich