In Deutschland wurden gerade die ersten sogenannten DSTW in Betrieb genommen (Annaberg-Buchholz, Warnemünde...). Bei den ÖBB geht man inzwischen schon den nächsten Schritt, dort wurde jetzt der erste Prototyp des Stellwerks DS3 von Siemens zugelassen und ist in Betrieb:
Die Anbindung der einzelnen Stellelemente erfolgt auch hier, wie schon beim DSTW, über IP-basierte Netzwerkverbindungen statt per konventioneller Verdrahtung und damit über quasi beliebig große Stellentfernung.
Neu sind beim DS3 Stellwerk hingegen folgende Dinge: - der nun generell mögliche Einsatz von industrieller, in Großserie hergestellter Standard-Hardware für die Stellwerks- und ETCS-Rechner. Es können also allgemein übliche und damit kostengünstige Server eingesetzt werden, so wie in den anderen Bereichen der Informationstechnik auch - die prinzipiell mögliche Verlagerung nahezu der gesamten Stellwerkssoftware „in die Cloud“
Ob der zweite Punkt wirklich sinnvoll, sicher genug und überhaupt erstrebenswert ist, sei mal dahingestellt, aber der erste Punkt ist aus meiner Sicht auf jeden Fall sehr wichtig. Das ist nämlich etwas, was ich mir eigentlich von Anfang bei den ESTW vorgestellt hätte, um die Kosten im Rahmen zu halten. Beim damaligen Stand der Technik war es aber offenbar noch nicht machbar, mit Standard-Hardware zu arbeiten.
Ziel muß es aus meiner Sicht sein, das Bahnnetz in der Fläche auf einem technisch aktuellen Stand zu halten. Das geht nur, wenn sich die Kosten im Rahmen halten, wenn man große Stückzahlen ohne komplexe Einzelfertigung erreicht und wenn es generell wieder mehr Vereinheitlichung gibt. Die neue Architektur bietet dazu meiner Meinung nach die Voraussetzungen, aber wann und wie schnell das in Deutschland kommt, muß man abwarten. Zumindest wird man in Zukunft wahrscheinlich nicht mehr fragen müssen, ob man am Standort X irgendwo in der Prärie ein teures ESTW baut, sondern nur noch, ob man die Vernetzung der dortigen Stellelemente finanzieren kann. Die Steuerung erfolgt dann aus einem ohnehin vorhandenen und leicht erweiterbaren Rechenzentrum.
Die ÖBB und erst recht die SBB zeigen ja aber ohnehin seit Jahrzehnten, daß es möglich ist, sein Bahnnetz weitgehend auf technisch aktuellem Stand zu halten. Man braucht sich nur solche Dinge wie Gleiswechselbetrieb und flächendeckend selbsttätige Gleisfreimeldung ansehen, die eigentlich seit Ewigkeiten Stand der Technik, aber hierzulande noch immer bei weitem nicht überall vorhanden sind. Und die Störanfälligkeit der Technik ist hierzulande auch zu hoch im Vergleich mit anderen Ländern, wobei die Ursachen leider in folgendem Artikel nicht ehrlich genug benannt werden (der Kaiser ist jedenfalls nicht schuld):
Hallo, in der Sächsischen Zeitung stand vorige Woche geschrieben, dass die Bundesregierung für das Forschungsprojekt autonomes Fahren im Bahnverkehr in Annaberg weitere Finanzmittel zur Verfügung gestellt werden. Man wird sehen, wie es vorangehen wird. Gruss vom Bärenteich
Passend dazu noch eine Ausschreibung des Eisenbahn-Bundesamtes. Man will die Möglichkeiten der aktuellen DSTW- und ETCS-Technik ausloten, um Nebenbahnen mit vertretbaren Kosten auf einen modernen sicherungstechnischen Stand zu bringen. Den Auftrag für die Forschungsarbeiten hat ein Ingenieurbüro aus Dresden gewonnen:
Ich hoffe, daß dabei die oben beschriebenen neuesten Entwicklungen aus Österreich mit berücksichtigt werden können, denn gerade für solche untergeordneten Strecken wäre es m.E. sehr hilfreich, wenn man keine aufwendige, teure und hoch-spezifische Stellwerks-Rechentechnik mehr vor Ort bräuchte, wie bei bisherigen klassischen ESTW.
Zitat von Andreas M. im Beitrag #1In Deutschland wurden gerade die ersten sogenannten DSTW in Betrieb genommen (Annaberg-Buchholz, Warnemünde...). Bei den ÖBB geht man inzwischen schon den nächsten Schritt, dort wurde jetzt der erste Prototyp des Stellwerks DS3 von Siemens zugelassen und ist in Betrieb:
Die Anbindung der einzelnen Stellelemente erfolgt auch hier, wie schon beim DSTW, über IP-basierte Netzwerkverbindungen statt per konventioneller Verdrahtung und damit über quasi beliebig große Stellentfernung. Neu sind beim DS3 Stellwerk hingegen folgende Dinge: - der nun generell mögliche Einsatz von industrieller, in Großserie hergestellter Standard-Hardware für die Stellwerks- und ETCS-Rechner. Es können also allgemein übliche und damit kostengünstige Server eingesetzt werden, so wie in den anderen Bereichen der industriellen Informationstechnik auch - die prinzipiell mögliche Verlagerung nahezu der gesamten Stellwerkssoftware „in die Cloud“
Ob der zweite Punkt wirklich sinnvoll, sicher genug und überhaupt erstrebenswert ist, sei mal dahingestellt, aber der erste Punkt ist aus meiner Sicht auf jeden Fall sehr wichtig. Das ist nämlich etwas, was ich mir eigentlich von Anfang bei den ESTW vorgestellt hätte, um die Kosten im Rahmen zu halten.
Es gibt noch ein paar Neuigkeiten zu obigem Thema: - Zum einen wurde jetzt ein Rahmenvertrag mit Siemens Österreich geschlossen, um den Ausbau wichtiger ÖBB Strecken mit ETCS Level 2 voranzutreiben. Dabei kommt die oben bereits erwähnte DS3 Stellwerksplattform großflächig zum Einsatz:
- Zum anderen wurde im Rahmen von Ausschreibungsvorgaben erwähnt, daß künftig für die Hauptstrecken der ÖBB geplant ist, die Rechner aller DSTW Stellwerke und der ETCS-RBC‘s zentral in zwei bis drei redundanten Rechenzentren betreiben zu lassen:
Ob die Schweiz einen ähnlichen Weg gehen wird, das ist mir noch nicht ganz klar. Denn aus Schweizer Sicht käme es vor allem darauf an, daß Stellwerk und ETCS-RBC funktional zusammenwachsen, um die Handhabung und Leistungsfähigkeit von ETCS Level 2 - insbesondere auf gemischten Strecken und in größeren Bahnhöfen - zu vereinfachen und zu verbessern:
Für Deutschland ist mir die Strategie auch nicht ganz klar. Bei der Bedienung jedenfalls will man ja von den wenigen einst geplanten Zentralen wieder weg und die Standorte wieder mehr regional verteilen. Die Aufstellung der Rechentechnik ist bei den DSTW aber technisch völlig getrennt von den Bedienorten realisierbar, wenn man das will. Siehe auch: