was macht man nur mit einem Feiertag, der dazu noch so richtig schön wochenmittig liegt? Genau, man fährt mal schnell ins Thüringische (böse Zungen behaupten ja eher Nordfranken;-))… Eine Jubiläumsfahrt anlässlich 160 Jahre Eisenbahngeschichte im Werratal mit der schönsten Fuffi der Welt war angesagt. Viertel Vier klingelte der Wecker und wenig später starteten wir gen Sonneberg.
Erstes Ziel war das Viadukt im Sonneberger Stadtteil Bettelhecken oder auch Sonneberg West, zumindest heißt der nahegelegene Haltepunkt seit 1935 so... Lange vorher war der Zug schon zu hören. Mit gewaltiger Geräuschkulisse aber sehr sehr langsamen Tempo kämpfte sich die 50 3501, zum Anlass der Fahrt als 50 380 beschriftet, mit ihren sieben Wagen die Steigung hoch. Die größte Steigung dort beträgt 1:36, das Zuggewicht lag bei 310 Tonnen, Feuchte Schienen und Laub taten das Ihrige noch dazu, sodass die Fuhre auf dem Viadukt zum stehen kam. Eine Herausforderung für Mensch und Maschine, aber es gelang eindrucksvoll den Zug wieder in Bewegung zu versetzen. Donnergrollen von den umliegenden Berghängen...
Entgegen aller Planung ergab sich durch die, den Umständen geschuldete, niedrige Reisegeschwindigkeit des Zuges die Möglichkeit auch noch das Viadukt in Mengersgereuth-Hämmern fotografisch umzusetzen.
Nach der Spitzkehre in Rauenstein nun wieder Rauchkammer voran, holte man bei Bachfeld Schwung für die folgende 180° Kehre und Steigung hinauf zum ehemaligen Haltepunkt Katzberg.
Am Bahnübergang sah alles noch gut aus. Klänge vom Feinsten...
Wenig später begann die 50er zu Schleudern, selbst Sand half nix, wieder ging es nicht weiter...
Während sich das Personal redlich mühte, waren wir aber schon auf dem Weg nach Eisfeld, um den Zug in der dortigen Einfahrt abzulichten. Nach einiger Wartezeit staunten wir nicht schlecht, die Zuglänge hat sich drastisch reduziert...
Was war passiert? Um die Steigung nach dem vergeblichen Versuch doch noch ohne Hilfslok zu bewältigen, "parkte" man kurzerhand vier Wagen am Haltepunkt Bachfeld. Dann fuhr man mit dem ersten Zugteil nach Eisfeld, um von dort wieder Lz zurückzukehren und den zweiten Zugteil die Steigung hinauf zu wuchten.
An einem Feldwegübergang kurz vor dem Brechpunkt erwarteten wir die Nachzügler.
Der Fahrplan des Sonderzuges war nun Makulatur, der Planverkehr gehörig durcheinander gewürfelt, so entschieden wir uns, bereits zu unserem nächsten ursprünglich geplanten Fotopunkt vorzufahren. In Veilsdorf sollte die alte russische Signaltechnik dokumentiert werden. Nach dem einige mehr oder weniger verspätete Triebwagen diesen Streckenteil passierten, durchfuhr unser Sonderzug nun wieder komplett und mit Schild, um den Anlass entsprechend zu würdigen, zügig den Bahnhof an der eigentlichen Werrabahn.
Alte Formsignaltechnik präsentiert sich noch in Themar. Nach einem Halt beschleunigt die 50er souverän und mit Sound für die Ohren ihren Zug Richtung Meiningen.
Herbst.
Lt. Plan sollte die Sonderfahrt nach einem längeren Wasserhalt in Meiningen weiter über Bad Salzungen, über den Rennsteig bis nach Eisenach gehen. Wir nutzten wie ursprünglich geplant die Zeit, um uns durch den Großstadtverkehr von Meiningen zu kämpfen. Nächster Fotopunkt sollte Wasungen sein. Dort erfuhren wir, dass man sich in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit entschieden hat, die Fahrt in Meiningen enden zu lassen und von da zur Planzeit wieder nach Sonneberg zurück zufahren. Mit der neu gewonnenen "Freizeit" fuhren wir nach Untermaßfeld zum dortigen Bratwurststand. Die Stärkung mit Thüringer Bratwurst und Rostbrätel hatten wir uns redlich verdient;-).
Man muss sich zwar erst wieder dran gewöhnen, aber es ist ja nun wieder mit eher einsetzender zunehmender Dunkelheit zu rechnen. Also hieß es für die Rückfahrt einen Fotopunkt zu finden, wo wenigstens ein bissel Licht war. Der Bahnhof Themar erfüllte das Kriterium. Zumindest fürs Video ;-)… danach gings im Tiefflug nach Hause.
Fazit: Es war für uns ein schöner Tag, trotz oder gerade wegen der Schwierigkeiten. Solche Geschichten von in der Steigung liegenbleibenden Zügen, dem Kampf von Mensch und Maschine doch noch hoch zu kommen, hörte ich als "Rotzer" immer am Lokführerstammtisch. Damals von mir mit jugendlichem Leichtsinn abgetan als Lokführerlatein;-) Erlebt habe ich das in meiner bisherigen Fuzzikarriere noch nicht. Auch wenn dadurch die gründliche Vorbereitung der Fototour im A... äh "hinüber" war und vielleicht ein paar Aufnahmen weniger entstanden als geplant, sind solche "Vorkommnisse" für mich das Salz in der Suppe. Es kommt immer darauf an was man aus der Situation macht.... Auf alle Fälle haben wir eine ganze Menge zu erzählen.
Hochachtung auch vor den Personalen und den Verantwortlichen dieser Sonderfahrt!