Hallo Forum

In letzter Zeit gibts bei mir immer mal wieder Fragen nach Sinn und Zweck der Bahnfotografie, wenn man wieder mal umsonst irgendwo war ohne den erhofften
Zug ablichten zu können, wenn man von Sonderzügen wieder mal erst nur durch nachträgliche umfangreiche Bildbeiträge erfährt, wenn man immer wieder am
gleichen Motiv hängen bleibt, weil selbiger in der näheren Umgebung immer weniger werden und und und.
Die mal angedachte Anschaffung höherwertigerer als die derzeit vorhandene Fototechnik wird jedenfalls ein ums andere Mal verschoben. Man möchte ja schließlich
keine Investruine in der Schublade liegen haben. Letztlich rammelt man aber doch immer wieder los...
Einen Ort gibts aber, wo man ganz ohne Whatsapp und sonstigen Meldern immer auf seine Kosten kommt, der Bahnverkehr selbst beeinflusst werden kann.
Wurzbach, Buchholz und Hagenau, rein fiktive Orte auf der Modellbahn, ganz ohne "Buntbahnen". Vor einigen Tagen hab ich dort mal einige Bilder gemacht.
Vielleicht interessiert der Bahnverkehr um Wurzbach den einen oder anderen.



Kaum hatte ich die Kamera ausgepackt, kam schon die 120 200 mit einem "Zementbomber" um die Kurve.



Nur wenig später 50 3624 mit dem N 65678, heute sagt man wohl Mischer, aus der Gegenrichtung.



An der 120 200 gab es offenbar ein technisches Problem. Zwei aus der Einsatzstelle Wurzbach herbeigeeilte Schlosser stehen etwas ratlos vor der Wumme.
Jedenfalls wurde für längere Zeit Bahnsteig 4 blockiert.



Ein Blick in den vor einigen Jahren zum Containerumschlag aufgerüsteten Güterbahnhof. Auch wenn der Güterbahnhof auch zum abstellen gerade nicht für den
Fahrbetrieb benötigter Güterwagen dient, des Motto "Güter auf die Bahn" gilt hier noch. Im real existierenden Deutschland eher inhaltsloses Politikergeschwafel
in Fernsehdiskussionen. Manchmal nichtmal das. Sachsens Minister Dulig träumte kürzlich von achtspurigen Ausbau der A4 um der LKW Lawine Raum zu geben....



Ein vorerst letzter Blick zurück.



In Buchholz rangiert die 106 418 an der Schotterverladung und die LPG "Rote Rübe" ist mit der Grünfutterernte beschäftigt.



Jetzt wurde es in Wurzbach wieder interessant. 119 004 kam mit Dg 55367 in Wurzbach rein. Als Wagenlok mit dabei die neuste Reichsbahn E-Lok , die 252 001.
Im Güterbahnhof rangiert die 106 999 von VEB Lokomotivbau Piko. Bei Neuanlieferung wegen schlechter Laufeigenschaften eher als Hofdame berüchtig
und bei den Personalen unbeliebt. Inzwischen von den Schlossern der Einsatzstelle aber zuverlässig zum Laufen gebracht.



Die 252 001 wollte ich mir nochmal aus der Nähe anschauen. Die Fuzzies auf der Brücke offenbar auch.



In Hagenau wird schon die Ankunft vom P 0815 erwartet. Am Ladegleis wird die Getreideverladung vorbereitet. Schließlich ist auf der Anlage Erntezeit.



Die Reisenden am Endbahnhof Hagenau warten schon darauf. 112 787 verlässt mit P 0815 gerade Wurzbach und geht die Steigung nach Buchholz an.



Nach kurzem Halt wird Buchholz verlassen.



Ankunft des P 0815 in Hagenau. Recht zügig wird umgesetzt werden und die Rückfahrt angetreten.



Vorher folgt dem Personenzug aber die letzte Altbau-52 der Einsatzstelle Wurzbach mit dem Nahgüterzug. Zwei Platten zur Schotterbeladung nach Buchholz,
Leergut zur Getreidebeladung nach Hagenau. Keine Ahnung wohin der Rest geht.



Ankunft des N 64688 in Buchholz. Die Verteilung der Wagen und die Bedienung von Hagenau wird vermutlich die noch an der Schotterverladung beschäftigte 106
übernehmen. Vorher muss aber die Durchfahrt des Personenzuges aus Hagenau abgewartet werden.
Die von der Schotterverladung auf den Bahnsteig ziehenden Staubwolken sorgen bisweilen für Ärger bei wartenden Reisenden. Aber sich über alles beschweren und
gegen jedes eine Bürgerinitiative gründen..... auf der Modellbahn kein Thema.



Der P 0816 aus Hagenau wurde oberhalb des VEB Chemische Werke Wurzbach, wo noch eine 56er als Heizlok überlebt hat, erwartet. Vielleicht müssten die
Betriebshandwerker mal die im letzten Winter von Eiszapfen herunter gerissene Regenrinne reparieren.



Die verspätete Ausfahrt eines Güterzuges sorgte für Aufenthalt am Einfahrsignal in Wurzbach. Auf der Hauptbahn stand bereits die 23 1113 mit einem Reisebüro
Sonderzug für Devisen zahlende Eisenbahnfreunde aus dem NSW.



Als sich der Stau aufgelöst hatte konnte auch die 52 3232 mit den Nahgüter nach Wurzbach aus Buchholz ausfahren.



Oberhalb des VEB Chemische Werke Wurzbach sehen wir sie wieder. Mit einem lauten Pfiff wird unten in der Güterbahnhofskantine schonmal Rondo Bohnenkaffee und
Bockwurst bestellt.



Das Problem an der 120 200 war offenbar behoben. Solide Mechanik, auch ohne Laptop und Diagnosegerät reparierbar. Die Fahrt konnte weiter gehen.



Aus der Einsatzstelle Wurzbach heraus konnte die 118 714 mit dem Gag 56355 aus Colditz abgepasst werden.



Nach einer Tasse Kaffee beim Lokleiter konnte ich die 23 1113 nach der Rückkehr vom Sonderzugeinsatz ablichten.
Gestänge brüniert, Lok Tender Abstand verkürzt und Tender mit Echtkohle beladen, da kann man auch so ein altes Schätzchen noch einsetzen.



Ein echt altes Schätzchen ist auch die 118 146, die nach einem Unfall von den Schlossern wenn nichts anderes zu tun ist gerade in der Einsatzstelle Wurzbach
verschrottet wird. Im Moment ruhen allerdings gerade die Arbeiten.
Was war ich froh, als ich mir diese Lok vor 40 Jahren als erste Lok nach der Startpackung im Modellbahnladen auf dem Chemnitzer Brühl aussuchen durfte.
Wobei aussuchen vielleicht falsch ist. War man nicht gerade mit dem Verkaufspersonal der Modellbahnläden gut bekannt, musste man nehmen was es gerade gab...

Schnell wieder an die westliche Ausfahrt....



.... um die Ausfahrt der 132 105 mit dem D-Zug nach Schattenberg nicht zu verpassen. Obwohl ich nun schon einige Zeit in der Gegend unterwegs war....der Erntekomplex
der LPG "Rote Rübe" ist auf der Bahnhofstraße noch keinen Meter weiter gekommen. So wird das nichts mit dem zügigen Einbringen der Ernte.



Aus Buchholz kam noch die 106 418 mit einigen Güterwagen für Hagenau.



Zum Schluss konnte noch die 242 138 im Bahnhof abgestellt angetroffen werden.

Ganz verschweigen will ich es nicht, hier und da auch schon zu erkennen, Trotz fehlender Oberleitung sind in Wurzbach auch sechs der markantesten Reichsbahn E-Loks
beheimatet und wenn keine Kamera dabei ist werden die auch eingesetzt. Ein modellbahnerischer Kompromiss. Zu einer Elektrifizierung konnte sich die Reichsbahndirektion
aus den verschiedensten Gründen bisher nicht durchringen.
Ein modellbahnerischer Kompromiss ist auch der Einsatz von Straßenfahrzeugen im Maßstab 1:87. Was es in TT gab und gibt überzeugt mich nicht wirklich. Eigentlich soll die
Modellbahn, speziell der Platzierung von Landwirtschaftsmodellen auch bissel an die gute alte Zeit der eigenen Branche erinnern, als Landwirtschaft noch als Nahrungsmittel-
produzent wahrgenommen wurde und nicht als für alles mögliche verantwortlicher Sündenbock, wo jeder glaubt mit- und reinreden zu müssen.

Die Spezialisten werden auf der Anlage sicher viele Mängel, Fehler, Unzulänglichkeiten, Provisorien und Merkwürdigkeiten erkennen, aber für mich soll Hobby Spaß und keine
Wissenschaft sein. Zeit und finanzielle Mittel stehen auch nicht unbegrenzt zur Verfügung.

In diesem Sinne...vielleicht hat mein Fotoausflug doch dem ein oder anderen gefallen.

Gruß

Ganz große Klasse, auch die gebastelte Geschichte drum herum. Es muss nicht alles, bis ins letzte Detail, perfekt umgesetzt sein. Soll ja Spaß machen und Antrieb zum Umbau und weiteren Gestalten bleiben.

Auch von mir vielen Dank für's zeigen!
Mir persönlich gefällt die Anlage sehr gut sowie die Geschichte dazu!
Gruß Sven

Ganz großes Kino deine Modellbahn !!!
Du sprichst mir aus der Seele. Die große Bahn im Bild festhalten ist mit weiten Anreisewegen, sehr viel Warterei, wenig Ausbeute und einer relativen Eintönigkeit nicht mehr das gelbe vom Ei. Wir, die etwas ältere Generation, ist da von früher her etwas arg verwöhnt.
Um so erfreulicher finde ich es, wenn man sich die gute alte Eisenbahn zuhause in die Stube holt. Hier kann man im kleinen Maßstab die alten Zeiten, wo die Bahn noch eine wichtige volkswirtschaftliche Aufgabe hatte, nachempfinden. Der Modellbahner spielt ja nicht, sondern er macht Eisenbahnbetrieb!
Und nochmal schöner ist, dass im Zeitalter von Handy, PC, Stress und Hektik, es noch Hobbyfreunde mit einer eigenen Anlage gibt.

TT - Die ideale Spur!! Danke fürs zeigen!! In 1-2 Jahren folgen dann von mir auch endlich Fotos meiner Medellbahnanlage. Derzeit noch aus Platzgründen angebaut. Aber durch die Bilder richtig Bock bekommen, endlich für Platz zu sorgen