Ursprünglich stand an diesem Tag nur die vormittägliche Heimfahrt am Übersetzfenster durch das Elbtal auf dem Programm. Gleichzeitig mit der Idee für die Rundfahrt einige Tage zuvor, veröffentlichte der Verkehrsverbund DÚK die Information, dass es im Rahmen der europäischen Mobilitätswoche für diesen Tag eine kostenlose Tageskarte im Ústecký kraj für alle Nutzer der mobilen DÚKapka geben sollte. Nach etwas Überlegung konnte dies natürlich nicht ungenutzt bleiben, auch wenn der zeitliche Rahmen eingeschränkt war, da ich gegen Mittag wieder zu Hause sein wollte. So blieb nur die Zeit, für einen sehr morgendlichen Ausflug.
Am Vortrag tauchte die Fahrkarte automatisch in der App auf. Mein Vater entschied lieber auszuschlafen und diesen Quatsch nicht mit zu machen. Da ich eh ein Frühaufsteher bin, hatte ich kein Problem damit, dass kurz nach 5 Uhr mein Wecker klingelte. Halb 6 stand ich auf dem menschenleeren Bahnsteig.
Sonntagmorgen halb 6 in Ústí nad Labem. Der Bahnsteig füllte sich aber noch etwas.
Ziel des Ausfluges war es, meine Fahrt am Übersetzfenster durch das Elbtal einfach etwas zu verlängern und in die aufgehende Sonne zu fahren. So wollte ich im Rychlík einmal nach Kralupy nad Vltavou, bis dahin galt das DÚK-Ticket, und wieder zurück fahren. Pünktlich kam der R 673 „Labe“ aus Děčín eingefahren und setzte 05:43 Uhr seine Fahrt nach Praha fort. Wie gewünscht fand ich im Halbgepäckwagen der Gattung BDs 449 (CZ-ČD 51 54 82-40 432-1, Bautzen 1981) ein freies Abteil, welches ich auch die Fahrt für mich allein hatte. Hinter Roudnice nad Labem wurde es bei wunderbarer Morgenröte langsam hell draußen.
Blick aus dem Zugfenster bei Račice u Štětí. Welch wunderbares Licht, die Temperatur aber eher frisch.
Die Fahrt im Bautzener Abteilwagen in die Morgenstimmung war einfach herrlich und genauso wie ich es mir vorgestellt hatte. Nach 55 Minuten erreichte ich pünktlich 06:38 Uhr Kralupy nad Vltavou und stieg aus. Das Licht reichte nun schon für ein Bild des abfahrenden Zuges.
ČD 162 035 war an diesem Morgen für die Leistung des R 673 „Labe“ (Děčín hl.n. - Praha hl.n.) eingeteilt.
In Kralupy nad Vltavou hatte ich etwas Aufenthalt bis zur Rückfahrt und nutzte die Zeit für den Fahrkartenkauf. Mein Vater benötigte für den Rückweg noch ein Ticket. Natürlich hatte zum frühen Sonntagmorgen seit kurz nach 6 Uhr ein Schalter geöffnet. Ich kaufte für ihn ein Celodenní jízdenka+Německo region Ústecký (Tagesticket+Deutschland Region Ústí) für 309 Kč (12,43 €). Anschließend schaute ich mich noch etwas um, während langsam die Sonne aufging.
Mit 2 Minuten Verspätung kam mein Zug zurück nach Ústí nad Labem eingefahren. Der R 696 „Labe“ aus Praha war zu dieser Zeit schon sehr gut besetzt. In Ústí nad Labem fand an diesem Tag eine Halbmarathon-Veranstaltung statt und scheinbar nutzten einige Sportler aus Praha zur Anreise die Bahn.
Einfahrt von ČD 371 001 mit dem R 696 „Labe“ (Praha hl.n. - Děčín hl.n.) in Kralupy nad Vltavou.
So waren im anvisierten Halbgepäckwagen alle Abteile zum Teil voll besetzt. Zum Glück lief davor als Wagen 369 ein Bee 272 (CZ-ČD 50 54 20-38 011-3) mit, welcher im Gegensatz zu den anderen Fahrzeugen dieser Gattung, statt über Festverglasung auch über Übersetzfenster verfügte. Hier teilte ich mir ein Abteil mit zwei weiteren Reisenden, stand aber größtenteils im Gang mit Blick zur Elbe. Die Abfahrt für den 79 Kilometer langen Rückweg erfolgte 07:20 Uhr.
Die Elbschleuse in Roudnice nad Labem.
Teilweise hingen noch Nebelfelder im Elbtal fest.
Durch das Hochwasser war das Sperrwerk in Střekov voll geöffnet und der Wasserspiegel dadurch davor niedriger als sonst.
Die Verspätung blieb konstant und so erreichte ich 08:15 Uhr wieder Ústí nad Labem. Mit meinem Vater hatte ich mich beim Frühstück im Hotel verabredet. Dies wurde auch Zeit, war ich am Morgen ohne etwas zu essen gestartet und nun schon knapp 3 Stunden unterwegs. Ich hatte ordentlich Hunger und so frühstückten wir gemeinsam. Anschließend holte ich meine Sachen aus dem Hotelzimmer und wir liefen wieder zum Bahnhof.
Ein letzter Blick aus dem Hotel. Auf der Straße sieht man das Ziel der Marathon-Veranstaltung.
Zurück am Bahnhof wollten wir, mit der wohl schönsten Art durch das Elbtal zu reisen, zurück nach Deutschland fahren. Wie am Vortag war ČD 371 003 für die Leistung des Os/RE 5274 „Letní kometa“ nach Dresden Hbf eingeteilt. Wir entschieden uns für den ersten Wagen hinter der Lok, ein B 249 (CZ-ČD 51 54 20-41 807-8, Bautzen 1983) und hatten diesen für die komplette Fahrt für uns allein. Allgemein war die Auslastung des Zuges im Gegensatz zum Vortag gen Null. Bis Děčín hl.n. fuhren noch knapp ein Duzend Reisende mit, über die Grenze müssten es inklusive uns beiden keine 10 Reisenden gewesen sein.
ČD 371 003 mit dem Os/RE 5274 „Letní kometa“ nach Dresden Hbf in Ústí nad Labem. Mit ČD 640 101 rechts waren wir am Vortag unterwegs.
Fünf Wagen fast nur heiße Luft. 360 Sitzplätze für gerade einmal 20 Reisende. Immerhin, unser Fenster stand schon auf.
Unser Abteil im B 249 (CZ-ČD 51 54 20-41 807-8, Bautzen 1983).
Auf Grund des verspäteten rj 257 aus Berlin verzögerte sich unsere Abfahrt um 5 Minuten. Als dieser angekommen war, setzte sich unser Zug 09:20 Uhr in Bewegung. Bei traumhaften Spätsommerwetter folgten wir nun immer der Elbe, die auf Grund des Hochwassers ordentlich Wasser führte.
An der Fähre in Dolní Žleb hatte sich durch das Hochwasser einiges angeschwemmt.
Zurück in Deutschland. Ab sofort kam wieder 15kV Wechselstrom aus der Leitung.
Bad Schandau. Am Vortag reichte das Hochwasser noch bis an die Mauer, nun liefen die Säuberungsarbeiten.
In Bad Schandau gab es wieder verwunderte Blicke am Bahnsteig und einige wartende Reisende entschieden sich dann plötzlich für die S-Bahn nach Dresden. Bis Dresden hatte der Zug drei Lokführer. In Děčín wechselten die tschechischen Kollegen und in Bad Schandau übernahm dann der Kollege von DB Regio.
Ankunft in Dresden Hbf.
Nach 86 Kilometern erreichten wir 10:28 Uhr, mit einer Minute Verspätung, Dresden Hbf am Bahnsteig 2. Von mir aus hätte der Zug direkt nach Chemnitz weiterfahren können. Nach so einer schönen Fahrt habe ich immer keine Lust, aus einem Reisezugwagen in ein Transportgefäß umzusteigen.
ČD 371 003 mit dem Os/RE 5274 „Letní kometa“ nach der Ankunft in Dresden Hbf.
Nach kurzem Aufenthalt setzten wir unsere Reise 10:52 Uhr mit dem RE 74014 im rappelvollen Triebwagen der Mitteldeutschen Regiobahn fort.
MRB 1440 201 als RE 74014, baustellenbedingt bis Hohenstein-Ernstthal, in Dresden Hbf.
Pünktlich 11:52 Uhr erreichten wir nach 752 Gesamtkilometer und wieder unseren Ausgangsbahnhof Chemnitz Hbf.
Auch wenn es mit einer Fahrt in einer Nähmaschine nichts geworden war, war ich rundum zufrieden mit unserem Kurzausflug. Neben den gemütlichen Fahrten im Zweiachser, wo sich auf den harten Originalbänken der KŽC Brotbüchsen nach einer Weile der Hintern bemerkbar machte, war das Aufstehen am frühen Morgen für den Abstecher nach Kralupy nad Vltavou in die Morgensonne für mich das Highlight schlechthin. Bahnfahren beim Nachbar macht einfach Spaß!