Hallo,

weiter geht es mit dem zweiten Teil unserer Retrospektive des Sommerurlaubs 2024.

Teil I [www.eisenbahnforumvogtland.de]
Teil II hier
Teil III [www.eisenbahnforumvogtland.de]
Teil IV [www.eisenbahnforumvogtland.de]
Teil V [www.eisenbahnforumvogtland.de]

Der letzte Teil endete mit der Fahrt im Caledonian Sleeper nach Inverness und genau dort setzen wir unsere Reise fort.


Donnerstag, 04.07.24

Geschlafen habe ich so semi-gut, auf jeden Fall aber ausreichend. Dank der integrierten Toilette/Dusche hatte man einen entspannten Morgen. Danach wurde mal nach dem Nachwuchs nebenan geschaut und dann das Frühstück in Empfang genommen, welches vom Personal in kleinen Tragebehältnissen serviert wurde. Das Morgenmahl fiel nicht besonders groß aus, aber wie auch die Schlafqualität völlig ausreichend. Der Blick aus dem Fenster offerierte tiefhängende, graue Wolken und ein paar Tropfen auf der Scheibe. In Dalwhinnie blieben wir etwas länger stehen. Hier in der Nähe befand sich auch unsere Unterkunft für die nächsten Tage. Nur konnte man hier keinen Mietwagen in Empfang nehmen. Bis Inverness genoss ich noch das sanfte Dahingleiten und die Aussicht aus dem Fenster. Und je näher wir Inverness kamen, welches wir schlussendlich eine gute Viertelstunde vor Plan erreichten, desto mehr und mehr Sonnenschein brach durch die Wolkendecke. In Inverness selbst gab es sogar richtig große blaue Bereiche am Himmel. Und am Nachbargleis stand sogar ein Zug abfahrbereit.


Während links noch einige Reisende den Caledonian Sleeper verlassen, steht auf dem Nachbargleis einer der Hauptgründe für die Destination Schottland, aus Hobbysicht: der Einsatz der HST der Baureihe 43 im Expressverkehr zwischen Inverness, Aberdeen, Glasgow und Edinburgh.43132 wird sich gleich auf den Weg nach Glasgow Queen Street machen.

Tja, damit war schon mal ein Sonnenfoto eines HST im Kasten, Minimalziel erreicht. Als nächstes galt es den Mietwagen abzuholen. Diese wurde vorab bereits bei Enterprise geordert und bezahlt. Die Abholstation befand sich ein Stück vom Bahnhof entfernt in einem Gewerbegebiet, Familie und Gepäck warteten so lange am Bahnhof. Überrascht war ich vom deutschsprachigen Mitarbeiter. Nun begann meine erste Fahrt mit Rechtslenker im Linksverkehr. Um die Umgewöhnung perfekt zu machen, hatte ich bewusst ein Pkw mit Schaltgetriebe gemietet. Ich muss gestehen, es dauerte einige Schaltvorgänge, bis ich nicht mehr die rechte Hand beim Schalten in die Innenverkleidung der Fahrertür donnerte.
Nach wie vor hielt sich eine große blaue Fläche über Inverness, aber die dunklen Wolken aus dem Landesinneren näherten sich kontinuierlich. Etwas Sonne würde uns noch bleiben, sodass wir uns für einen Aufenthalt am Meer, wobei der hier beginnende Moray Firth noch nicht so richtig Meer ist. Zudem sah das Wetter weiter östlich gen Nordsee deutlich besser aus. Wir fuhren zum Fort George, dort könnte man noch ein wenig am Strand verweilen und sofern das schlechte Wetter eintrifft, gleich die alte Festung besichtigen. Aus beidem wurde nix, zunächst konnte man dort aufgrund Einzäunung gar nicht so richtig an den Strand und zum anderen zeigten sich die Eintrittspreise als ziemlich ordentlich im Verhältnis zum Willen, das wirklich sehen zu wollen. Bei einer späteren Recherche stellte ich fest, dass ein Teil der Kaserne sogar noch militärisch genutzt wird, was die Zäune erklärte. So fuhren wir ins nahgelegene Nairn an den Strand. Nur leider erhaschten wir nur noch ein paar Sonnenminuten bis die Wolken auch hier eintrafen. Und sie hatten auch Regen im Gepäck, der sich alsbald ergoss und das nicht zu knapp. Wir flüchteten in ein Strandcafé und genossen dort einen warmen Tee und einen kleinen Snack. Zudem konnten wir beobachten, wie die Schotten ihren Nachwuchs für das hier übliche raue Wetter abhärten. Bei etwa 10 °C und Bindfadenregen ließen sie sich die Kleinen auf einem Wasserspielplatz neben dem Café austoben. Beeindruckend.


Dass hier der Union Jack und nicht die schottische Flagge im Wind weht, liegt wahrscheinlich daran, dass Fort George nach dem Jakobiteraufstand 1745 vom englischen Königshaus errichtet wurde, um die Region zu befrieden.

Als der Regen etwas nachließ, liefen wir zurück zum Auto und fuhren zurück gen Inverness. Man hätte jetzt schnell über die A9 in Richtung unserer gebuchten Unterkunft fahren können, die uns ab frühem Nachmittag zur Verfügung stand, aber wir entschieden uns für einen Umweg entlang Loch Ness. Während der ganzen Fahrt regnete es, das Spektrum reichte von leichtem Niesel bis alle Schleusen offen. Einen Stopp legten wir in Fort Augustus am westlichen Ende des weltberühmten Sees. Eigentlich war ein längerer Aufenthalt und ein kleiner Spaziergang geplant, aber nachdem es zwischenzeitlich nur noch wenig nieselte, trieb uns wiederaufkommender Starkregen zurück in den Mietwagen.


Genauso begrüßte mich Loch Ness schon vor mehr als 25 Jahren und genauso hatte ich es mir immer vorgestellt. Mystisch im Nebel.


Einige Unerschrockene schreckten auch bei diesen unwirtlichen Bedingungen nicht vor einer Paddeltour zurück. Die Wellen stammen übrigens von einem Ausflugsschiff, dass kurz vorher in Fort Augustus einlief und nicht vom Wind oder dem Wassermonster Nessie, das ja nur eine gut vermarktete Legende ist, wie wir wissen.


Wobei……

Der Nachmittag war noch nicht weit fortgeschritten, man hätte sicherlich auch noch etwas unternehmen können, vielleicht sogar einen Abstecher zum Glenfinnan-Viadukt, den nicht nur der Eisenbahnfotograf, sondern auch der Harry-Potter-Fan in der Familie besuchen wollte. Aber sowohl das Wetter als auch die für mich recht anstrengende Fahrt, es dauerte noch etwa anderthalb Fahrten bis genug neue Synapsen verbunden waren, ließen uns nach dem ausgiebigen Einkauf für die bevorstehenden FeWo-Tage, auf ebenjene zusteuern. Wir hatten ein Cottage in der Nähe von Laggan gebucht, was mir als ein idealer Ausgangspunkt für Touren erschien, denn sowohl in Richtung Westküste, Isle of Skye, etc. wäre es nicht so weit, wie auch zu einigen Fotopunkten auf dem Glen Truim, die Hochfläche bei Dalwhinnie. Die Bilder von dort haben mich vorab am meisten begeistert.
Ebenso begeisterte vom ersten Moment an die etwas abseits der Straße gelegene Unterkunft, ein kleines, aus Natursteinen gemauertes Häuschen, das innen genauso gemütlich daherkam wie es von außen den Anschein machte. Nachdem alles eingeräumt und ein leckeres Abendessen eingenommen war, spazierten wir noch zu den keinen Kilometer entfernten Pattack Falls und fielen nicht allzu spät in den Schlaf.


Klassisch schottisches Ambiente – unsere Unterkunft für die nächsten Tage. Und das Mietvehikel darf auch mit aufs Bild.


Wir befinden uns übrigens im Cairngorms National Park, einer der größten Nationalparks des Vereinigten Königreich, der u.A. auch die kleinen aber feinen Pattack Falls bietet.


Freitag, 05.07.24

Ausschlafen war heute nicht angesagt, zumindest nicht bei mir, denn der Wetterbericht versprach Chancen auf Sonne, also entschwand ich früh von der Unterkunft und fuhr hinauf zum Glen Truim, die bereits erwähnte Hochfläche um Dalwhinnie. Das Schöne ist, dass hier zumindest an Wochentagen morgens gleich zwei Güterzüge hintereinander erscheinen. Ein Containerzug für Tesco nach Inverness, von wo aus zahlreiche Filialen der Supermarktkette beliefert werden, und ein Zementzug ebenfalls nach Inverness. Und das noch Schönere an der Eisenbahnfotografie in Großbritannien ist, dass man dank der website realtimetrains stets über alle Zugbewegungen informiert ist. Eine solche Transparenz seitens des Infrastrukturbetreibers wünscht man sich auch hierzulande. Ebenfalls wünschte ich mir, dass die im Wetterbericht versprochenen Sonnenchancen deutlich besser für mich stünden, denn in Dalwhinnie angekommen erspähte ich nur wenige blaue Flächen am Himmel. Der erste geplante Zug sollte der Tesco-Zug nach Inverness sein. Für den Nachtzug, der oft vor seiner Planzeit erscheint, war ich ohnehin zu spät. Etwas frustriert über die vielen Wolken fuhr ich zum Bahnhof Dalwhinnie, immerhin würe hier das Licht so halbwegs passen, falls es kommen würde. Der Tesco-Zug stand bereits vor dem Bahnhof. Er wartete einen von Inverness kommenden Personenzug ab, denn zwischen Dalwhinnie und Kingussie liegt wie in vielen Abschnitten der Highland Main Line, wie die Strecke zwischen Perth und Inverness bezeichnet wird, nur ein Gleis. Da dieser aufgrund der vielen Wolken nun nicht aus dem Licht kommt, postierte ich mich dafür auf der Fußgängerbrücke des Bahnhofs.


Neben den HSTs setzt ScotRail auch die „Turbostar“-Triebwagen der Reihe 170 auf der Highland Main Line ein. Bis 2022 lief das ScotRail-Franchise unter der Fahne von Abellio. Jedoch glänzte das Unternehmen mit den gleichen Unzulänglichkeiten wie auch der deutsche Ableger und so übernahm der schottische Staat selbst. 170 408 ist 06:38 Uhr in Inverness gestartet und rauscht ohne Halt durch den noch mit Semaphores ausgestatteten Bahnhof Dalwhinnie seinem Ziel Edinburgh entgegen. Im Hintergrund erkennt man die beiden „Schlote“ der örtlichen Whiskey-Destille, die dem Vernehmen nach höchstgelegene Schottlands.


Nachdem der Turbostar den eingleisigen Bereich verlassen hat, beschleunigt 66 122 von Direct Rail Services die Tesco-Container in Richtung Inverness. Hatte ich anfänglich noch gehofft, der blaue Fleck dort oben würde in Richtung Sonne ziehen, so musste ich konstatieren, dass dieser statisch an Ort und Stelle verblieb.

Im Block nach dem Tesco sollte der Zementzug auf der Bildfläche erscheinen. Tatsächlich schien sich ein paar Meter weiter südlich ein blaues Loch aufzutun. Das könnte ich schaffen, dachte ich, und fuhr dem Zug ein Stück entgegen. Das blaue Loch tat sich nicht auf und ich schaffte es doch nicht. Der Zug rauschte an mir vorbei, ich fuhr hinterher. Wenn mich nicht alles täuschte, sollte er in Kingussie mit einem entgegenkommenden Zug kreuzen, also Ziel gesetzt. Zeitnot bestand glücklicherweise nicht. Kingussie ist bekannt für eine fast schon pittoresk zu bezeichnende Ausfahrt, mit Semaphores, Stellwerk, Bü und stählerner Personenüberführung. Ein paar geparkte Autos störten das Ensemble ein wenig. Und, na klar, es schien keine Sonne. Nachdem der Schnellzug nach London eingefahren war, legte der Zementzug eine ansehnliche Ausfahrt hin, garniert von einem akustischen Gruß an den Fotografen.


Zunächst trifft in Kingussie der von LNER betriebene Schnellzug nach London Kings Cross ein. Bis vor ein paar Jahren wurden auf dieser Relation auch noch die HSTs eingesetzt.


Recht regelmäßig befördert Colas Rail Zement von Oxwellmains Zement in Dunbar nach Inverness und setzt dabei auf die Class 70 als Zugpferd, die mich ein wenig an eine G2000 erinnert, aber ungleich potenter daherkommt.

Da am Himmel keine Besserung in Sicht war und ich bereits den Frühstücksduft olfaktorisch imaginierte sattelte ich die Mietpferde und fuhr zurück zur Unterkunft. Währenddessen wurde es am Himmel dunkler und dunkler und auch die letzten blauen Lücken schlossen sich. Während des Frühstücks fing es an zu nieseln, das hielt uns aber nicht vom geplanten Wanderausflug heute ab. Ziel war das Laggan Coffee im gleichnamigen Ort. Die kleineren Orte hier sind ja eher nur so eine Ansammlung einzelner Häuser. Typische Ortskerne sucht man nicht selten vergebens, auch Laggan machte da keinen Unterschied, wobei man vom Café nahe der Straße und Bushaltestelle schon fast davon sprechen kann. Das Wetter hielt sich auch ganz passabel, es gab nur ab und zu etwas Niesel und sogar einen kleinen Sonnenstrahl hier und da.


Der Hinweg führte über die Erhebung mit dem schönen Namen Dun da Lamh, welche einen schönen Blick ins Tal des River Spey bietet, der von hier ab viele Destillen mit Wasser versorgt.


Die Wiesen um den Fluss, den man hier oben auch noch ohne schlechtes Gewissen als Bach bezeichnen kann, werden hauptsächlich für Viehwirtschaft genutzt.


Ebenso typisch für das schottische Hochland ist das Highland Cattle. Bei Laggan teilten sich einige Vertreter die Wiesen friedlich mit den Schafen, wovon es noch viel, viel mehr gibt.

Im Laggan Coffee, das ziemlich gut besucht war, sodass wir nur noch einen Platz außen bekamen, was aber kein Problem darstellte, da wir gerade wieder eine regenfreie und sogar mit einigen Sonnenstrahlen gesegnete Phase erwischten, gönnten wir uns ein richtig gutes Sandwich samt Bier bzw. einen richtig guten Kuchen. Erwähnenswert zum Ausflug wäre noch das Auftauchen eines Eurofighters, damit meine ich jetzt nicht einen Vertreter der Schalker UEFA-Cup-Mannschaft von 1997, sondern das Kampfflugzeug, das lautstark und tief über unsere Köpfe flog. Kleiner Vorgriff auf die nächsten Teile. Es sollte nicht die letzte Begegnung mit militärischen Luftfahrzeugen bleiben.
Am Ende der Wanderung nahmen wir dann nochmal richtig die Beine in die Hand und das lag nicht nur an dem bereits wiedereinsetzenden Regen, sondern in erster Linie am EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Spanien, das drei Viertel der Familie nicht verpassen wollten. Und wir wurden nicht enttäuscht, auch wenn das Ergebnis aus deutscher Fansicht durchaus enttäuscht hat, war es ein überaus mitreißendes Spiel. Später gab es dann noch das zweite EM-Spiel und dann so langsam das Schlafgemach. Man schläft hier unheimlich gut.


Samstag, 06.07.24

Die Wettervorhersage für heute konnte man nicht viel anders als grottenschlecht bezeichnen. Lediglich an den westlichen Küstenbereichen sollte es nicht den ganzen Tag regnen. Das sprach für Autowandern. Wir mussten ohnehin nochmal ein wenig was einkaufen, denn bei der ersten Besorgung am Anreisetag hatten wir ja noch das Gepäck im Auto und der Nissan Qashqai glänzte nicht mit üppigem Kofferraumvolumen, wobei ich dem Fahrzeug zugutehalten muss, dass ich dies immer mit unserem schwedischen Familienkombi vergleiche.
Ein Tagesziel war schnell auserkoren, die Isle of Skye. Das brachte den Vorteil mit sich, neben der Fahrt durch die wunderschöne Landschaft und vorbei am wohl häufigsten auf Poster gedruckten Schloss Schottlands, dem Eilean Donan Castle, dass man in Kyle of Lochalsh auch mal am Bahnhof vorbeischauen konnte. Die Fahrt war trotz Dauerregen sehr angenehm. In Invergarry gastierten auf einer Festwiese die Highland Games, aber da goss es gerade wie aus Eimern, sodass wir dran vorbeifuhren. Vielleicht sind die ja auf der Rückfahrt noch nicht beendet. Hinter Invergarry begann auch der schönste Abschnitt zuerst entlang Loch Garry und dann über die Berge zu Loch Loyne und dann entlang Loch Cluanie. Man hätte fast hinter jeder Kurve anhalten und fotografieren können, was wir aber aufgrund des Regens nur selten taten. Wir waren nicht die einzigen auf der Straße. Es war Samstag und viele andere hatten anscheinend auch erstmal Autowandern im Sinn. Trotzdem waren die Straßen nicht voll und dass Autofahren in anderen Ländern oft angenehmer ist als in Deutschland bewahrheitete sich auch hier. Mittlerweile hatte ich mich auch an die ungewohnte Straßen-, Schalt- und Lenkposition gewöhnt und konnte das Fahren genießen. Im Nachhinein beeindruckend fand ich, dass hier kaum jemand richtig schnell unterwegs war. Klar, die Straßen winden sich auch tlw. in engen und unübersichtlichen Kurven durch die Landschaft, aber auch auf gut ausgebauten Abschnitten und auch im späteren Verlauf des Urlaubs auf der Autobahn war man meist (mit) der Schnellste, wenn man die erlaubte Geschwindigkeit einhielt oder vielleicht ein, zwei Meilen darüber fuhr.


Blick auf Loch Garry und die mitunter sehr tief hängenden Regenwolken


Eines der meistfotografierten Bauwerke Schottlands - das Eilean Donan Castle, das sich am Loch Duich befindet, bereits ein Meeresarm

Nach dem kurzen Fotostopp am ziemlich überfüllten Touriparkplatz, den wir nur für das Foto umkurvten, fuhren wir entlang des Loch Alsh nach Kyle of Lochalsh. Dorthin kann man von Inverness auch mit dem Zug fahren, allerdings führt die Bahn etwas weiter nördlich durch ziemlich sumpfiges und vor allem dünn besiedeltes Gebiet, so beschränkt sich das Zugangebot auf lediglich vier Zugpaare am Tag und, oh Wunder, es sollte gleich ein Zug kommen. So postierte ich mich auf der Brücke am Bahnhof, wo schon so viele Fotografen vor mir standen. Übrigens stimmte der Wetterbericht, denn hier gab es kein Regen, sondern sogar teilweise Wolkenlöcher. Für die Einfahrt wäre Sonne nicht schlecht gewesen, aber für den Blick in den Bahnhof ganz und gar nicht, denn der liegt um diese Uhrzeit im Gegenlicht. Es blieb aber bei wenigen lichten Momenten.


Dass die Strecke die große Stilllegungswelle in den 1960ern (s. Beeching-Axt) überstand, verdankt sie vor allem der Ölindustrie, die auch heute noch beträchtlich zu Schottlands BIP beiträgt. Halbwegs wirtschaftlich betrieben werden kann sie vor allem durch ein stark vereinfachtes Zugsicherungssystem, in welchem der Lokführer per Funk den Token für den nächsten Abschnitt anfragt und erhält, womit auch das im Hintergrund sichtbare Stellwerk von Kyle of Lochalsh keinerlei Funktion mehr erfüllt.


Der touristische Nutzen der Bahn gründet sich u.A. auf die Nähe zur Isle of Skye, von der man früher direkt vom Bahnhof per Fähre fahren konnte, heute per Bus. 158 704 startet pünktlich zu seiner etwa zweidreiviertelstunden dauernden Fahrt nach Inverness.

Ein wenig knurrte der Magen, aber mein Vorschlag erstmal hier etwas zu speisen wurde abgelehnt, so fuhren wir weiter über die erst 1995 eröffnete Straßenbrücke. Auf Skye selbst hatten wir gar kein Ziel, wir wollten möglichst an die Westküste und am besten in einen kleinen Ort. Dieses Vorhaben im Großhirn bogen wir in Broadford bereits von der großen Straße ab und fuhren über sehr schmale Straßen durch eine wunderschöne Landschaft bis ins Fischerdorf Elgol. Der knurrende Magen wurde an einem Imbissanhänger am Loch Slapin bei Torrin mit einem Haggisburger besänftigt. Damit hätten wir auch das Thema Haggis auch schon mal abgehakt. Elgol selbst war auch nur ein paar Hände voll Häuser und man musste die letzten Meter steil bergab einige enge Kehren bewältigen. Von unten aus war das auch interessant den (kurzen) Reisebus mit asiatischen Touristen dabei zu beobachten. Unten am Ort gab es nicht nur einen tollen Blick auf die felsigen Erhebungen der Insel und den Atlantik (ja, man kann drüber streiten, ob das hier schon der „richtige“ Atlantik ist), sondern auch die Möglichkeit Bootsfahrten und Robbenexpeditionen zu unternehmen und auch wieder einen mobilen Essensstand. Für längere Exkursionen zu Wasser war es zu spät, aber dem Genuss eines Eis konnte man sich insbesondere da ab und zu die Sonne unsere Häupter beschien nicht verwehren. Aber der Krabbenburger „Elgolian“ las sich auch gut, den ließen wir uns zum Abendessen einpacken.


Nur aus wenigen vereinzelten Häusern besteht der Ort Elgol an der südwestlichen Küste der Isle of Skye. Im Hintergrund erhebt sich im Atlantik (oh ja) die Insel Rùm.


Der "Strand" vor der Grundschule Elgol, diese befindet sich am rechten Rand knapp außerhalb des Bildes. So eine Aussicht hätte ich zu meiner Schulzeit auch gerne gehabt.

Wir verweilten noch ein wenig am Steinstrand und fuhren dann entspannt wieder zurück in Richtung Festland. Ich wich sogar bei sämtlichen Begegnungen auf der Single Track Road auf die korrekte Seite aus. Auf dem Festland wurde das Wetter sofort wieder schlechter, immerhin nicht ganz so schlecht wie heute Vormittag/Mittag, sprich, es goss nicht mehr in Strömen, sondern regnete nur normal. In Spean Bridge enterten wir noch den SPAR und deckten uns mit Lebensmitteln für die nächsten Tage ein. Am Abend gab es noch ein EM-Viertelfinale. In der Halbzeitpause stellte ich fest, dass man auf der Heimfahrt den Zugteil des Caledonian Sleepers von Fort William noch hätte fotografieren können, denn die West Highland Line legt ab Spean Bridge bis fast zum Loch Laggan den gleichen Weg wie wir zurück. Ein besonderes Motiv auf diesem Abschnitt war mir nicht bekannt, deswegen hatte ich das nicht auf dem Schirm, aber für ein simples Belegbild hätte sich schon was gefunden. Im Nachhinein schade, denn auch an den folgenden Tagen widmete ich mich nicht der Sache. Das hielt mich aber nicht von einem guten Schlaf und der Vorfreude auf den morgigen Tag ab.

Der Anteil der Eisenbahnfotos in diesem Teil war nicht besonders hoch, das soll sich im nächsten Teil ändern, denn es stehen uns die wettertechnisch besten Tage des Urlaubs bevor.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
Björn