Hallo,

es folgt der dritte Teil der Retrospektive auf unseren Sommerurlaub 2024.

Teil I [www.eisenbahnforumvogtland.de]
Teil II [www.eisenbahnforumvogtland.de]
Teil III hier
Teil IV [www.eisenbahnforumvogtland.de]
Teil V folgt

Nach einigen Tagen London fuhren wir mit dem Caledonian Sleeper nach Schottland und haben dort bereits einige Tage bei mäßigem Wetter verbracht. Dies sollte sich den Prognosen nach die nächsten Tage bessern.


Sonntag, 07.07.24

Heute war erneut Ausschlafen angesagt. Zum einen sollte es zwar heute nicht so viel Regen geben, aber die Aufheiterungen erst im Laufe des Tages kommen. Tatsächlich war es früh ziemlich bewölkt und nach dem Frühstück schauten wir mal, was man denn so tun könnte. Aufgrund des prognostizierten Sonnenscheins, sollte es etwas nicht allzu weit weg von der Highland Main Line sein. Fündig wurden wir bei den Uath Lochans bei Kincraig. Das sind ein paar Seen und einige schöne Wanderwege um die Seen selbst und über die umliegenden Erhebungen.


Beim Blick auf das Luftbild der Uath Lochans könnte man denken, eine große Raubkatze hätte ihren Fußabdruck hinterlassen. Also eine von den Simpsons ;-)


Einer der Blicke auf die Uath Lochans und die Berge des Cairngorms National Park

Während der Wanderung und auch bei einer kurzen Verpflegungspause gab es tatsächlich große blaue Flächen am Himmel, jedoch war davon nichts mehr zu sehen, als wir wieder am Parkplatz ankamen. Stattdessen regnete es mal wieder und das nicht zu knapp. Mein Vorschlag einen Abstecher zur Strathspey Museumsbahn zu machen wurde nicht widersprochen. Je näher wir kamen, desto größer wurden wieder die blauen Abschnitte und so fuhr ich am Ausgangspunkt der Bahn in Aviemore vorbei Richtung Ziel. Ich hatte nicht wirklich ein Motiv recherchiert oder den Fahrplan, aber zwischen Boath of Garten und der Endstation Broomhill konnte man den Zug sehen. Zwar war es schön, dass jetzt die Sonne schien, gleichwohl schien sie ein wenig zu sehr aus der falschen Richtung. Und ein wenig hoffte ich ja auch, dass eine historische Diesellokomotive vor dem Zug wäre.


Seit 1978 gibt es Museumsbetrieb zwischen Aviemore an der Highland Main Line und Broomhill. 46 512, eine Ivatt Class 2, erreicht gleich den Endbahnhof.

Zwar hätte man hier jetzt noch irgendwo die Rückfahrt abwarten können, aber erstens zogen wieder dunkle Wolken heran, zweitens regnete es auch aus diesen und drittens reizen mich Dampfloks nicht so sonderlich.
So fuhren wir zurück nach Aviemore. Zunächst einmal wurde der Durst des Autos gestillt, dann unserer Hunger im Restaurant „The Winking Owl“, was ohne Einschränkungen empfohlen werden kann. Auf der Rückfahrt zur Hütte zeigten sich auf der Höhe bei Dalwhinnie wieder einige Aufheiterungen, nur war gerade kein passender Zug in der Nähe, aber nachdem ich die Familie an der Hütte absetzte, versuchte ich nochmal mein Glück. Jedoch hatten sich die Wolken wieder mehr breitgemacht. Aber irgendwo flackerte immer die Sonne durch und den avisierten Zug, das war übrigens der LNER-Azuma von London nach Inverness, würde man über eine längere Strecke beobachten können, was die Chancen für ein Sonnenbild erhöhte. Tatsächlich erhaschte der Zug einen Sonnenspot, nur leider an der falschen, weil viel zu weit entfernten und auch von Bewuchs gesäumten Stelle und auch nicht der ganze Zug.


Den am Morgen nach London fahrenden Azuma hatten wir bereits im letzten Teil, hier rauscht der Gegenzug aus der Metropole über die Hochfläche bei Dalwhinnie, dessen Destille im Hintergrund auszumachen ist.

Tja, von den vielen gemeldeten Aufheiterungen heute haben wir gar nicht so viel mitbekommen, außer ein wenig beim Wandern. Morgen soll es noch mehr Sonne geben, aber ob das auch so eintritt?


Montag, 08.07.24

Heute war der Tag der Tage, zumindest was Eisenbahnfotografie anging, denn so viel Sonne wie heute sollte es die nächsten Tage nicht geben, da waren sich alle Wetterberichte einig. So hatte ich für heute frei für das Hobby bekommen. Der Wecker klingelte früh genug für den Nachtzug auf der Hochfläche. Das Problem am Standort der Hütte nahe des Loch Laggan und am Berghang zwischen den Bäumen lag darin, dass man beim Blick auf dem Fenster so gar nicht auf die Wolkensituation auf einige Kilometer Luftlinie entfernten Hochfläche schließen konnte. Da blieb nur der Blick in die Wetter-App. Und dieser enttäuschte, denn viele graue Flächen konnte man sehen. Nach diesem motivatorischen Rückschlag blitzte aber ein neuer positiver Gedanke auf, denn weiter im Süden sah das Ganze deutlich besser aus und hier waren auch die Wettervorhersagen noch besser, sprich noch mehr Sonnenstunden vorausgesagt. Und beim kurzen Blick auf railfanatlas.com entdeckte ich auch einige Motive rund um die Station Gleneagles. Und das schöne an der Strecke dort ist ja auch die höhere Taktung, denn hier fahren nicht nur die Züge von den beiden schottischen Zentren Edinburgh und Glasgow nach Inverness, sondern auch die nach Dundee und Aberdeen.
Auf der Hochfläche von Dalwhinnie war tatsächlich alles in graue Wolken gehüllt und keinerlei Chance auf Sonne. Aber je mehr man vom Drumochter-Pass, dem höchsten Punkt des britischen Bahnnetzes bergab und damit südlicher fuhr, desto mehr gaben die Wolken dem blauen Himmel Platz. Die Fahrt war äußerst angenehm. Man rollte immer fast mit der gleichen Geschwindigkeit durch die Landschaft, kaum jemand fuhr schneller, kaum ein Fahrzeug sichtlich langsamer. Bei Kindallachan verlief die Highland Main Line nahe der Straße und das Licht stand gerade günstig, also stoppte ich kurz und checkte realtimetrains. Leider sollte es doch etwas länger bis zur nächsten Zugfahrt dauern und das wäre auch nur ein Nachschuss gewesen. Also setzte ich meine Fahrt fort. Bei einer Baustelle vor Perth staute es sich ein wenig, aber der Verkehr hörte nie auf zu fließen. Die avisierte Fotostelle erreichte ich nun leider erst kurz nachdem gerade zwei HSTs in die richtige Richtung kamen, ein wenig ärgerlich, denn ohne den kurzen Stopp bei Kindallachan hätte ich die sicherlich erreicht. Naja, der nächste Takt kommt bestimmt, wenngleich sich diese schönen, fotogenen Wolken im Hintergrund doch recht schnell der Sonne näherten. Es sollte sich aber tatsächlich bis zum folgenden Takt ausgehen.


Nun sind wir nicht mehr in den Highlands, die Landschaft ist aber nicht weniger ansprechend. 170 413 ist unterwegs als 1L55 0810 Glasgow-Dundee und wird gleich in Gleneagles stoppen, bei dessen Erwähnung jedem Golffreund das Herz höherschlägt, war der hiesige Golfclub doch lange Austragungsort der Scottish Open.


Auch in die andere Richtung kann man trotz Gegenlicht und Schatten ganz passabel fotografieren. Hier beehrt uns 43 021 als 1T18 0724 Aberdeen to Glasgow Queen Street.


Den Abschluss an der Stelle machte ein fünfteiliger HST als 1H09 0838 Edinburgh to Inverness.

Auf den Bildern erkennt man das größere Wolkenfeld im Westen, das leider langsam aber sicher näher rückte und auch die Quellwolken vermehrten sich. Ich verließ die Stelle und fuhr ein Stück weiter östlich an eine Feldwegbrücke nahe eines Bahnübergangs bei Forteviot. In die Richtung sah der Himmel auch etwas freundlicher aus, wenngleich es meist nicht von Erfolg gekrönt ist, vor den Wolken zu fliehen. Das war auch diesmal nicht anders. Wobei kurz nach meiner Ankunft tatsächlich noch viel blau um die Sonne war, jedoch verhinderte ein Wolkenfetzen ein voll ausgeleuchtetes Bild.


170 430, der hier als 1L57 0908 Glasgow Queen Street to Dundee gerade die B934 niveaugleich gekreuzt hat, wird noch voll von der Wiese erfasst, die Wiese daneben schon nicht mehr. Besser als andersrum.

Da mir der Blick auf den Bü samt ein paar Häuser, die Wiesen und Felder und ganz im Hintergrund ein paar Erhebungen gefiel, der Sonnenstand hier noch ein Weilchen passen sollte und ich sowieso nix anderes im Hinterkopf hatte, beschloss ich mein Glück mit den Wolkenlöchern zu probieren. Bei den Zügen „aus dem Licht“ klappte das auch ganz gut.


Den Azuma von Inverness nach London kennen wir schon, die Highlands hat er hinter sich gelassen und strebt nun Edinburgh entgegen, wo er dann seinen Stromabnehmer heben kann.


Auch bei 43 179, der als 1A37 0941 Glasgow Queen Street to Aberdeen unterwegs ist, wird der Sonnenschein durch dünne Wolken getrübt, gleichwohl dämpft die nachträgliche Bildbearbeitung diesen Makel. Gott segne das digitale Zeitalter!


Von „oben“ röhrt 43 003 als 1T22 0835 Aberdeen to Glasgow Queen Street durch das sanfte Tal des River Earn, der im Osten dann in den Tay, den längsten Fluss Schottlands mündet.

Die von Westen hereindrückenden Wolken nahmen nun mehr und mehr Besitz vom Himmel, aber die wenigen Aufhellungen ließen mich verharren, denn ich besaß wie bereits erwähnt keine anderen Intentionen. Und tatsächlich öffnete sich zum nächsten HST aus der „richtigen“ Richtung ein größeres Wolkenloch. Der Blick auf realtimetrains zeigte auch, dass der Zug bereits an der Signalbox am nahegelegenen Auchterarder vorbeigefahren ist. Nur erschien der Zug nicht am Horizont, seltsam. Stattdessen sah ich Personen mit leuchtend reflektierenden Streifen auf der Kleidung, die man auch als Nicht-Einheimischer von weitem als Polizist*innen identifizierte. Der erste Gedanke, dass vielleicht der Bü beschädigt sei, wich so schnell wie er kam der Erkenntnis, dass ich selbst die Ursache deren Anwesenheit war. Die Blicke der Staatsgewalt in Richtung meiner Feldwegbrücke bekräftigten dieses Urteil. Die Maschine im Kopf fing an zu rattern. Ist Eisenbahnfotografie in Schottland plötzlich verboten? Hatte ich sonst irgendetwas missachtet? Ja, der Feldweg war nur für Anlieger und landwirtschaftlichen Bedarf, hatte mich einer der umliegenden Bauernhöfe „verpetzt“? Da ich mich keines schweren Verbrechens schuldig fühlte, blieb ich einfach an Ort und Stelle. Außerdem müsste doch der HST doch mal kommen, die werden doch nicht den Zugverkehr anhal….Doch, das taten sie. Die Polizei sicherte den Bahnübergang. Und viele Minuten danach erschien ganz hinten der HST, der sich im besseren Schritttempo dem Bü näherte, und erst nachdem er mich auf der Feldwegbrücke passiert hatte, wieder beschleunigte. Der Zug war durch, die Polizeikräfte bestiegen ihr Fahrzeug und kurz darauf stoppten sie neben mir auf der Brücke. Hatte ich eine Strafanzeige wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr vermutet, so wie das in Deutschland üblich gewesen wäre, überraschte mich die Lockerheit, Entspanntheit, Freundlichkeit und Souveränität der schottischen Beamt*innen (ja, es war eine Frau und ein Mann). Mir wurde mitgeteilt, dass sich einer der umliegenden Anwohner (welcher der drei Höfe?) Sorgen machte, ich könnte von der Brücke springen und daraufhin die Polizei informiert hatte. Die Polizistin meinte, dass ihnen sofort klar war, dass es sich um einen Trainspotter handelt, aber sie müssten dann trotzdem das vorgeschriebene Procedere, inkl. Stoppen des Eisenbahnvekrehrs) anweisen, bis sie sich der Sache selbst vergewissert haben. Ich traute mich gar nicht nach den persönlichen Folgen für mich zu fragen, denn ich hatte immer noch den gefährlichen Eingriff in den Eisenbahnverkehr im Kopf. Aber spätestens nachdem mich der Polizist, der an meinem Dialekt sehr schnell meine deutsche Herkunft ausmachte, neckisch darauf hinwies, dass „wir“ ja „sie“ aus der Europameisterschaft geschossen hätten, entspannte ich mich merklich. Man wünschte mir zum Abschied noch einen schönen Tag.
Wow, diese Lockerheit und Geduld hatten mich sehr beeindruckt. Ich hatte zwar nichts falsch gemacht, aber man weiß ja nie, wie die Exekutive das vor Ort so auslegt. Es gibt da sicherlich Länder und Gegenden dieser Welt, wo das anders geendet hätte. Einige Fragen stellte ich mir doch. Wird bei jedem Eisenbahnfotograf auf einer Feldwegbrücke in Großbritannien der Eisenbahnverkehr gestoppt, da man befürchtet, er stürzt sich vor den Zug? Passiert so etwas derart häufig? War so etwas vielleicht mal an dieser Brücke geschehen und ein in Sichtweite lebender Anwohner fühlt sich schuldig, das nicht verhindert zu haben, sodass nun bei jeder verdächtigen Bewegung der Griff zum Hörer erfolgt?

Für die Fragen war auch auf der folgenden Autofahrt Zeit, denn die sich immer mehr ausbreitenden Wolken verlangten nach einer Standortänderung. Und es begann eine kleine Odyssee durch Schottland. Ein Konzept hatte ich nicht wirklich, die Hochlichtphase motivierte auch nicht. Es ging eher um die Frage, wo sollte man am Nachmittag sein. Die großen schottischen Brücken reizten mich, aber für die Tay Bridge bei Dundee passte das Licht noch nicht, und die weltberühmte Firth of Forth Bridge rückt erst am späten Nachmittag ins selbige. Und im Grunde wollte ich ja wieder zurück in die Highlands. So schaute ich ein wenig und stellte fest, dass zwischen Dundee und Aberdeen einige mögliche Motive existieren und zudem das Wetter an der Ostküste deutlich sonniger sein dürfte. Und tatsächlich schien in Dundee kräftig die Sonne. Dass ich so oft gen Himmel blicken konnte ermöglichte mir der zähflüssige Verkehr in Dundee. Umfahren konnte man die Stadt auch nicht wirklich, wenn man der Bahn entlang nördlich gen Aberdeen fahren wollte. Als Ziel hatte ich Inverkeilor programmiert. Die Station dort verfügt noch über Formsignale und diese könnte man auch am frühen Nachmittag noch so halbwegs mit gutem Sonnenstand verewigen. Aber eine Straßenbaustelle in Arbroath, wo die Bahn zwar direkt, aber trotzdem nicht unbedingt einladend fotogen am Meer verläuft, vereitelte ein vernünftiges Foto dort. Wahrscheinlich wäre es sowieso nix geworden, denn hier schwebten deutlich mehr Wolken herum, als vom Satellitenbild her erwartet. Nun galt es, die Richtung festzulegen. Tay-Bridge und dann weiter südlich zur Firth of Foth Bridge oder hier in der Gegend bleiben und dann nicht zu spät wieder zurück in die Highlands? Dass sich auf dem Satellitenbild eine große Wolkenlücke, bzw. Wolkenauflösung im Bereich Aberdeen abzeichnete, über realtimetrains zwei Güterzüge angekündigt waren und es bei Carmont ein tolles Motiv dafür gibt, ließ mich weiter in nördliche Richtung fahren. Ein Fehler, wie sich bald herausstellte, denn wie aus dem Nichts war die Region von einem sehr großen regengeschwängerten Wolkenfeld eingenommen. Ich stoppte deutlich vor der Fotostelle in Carmont und musste feststellen, dass sich das schlechte Wetter hier anscheinend festsetzt. So machte ich kehrt und fuhr zurück in Richtung Dundee. Die Tay-Bridge ließ ich nun aber schweren Herzens weg, denn erstens wollte ich nicht nochmal durch Dundee und das im Nachmittagsverkehr und zweitens schwappten immer mehr Wolken zur Ostküste herüber, verschonten dabei aber dem Satellitenbild nach den Firth of Forth. Also auf dorthin. Die Tay Bridge muss ich dann halt ein anderes Mal aufsuchen.
Die Entwicklung der Wolken bestätigte der Ortsbesuch an der Firth of Forth Bridge. Viel blau und fotogene Schönwetterwolken. So bezog ich Position am nördlichen Brückenkopf nahe des Haltepunkts North Queensferry, der auch dem Stadtteil seinen Namen gibt bzw. wahrscheinlich eher andersrum.


Für mich die Mutter aller Eisenbahnbrücken – die Firth of Forth Bridge. Das erste Foto gleich mit einer Triebwagenkombination aus 158 und 170. Könnte 2G79 1649 Edinburgh to Glenrothes with Thornton sein.

Das Schöne an der Brücke ist ja auch, dass ein dichter Takt über sie herrscht und nahezu alle in Schottland vertretenen Baureihen sie passieren. Nur mit einem Güterzug würde wohl nicht zu rechnen sein.


Viele die imposante Stahlfachwerkkonstruktion überquerende Züge haben ihr Ziel auf der Fife bezeichneten Halbinsel zwischen Firth of Forth im Süden und dem Firth of Tay im Norden. Auch dieser farblich zwar abweichend, aber sehr ansprechend gestaltete 158 verbindet als 2K11 1715 Edinburgh mit Glenrothes with Thornton.


Auch die HSTs überqueren die Brücke, so wie 1A91 1730 Edinburgh to Aberdeen. Die quer verlaufende Freileitung ist zwar ärgerlich, aber meines Erachtens bei diesem Motiv verschmerzbar. Wenn ich irgendwann mal ganz viel Zeit habe, widme ich mich dieser nochmal speziell mit Photoshop.

Ich wollte das eindrucksvolle Bauwerk natürlich nicht nur aus dieser Perspektive ablichten. Die parallele Straßenbrücke, die nur noch für den lokalen Busverkehr genutzt wird, da direkt daneben eine neue Straßenbrücke für die Autobahn errichtet wurde (das macht dann drei große Brücken nebeneinander), bietet dazu viele Möglichkeiten. Ich parkte das Auto auf einem Parkplatz am nördlichen Brückenkopf und spazierte dann über die Brücke, bei beinahe jedem Schritt hätte man stehen bleiben und auf einen Zug warten können. So gut war das Angebot nun nicht, aber es rollte ganz ordentlich. Auch der viele blaue Himmel um die Sonne, ein angenehmer Wind und Spaziergänger, Jogger und Fahrradfahrer, die den Feierabend nutzten unterstützten den angenehmen Aufenthalt auf der Brücke.


Bewegen wir uns ein Stück parallel zur Forth-Bridge. Dank der fast komplett als Fußgängerbrücke genutzten ehemaligen Straßenbrücke daneben kein Problem. Hier sind wir noch über dem Festland und beobachten wahrscheinlich 1L25 1746 Edinburgh to Dundee, der gleich seine Überquerung absolviert hat.


Neben Scotrail und LNER überqueren ein paar Mal am Tag auch CrossCountry den roten Giganten. Dieser Super Voyager der Reihe 221 dürfte 13:03 Uhr in Birmingham New Street gestartet sein und sollte 20:41 Uhr Aberdeen erreichen.


Nicht nur Bahnverkehr gibt es zu beobachten.


Die schon ein paar Bilder weiter oben gesehene Triebwagenkombination aus einem 170 und einem 158 kehrt als 2G10 1801 Glenrothes with Thornton to Edinburgh wieder zurück.


Und auch der schon gesehene 158-Farbsonderling kehrt von seinem Ausflug auf die im Hintergrund zu sehende Fife-Halbinsel zurück.

Bislang sorgten die Wolken hauptsächlich als Bildbereicherung, wenn man in Richtung Sonne blickte war da viel blau. Nun wollte ich nochmal den spitzeren Blick von vorhin probieren, denn zum einen würde die tiefstehende Sonne jetzt die Pfeiler und Stahlkonstruktion schön ausleuchten, als auch die längeren Schatten den etwas unaufgeräumten Vordergrund ein wenig verdunkeln. Aber während als ich nach dem nur wenige Minuten dauernden Transfers dort ankam, lag ein Schatten auf einem Großteil der Brücke. Nanu, vielleicht nur eine einzelne Wolke, aber nein, das lange so stabil südlich hängende Wolkengebiet zog nun vehement vor die Sonne. Da es von dieser Position nur einen einzigen Auslösepunkt, es aber doch noch größere Wolkenlücken gab, fuhr ich wieder zurück und lief wieder auf die parallele Straßenbrücke. Im Grunde hatte ich nur noch einen Zug auf der Liste, den mit starker Verspätung im System angezeigten LNER Azuma aus London nach Aberdeen. Den wollte ich eigentlich analog wie den CrossCountry Voyager zwischen südlichem Ufer und dem ersten großen Stahlpylon machen, denn der längere Zug würde dort deutliche auffälliger das Bild bereichern. Aber nachdem die Sonne anderthalb Stunden ununterbrochen in der Sonne lag, wurden die sonnenbeschienen Abschnitte immer geringer. Allein der Umstand, dass irgendwie immer ein kleiner Spot irgendwo auf dem gigantischen Bauwerk zu finden war, ließ mich an Ort und Stelle verharren. Vielleicht würde es ja genau im avisierten Abschnitt für den LNER passen. Seltsam war nun auch, dass der Zug bei realtimetrains schon vor längerer Zeit in Edinburgh abgefahren angezeigt wurde, aber einfach nicht auftauchen wollte. Bis er dann schlussendlich erschien ging kein einziger Zug mit Sonne auf der Brücke. Und den LNER hatte ich auch schon abgeschrieben und befand mich schon fast wieder auf dem Festland. Im Nachhinein war das noch die beste Position für den langen Train.


Plötzlich waren die Wolken da und während 1A93 1931 Edinburgh to Aberdeen gleich die Forth-Bridge überquert hat, fällt im Hintergrund sogar Regen aus ihnen.


Das Bild verdeutlicht die schwierige Situation, es gab zwar ab und an einen Lichtspot, aber die befanden sich selten in größerem Ausmaß auf der Brücke. Auch der Azuma aus London Kings Cross bekam nur Halblicht hab, während die Häuser und der tidenbedingt recht sumpfige Hafen von North Queensferry in der Abendsonne leuchtet.

Das sollte es gewesen sein, ich hatte keine Lust auf den einen Spot noch zu warten, zumal jetzt der Takt deutlich dünner war, als noch bei meiner Ankunft. Zudem hatte ich auch noch ein gutes Stück in die Highlands zu fahren. Dort, so hatte ich den Tag über immer mal recherchiert, hatte es bei weitem nicht so viel Sonne, wie weiter südlich. Die Entscheidung hier runter zu fahren war demnach die nicht die schlechteste. Wenngleich es auch dort am Abend aufklarte und sicherlich ein paar schöne Bilder auf der Hochfläche möglich gewesen wären. Die Heimfahrt verlief entspannt und fast komplett störungsfrei. Ein gutes Stück vor Perth sprang die Reifendruckanzeige an und mahnte zum Luft nachfüllen am vorderen rechten Reifen. Ich hatte das erst ignoriert, aber da der Wert bis Perth um weitere 3 psi sank und ich erstens nicht so recht einordnen konnte, ob das jetzt viel ist (trotz Ingenieursstudium kann ich mit diesen nicht-metrischen Einheiten einfach nix anfangen) und ich auch keine Lust verspürte jetzt die nächsten 90 Minuten immer irgendeinen Alarm zu quittieren, stoppte ich an einer Tankstelle. Ein wenig zornig machte mich der Umstand, dass Druckluft nur gegen die Zahlung eines Pfundes zu bekommen war. Schön, dass man noch kostenfrei atmen darf.
Auf der Hochfläche angekommen, stellte ich fest, dass es nicht mehr lang bis zur Durchfahrtszeit des Caledonian Sleepers aus Inverness war, also stoppte ich an einer Parkbucht bei Dalwhinnie und nur wenige Minuten später betrat der Zug die Bühne. Da es auch nach 22 Uhr noch ein wenig Helligkeit hatte, machte ich mal ein Bild und fand das gar nicht so schlecht, auch wenn die ISO-Zahl schon im aus vier Ziffern bestand.


Bilder von fahrenden Zügen nach 22 Uhr sind ziemlich selten. Den südfahrenden Caledonian Sleeper kann man Anfang Juli aber tatsächlich noch auf Chip bannen, wenn man ein wenig Bildrauschen in Kauf nimmt. Hinter der Class 66 von GBRailfreight hängt eine ehemalige Zweikraftlokomotive der Baureihe 73, die ihres elektrischen Teils beraubt wurde und den Caledonian Sleeper in den Dieselabschnitten befördert. Über die Highland Mainline aber wohl nur mit Unterstützung.

Das sollte es aber für diesen langen Tag gewesen sein. Ziemlich müde erreichte ich ein paar Minuten später die Hütte, jedoch mussten noch ein wenig nach einem kleinen Programm für den nächsten Tag geschaut werden, denn für den Vormittag versprachen die Wetterfrösche der BBC für die Gegend hier nochmal einige Sonnenstunden.

Ob es diese auch wirklich gab, erfahren wir im nächsten Teil.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
Björn

Hallo

Auch von mir danke für den und die vorherigen Reiseberichte. Ich habs zwar nicht so mit der britischen Eisenbahn,
aber umso mehr begeistern mich die Landschaftsaufnahmen und das Drumherum um das "Triebwagengedöns";)

Gruß

Zitat von tt-bahner im Beitrag #3

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… umso mehr begeistern mich die Landschaftsaufnahmen und das Drumherum um das "Triebwagengedöns";)

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