Der Freistaat Sachsen plant bekanntlich, für schlecht ausgelastete Bahnstrecken die finanzielle Förderung erheblich zu reduzieren und damit eine Umstellung auf Bus zu erzwingen.
Wie ich erst jetzt gelesen habe, gab und gibt es ein ähnliches Ansinnen des Verkehrsministeriums auch im vermeintlichen "Bahn-Musterland" Schweiz. Geplant war dort, die Umstellung auf Busverkehr zu prüfen, wenn der Kostendeckungsgrad der jeweiligen Strecke durch die Passagiere weniger als 50% beträgt. Und nun kommt der Unterschied zu Sachsen: Es erhob sich sofort ein landesweiter und laut vernehmbarer Proteststurm. Zitat: "Von einer "absurden" Idee und vom Fehlen einer Gesamtsicht war unter anderem die Rede." Und schon ruderte das Verkehrsministerium des Schweizer Bundesrates zurück und will nun nur noch Strecken mit weniger als 30% Kostendeckung durch die Passagiere auf Umstellung prüfen lassen, und das auch nur "wenn der Busbetrieb effizienter und kundenfreundlicher sei".
Was lernt man daraus: Wichtig ist, daß die Bahn als Verkehrsmittel einen starken Rückhalt sowohl in der Bevölkerung als auch in Wirtschaft und Lokalpolitik hat. Ich fürchte, in vielen Regionen Sachsens ist das nicht mehr in genügendem Maße der Fall. Dort ist die Bahn eher eine Randerscheinung.
Noch ein Nachtrag: Die entsprechende Verordnung für Sachsen ist scheinbar bereits im Dezember 2012 verabschiedet worden, allerdings im Vergleich zum damals hier diskutierten Entwurf ebenfalls in abgeschwächter Form.
Zitat: "Im Vergleich zum Entwurf werden in der [verabschiedeten Fassung der] neuen Verordnung vor allem die Nebenstrecken bei der Berechnung der Zuweisungen stärker gewichtet. Diese Änderung kommt insbesondere dem ländlichen Raum mit weniger nachfragestarken Verbindungen zugute".