Es ist kein Rätsel, aber drei Fragen zum folgenden Bild stellen sich mir.
In Kilometer 100,7 wurde 75 522 mit einem Güterzug fotografiert, die als erste eine Wageneinheit der Gattung „Gllh Dresden“ des Stückgutschnellverkehrs mit sich führt. Die Aufnahme soll auf der DW-Linie 1963 zwischen Hohenstein Ernstthal und St. Egidien aufgenommen wurden sein.
Nach dem Sonnenstand dürfte der Zug in Richtung St. Egidien/Glauchau fahren. Im Bild sehen wir das vorbereitetes Planum der WD-Seite (voraus gesetzt die Fahrtrichtung stimmt), um das zweite Gleis, dass als Reparationsleistung nach dem II WK abgebaut wurde, wieder neu zu verlegen. Rechts sieht man eine Drahtzugleitung mit zwei Seilen, was auf den Abschnitt zwischen Vor- und Einfahrsignal des Bf. Hohenstein Ernstthal hindeuten könnte.
Meine Fragen wäre nun:
1) Von wo wurde die Aufnahme gemacht (evtl. Straßenbrücke)? Die Aufnahme wurde von der Straßenbrücke der heutigen B180 (Waldenburger Straße) aufgenommen.
2) Fährt der Zug tatsächlich in Richtung St. Egidien/Glauchau? Der Zug fährt von St. Egidien kommend in Richtung Hohenstein Ernstthal. Die Drahtzugleitung dürfte somit die des Bk Hermsdorf sein?!
3) Hat jemand von Euch die Aufnahme ebenfalls in seinem Bestand und kann den Autor benennen? Ein Herr Ebert wurde mir als Autor genannt.
Vielen Dank im Voraus für Eure Mühe und Zeit.
Edit hat einen Artikel getauscht und Antworten zu Frage 1, 2 und 3 eingefügt.
Glück Auf Heiko, ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Aufnahme von der Sachsenring-Straßenüberführung gemacht wurde - Grüße an MBC. Allerdings Blickrichtung St. Egidien, denn im Hintergrund ist diffus der Block Hermsdorf km 101,22 erkennbar. Also ist der Zug in Ri Hohenstein-Ernstthal unterwegs. Viele Grüße aus Zwicke
Korrekt - auch von der Kurvenlage, dem Sonnenstand und der Landschaft am Horizont ableitbar, kann der Zug nur Richtung "Karl May- Stadt" unterwegs sein.
Vom Sonnenstand her nicht zwingend (Achtung, die Stellen die ich oben mit Google-Maps verlinkt habe sind zwei verschiedene Brücken!).
Bei der ersten Stelle wäre Richtung Glauchau (nehmen wir an es war im Mai) etwa ab 9Uhr Streiflicht. Dies scheidet aber bebauungstechnisch eher aus, weil da mehr von Hohenstein zu sehen sein müsste.
Der zweite Vorschlag (= lokpauls) hätte etwa ab 15Uhr Streiflicht in Richtung Chemnitz. So wird es wohl auch sein.
Die Vermutung mit der Fahrtrichtung St. Egidien/Glauchau kam deshalb, da nach Durchsicht des Buches "Der Eisenbahnknoten Chemnitz", Alba-Verlag 1996 von Kurt Kaiß und Matthias Hengst sich folgende Fragen auftaten.
Auf Seite 91 wird dort eine Aufnahme vom Juni 1964 abgebildet, auf dem die 38 224 der 44 1076 mit einem Dg im Kilometer 100,1 des Abschnittes St. Egidien und Hohenstein Ernstthal (Aufnahme von H. Fritzsche) vorspannt. So die auszugsweise Bildunterschrift. Jedoch ist bei dieser Aufnahme der Kilometerstein 100,1 ebenfalls rechts im Bild zu sehen, was der Fahrtrichtung Hohenstein-E./Kmst entspricht.
Mit der Durchsicht tauchte aber noch eine Frage/Ungereimtheit auf. Dazu gleich mehr.
Zu der Aufnahme aus dem Buch gibt es noch einen zweiten Autor, vom selben Zug an gleicher Stelle nur mit einem spitzeren Aufnahmewinkel. Auf diesem kann man auch die Fahrleitungsmasten und montierte Oberleitung besser erkennen, als auf dem Bild aus besagter Publikation.
Aufnahme vom 06.1964 bei Hohenstein-Ernstthal kurz vor dem Hüttengrundviadukt.
Bei der hier gezeigten Aufnahme des zweiten Autors, wie auch aus dem Buch, liegt das Gleis auf der anderen Seite des Planum. Auf Grund dieser Aufnahmen ging ich davon aus, dass die Fahrtrichtung der 75 522 in Richtung St. Egidien/Glauchau wäre.
Ich nehme jetzt an, dass beide ergänzenden Aufnahmen, die im Buch und die hier eingestellte, richtig dem Ort und der Fahrtrichtung zugeordnet worden, was ich auch nicht anzweifle. Demzufolge muß zwischen dem km 100,7 (Bild mit 75) und dem km 100,1 (Bild mit 38+44), wo beide Züge in Fahrtrichtung Hohenstein-Ernstthal/Kmst fahren das Gleis innerhalb eines Jahres auf die andere Seite verschwenkt und die Oberleitung errichtet worden sein.
Kann dazu jemand eine Auskunft geben?
Jetzt zu der weiteren Ungereimtheit. Das Aufnahmedatum meiner eingestellten Aufnahme wurde auf Juni 1968 datiert und die im Buch auf Juni 1964. Hier tauchen nun die nächsten Fragen auf:
1) Falsche Datumsangabe auf Bildrückseite? Ja! Siehe dazu Erklärung von R.Klein
2) Falsche Datumsangabe im Buch? Nein! Siehe dazu Erklärung von R.Klein
3) Lag das vorbereitete Planum so lange und gut vorbereitet, um evtl. sofort mit dem Aufbau des zweiten Gleises zu beginnen, da ja erst ab 26.09.1975 (so lt. Kaiß/Hengst) wieder zweigleisig gefahren werden konnte?
Edit hat eine Anmerkung und Antwort der Frage 1 und 2 eingefügt . Bitte nicht die Fragen zum falschen Aufnahmedatum mit dem Erstbeitrag in Verbindung bringen. Die Fahrtrichtung der 75 522 und der Ort der Aufnahme wurde Dank Eurer Hilfe eindeutig geklärt. Die zweite Aufnahme war eine Ergänzung zum ersten Bild. Jedoch mit dem Heraussuchen und dem Bildvergleich traten weitere Fragen zu Tage.
Zitat von Bw Freiberg (Sachs) im Beitrag #6 Ich nehme jetzt an, dass beide ergänzenden Aufnahmen, die im Buch und die hier eingestellte, richtig dem Ort und der Fahrtrichtung zugeordnet worden, was ich auch nicht anzweifle. Demzufolge muß zwischen dem km 100,7 (Bild mit 75) und dem km 100,1 (Bild mit 38+44), wo beide Züge in Fahrtrichtung Hohenstein-Ernstthal/Kmst fahren das Gleis innerhalb eines Jahres auf die andere Seite verschwenkt und die Oberleitung errichtet worden sein.
Ja, alle drei Aufnahmen sind sicher in Fahrtrichtung Hohenstein/KMS aufgenommen. Die Lage der Telegrafenleitung spricht ja auch dafür. Ich gehe auch davon aus, dass man das Gleis während der Elektrifizierung verschwenkt hat.
Hier mal ein Vergleichsbild zur letzten Aufnahme: 266 027(und SL 266 015) mit der Kohle nach Küchwald kurz vor dem Hüttengrundviadukt. Das Bild entstand am 25. April 2010, kurz vor der Erneuerung der Oberleitung in diesem Abschnitt.
Sonst kann ich dazu nichts beitragen. Leider gibts ja zur DW auch keine große Streckenmonografie, wäre auch ein Mammutprojekt.
die Eröffnung des elektrischen Zugbetriebes zwischen Zwickau und K-M-Stadt fand am 30. Mai 1965 statt. Am 26. September 1965 erreichte der Fahrdraht Freiberg. Ein Jahr später am 25. September 1966 war Dresden erreicht. Bei einer zeitlichen Einordnung der Aufnahme mit 38 224 + 44 1076 würde ich zum Jahr 1964 tendieren, wenn man davon ausgeht, dass 1968 die Güterzüge auf der DW-Linie hauptsächlich mit E42 befördert wurden.
Nach den Angaben im "Rollwagen"-Buch (Heinrich, P.; Die Baureihe 38.2; EK-Verlag; ISBN 3-88255-382-0) wurde 38 224 am 26.07.67 in K-M-St Hilbersdorf z-gestellt. Die Ausmusterung erfolgte zum 14.05.68, die Zerlegung wurde im August 1968 abgeschlossen. Max brauchte Schrott, da hat er welchen bekommen.
An das EK Buch hatte ich nicht gedacht und hätte eigentlich nur hinter mich greifen brauchen. Man sieht die Daten vor lauter Papier nicht mehr. Ich muß mal Ausmisten.
ich wußte, dass mir das Motiv am km 100,7 irgendwie bekannt vorkommt. Bei Tante Vicky, Nachname Pedia, wird man in der Rubrik Reko-P10 fündig. Ich darf verlinken?
Als Autor wird ein Werner Huhle aufgeführt, Datierung erfolgt auf ca. 1964. Von der falschen Bildbeschreibung darf man sich nicht in die Irre führen lassen.
Ach ja: "Man sieht die Daten vor lauter Papier nicht mehr. Ich muß mal Ausmisten..." Da bin ich froh, dass es anderen Fans auch so geht ;-))
"3) Lag das vorbereitete Planum so lange und gut vorbereitet, um evtl. sofort mit dem Aufbau des zweiten Gleises zu beginnen, da ja erst ab 26.09.1975 (so lt. Kaiß/Hengst) wieder zweigleisig gefahren werden konnte?"
Nach der Elektrifizierung in Westsachsen blieben einige Streckenabschnitte noch lange eingleisig. Als Beispiele lassen sich die Strecke Gößnitz - Werdau nennen (Strippeziehen war 1963 fertig, Zweigleisigkeit wurde erst 1976 erreicht) oder Mosel - K-M-St-Siegmar (Fahrdraht 1965, der Wiederaufbau des zweiten Gleises so sich bis 1975 hin). Die letzte Lücke wurde zwischen St.Egidien und Hohenstein-E. im September 1975 geschlossen. Am guten Willen hat es nicht gemangelt, jedoch an Finanzen, Material und Arbeitskräften.
Weitere Beispiele für "eingleisige" Elektrifizierungen mit späterem Ausbau auf zwei Gleise wären: * Großheringen - Camburg, * Coswig - Meißen, * Abschnitte zwischen Roßlau und Biederitz (ehem. KBS 720, Dessau - Magdeburg), zwischen Rodleben und der Überleitstelle Neeken wurde die Zweigleisigkeit erst 2013 wieder hergegestellt, über dem fehlenden Gleis hing bereits seit 1975 der Fahrdraht.