Stromtal

Ein Strom ist die Elbe im Bereich Litomerice – Usti, auf Höhe der Porta Bohemica, noch nicht. Strom gibt es im Elbtal auf beiden Seiten. Gleichstrom! Für diejenigen, die es sich immer noch nicht gemerkt haben: grün wie Gleichstrom! Rot oder orange ist der Wechselstrom im westlichen Bereich von Böhmen und Mähren. Und blau war früher für das 2-System vorbehalten. Heute ist Najbrt dabei, alles in den gleichen Farbeimer zu stecken.

Um richtig fetten E-Betrieb zu erleben, könnte man daheim natürlich an den Main fahren. Gemünden, Kitzingen. Oder an die Donau für Passau - Regensburg. An den Rhein im Bereich Koblenz – Köln, oder Richtung Oberrhein.
ABER! Da jaulen keine Tatzlager. Da jammert keine Gleichstromlok mit einem Bunkerzug daher. Da gibt es kein Bier in einer Gaststätte für 50Cent den halben Liter. Da wäre die Landschaft reglementiert und aufgeräumt. Es würde ganz einfach der Wildwuchs fehlen. Die Fans von Böhmen wissen warum.

Die Nacht ward wunderbar verbracht im Marina Labe in Pistany. Das Frühstück normal: Kaffee (eine Kanne für mich). Rohlik, chleb, dazu vier Sorten Salami, einmal Käse, Honig, Marmelade aus den Portionen. Und ich hatte das alleine mit Blick auf den See, der da langsam mit zunehmender Sonneinstrahlung an Klarheit gewann. Ab 8Uhr gab es das snidane (Frühstück). Unruhig war ich nur, ob es mir dann für den Bildwunsch, der seit Herbst 2012 im Kopf umher geisterte, noch reichen würde. Nach konzentrierter straffer Anfahrt über den Rücken der Porta Bohemica (http://de.wikipedia.org/wiki/Porta_Bohemica ), das Dörfchen Kamyk liegt hier oben, war ich im Einsatzgebiet des folgenden Tages. Strekov war gar nicht anvisiert. Etwas Bedenken hatte ich anfangs wegen Bauarbeiten und eingleisigen Betrieb. Alles wurde auf dem Richtungsgleis Usti abgewickelt. Doch diese Bedenken waren allerschnellst zerstreut. Denn hatte es für den ganzen Tag nur Vorteile.

Der fahrbare Untersatz blieb auf Höhe Wegüberführung stehen. Den Weg Richtung Sebuzin dürfen nur Fußgänger und Zweiräder, sowie Anwohner benutzen. Das Warten began. Und nach etwas über einer Stunde, und noch rechtzeitig bevor das Licht die 90° zur Gleisachse hatte, wurde ich bestens belohnt.


122 021 mit PKW in Richtung Deutschland. Oben über dem Tal thront das Kirchlein von Dubicky. Auch dort könnte man sich einmal eines klaren Nachmittages für Züge gen Usti postieren… Mit dem Bild der Schlumpfine war das Tagessoll erfüllt! Heimfahren? Man wäre ein Held. Warten auf grüne Bespannung? Könnte man, was ich auch tat.
Der erwähnte eingleisige Baubetrieb brachte es im Verbund mit den planmäßigen Personen- und Schnellzügen mit sich, das sich an diesen orientiert der Güterverkehr zu halten hat. Also irgendwann wurde zwischen den Weichen/Überleitstellen von Sebuzin und Velke Zernoseky der Verkehr umgepolt. So waren Güterzüge aus einer dann anderen Richtung zu erwarten, wenn wieder Personenzugzeit aus jener Richtung war. Das Risiko von einem Güterzug in Fahrplanlage eines Schnellzuges blieb. Eben typisch CeskyDrahy. An der Fotostelle Cirkvice hatte ich das Einfahrtsignal Sebuzin im Blick. Und das reichte, um keine Überraschung während des Standortwechsels zu erleben. Bei drei früheren Besuchen war es immer so: Warten, nichts tut sich, Einsteigen, Scheiße..., da kam es doch. Das blieb diesmal vollkommen aus.


Der Walter mit 363 522 in Richtung Litomerice.


123 005 mit Bunkerzug hinterher. Bügel ab? Da gibt es einen im Oberen Vogtland, dem wär das nüscht! Aber warum? Das ist betrieblicher Alltag bei CeskyDrahy und kann mit aufs Bild.
Der Bunker rollte davon. Gute zehn Minuten Fahrtzeit bis Velke Zernoseky, mal zwei, für einen Güterzug in die Gegenrichtung, macht wenigstens 20 Minuten bevor was aus der anderen Richtung kommen könnte.

Also das Signal beobachten. Es sprang auch auf gelb, dann grün. Standortwechsel, was kam waren:

123 021 Vorspann vor DB 180 013. Auch gut.


Südfahrer R 787 mit 162 018 kommt durch. Der Vegetationsschnitt hatte hier im Herbst gute Arbeit geleistet. Seither sind ein paar Einstellungen des geraden Streckenabschnittes mehr möglich.


122 013 bringt Schiebewandwagen das Elbtal hinauf.


AWT aus verkehrter Richtung. Rechts am wohl ehemaligen Bahnwärterhaus wird isoliert. Demnächst gibt es so eine neue Fassade. Der Styropor lugt schon um die Ecke.

Beim Warten schaut man oft in der Landschaft herum. Im Bereich der Datschen sah ich eine Stelle, die ich für zugänglich hielt. Nicht weit war der Fußweg, da eröffnete sich dieser Ausblick:

Schwierig umzusetzen mit den weiß beklebten PKW, wenn in der Umgebung alles weiß blüht… Danach hielt ich es hier für genug.
Der Vorteil des eingleisigen Betriebes sollte genutzt werden.


An der Steinbruchverladung muß der Verkehr richtig kommen. Und der kam rechts, mit den Brillen 753 733 und 714. Und schon wieder war Standortwechsel.


Ortseingang Libochovany. 162 011 fährt für das CD muzeum Luzna u Rakovnika. Der R789 braust nach Leitmeritz. Es kam auch noch Reklamelok 163 094 daher.


123 015 passt mit den leeren Autotransportern gerade rein ins Motiv. Danach genügte es mit vier Bildern an dieser Stelle.


Libochovany ist seit einiger Zeit nur noch Haltepunkt, also betrieblich ohne Weichen. Am ehemaligen Güterschuppen auf Höhe Streckeneinspeisung liegt im Kraut noch das dritte Bahnhofsgleis. Der Osobni 6410 beim kurzen Halt.


Zwischen all den Enten und Hühnern mitsamt Gockeln balgte eine Schar Spatzen. Den Stallhasen interessierte das nicht. Absolut Heile Welt in diesem Verschlag. So muss es sein. Aber so will es eine durchgeknallte EU nicht mehr.


Das unmittelbare Umfeld des Haltepunktes bietet drei Hauptvarianten. Problemlos lassen sich hier drei Stunden verbringen, ohne etwas doppelt zu machen.


Damit war dann auch hier Abschluß und ein Umsetzen zum letzten Gefecht. 16 Uhr war es schon. Der Tag neigte sich.


Auch Velke Zernoseky würde einen ganzen Tag Licht bieten. Man könnte locker ohne große PKW-Ortswechsel auskommen. An den nirgends angehängten Bindfäden einer Überlandleitung in der Luft störte ich mich nicht.


Das lässt sich variieren.


Tagesabschluß war mit 122 013 um 16.40 Uhr. Jene Kirche ist noch ein Mussmotiv für den April bis September, früh ab sechs Uhr…

Zum Futtern fuhr ich nochmal ins Marina Labe. Die Heimfahrt war mit Elbe-/Egerüberquerung in Litomerice in Richting Lovosice, über die 15 nach Most. Und wie gehabt Chomutov, Karlovy Vary, Cheb. 2 Stunden 15 Minuten. Im Tagesausflugsbereich? Sicher.


malo

Sehr schön malo. Der Güterverkehr brummt dort gewaltig, das haben wir auch schon festgestellt.
Die Reihen 122, 123, 130 sind permanente Begleiter bei einer Fototour und deren Fahrmotoren erzeugen wirklich einen eindrucksvollen Klang in dem Tal.

Im Rheintal ist es zwar auch schön, aber da überwiegen nunmal die Drehstromer und Brillen wird man dort auch nicht antreffen.

Grüße,
Daniel

Hallo Markus,

was du uns hier zeigst ist wieder ein sehr schöner Bilderbogen mit wunderbaren Motiven aus der Region Usti.
Eine frage habe ich noch, warum gab es so viele Falschfahrten? Da kann man ja so manches Motiv viel besser umsetzen.

Gruß Andreas

Andreas,

wie schon unten erwähnt, steht es im Text: Bauarbeiten...


Genauer waren das (was ich sah):
-ein Durchlass in der engen Kurve zwischen Cirkvice und der Schotterverladung. Dieser wurde fluss-seitig irgendwie bearbeitet. Man hing sogar an Seilen gesichert unterhalb der Gleise.
-ab Kirche Velke Zernoseky (letztes Bild) die ganze Kurve bis zum gerade Stück in Richtung Bahnhof Velke Zernoseky: Außenbogen, also auf Seite Fluß, waren Doppel-T-Eisen gerammt worden, in denen zwei Betonschwellen als Wandung Platz fanden. Gleichzeitig wurde der Bahndamm von der Krone bis zum Uferweg vom Gesträuch und gleich von allen ! Wurzeln bereinigt.
-es muss die Tage zuvor in dem geraden Stück zwischen Cirkvice und dem Esig Sebuzin Schienenwechsel gegeben haben. Es wurden nur kürzere Stücke (um 10m) getauscht. Die schweißstellen (Aluthermit) waren noch nicht auf den Schwellen verschraubt.
Auch war der ORT im Baugleis unterwegs. Ebenso ein Zwei-Wege-Bagger.

Man muß auf beiden Elbstrecken immer mit Bauarbeiten rechnen. Der Verschleiß am Oberbau ist hoch.

Falschfahrbetrieb hat fotografisch Vor- und Nachteile, wie Du es umsetzten willst und kannst ;-)


malo

Sorry, manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht.

Gruß Andreas