Wer Lust hat, kann wieder einmal gerne zu einer kleine Zeitreise mitkommen. Diesmal geht´s 18 Jahre zurück, am 17.04.1999 fand eine vereinsinterne Ausfahrt des Sächsischen Eisenbahnmuseums statt in welche die WbC-Linie mit einbezogen war. Für diese Fahrt wurde sogar die einige Zeit vorher erlassene Sperrung der Chemnitztalbahn zwischen Markersdorf-Taura (genauer gesagt ab Anschluß Sächsische Faserwerke Stein) und Wechselburg am 12. April kurzzeitig aufgehoben!
Das Wetter war an dem Tage alles andere als schön, so richtig hell wollte es vor lauter dunklen Wolken gar nicht werden. Ein Bundesbahn-Triebwagen, dazu noch ein 628 hätte mich damals überhaupt nicht hinterm Ofen hervorgelockt, war das doch "moderner Mist" und schließlich hatte man die krächzenden Dinger auf der Muldentalbahn ständig vor der Nase. Aber wenn es, wie im Nachhinein richtig angenommen, der letzte durchgängige Zug zwischen Chemnitz-Glösa und Wechselburg sein sollte konnte man früh schon mal über den nicht vorhandenen Schatten springen. Und weil man einmal in Schwung war, wurde daraus sogar eine Pkw-Verfolgungsfahrt, ein Bekannter nahm mich damals mit.
Zuerst abgepasst wurde die Sonderfahrt in Chemnitz-Glösa. Ich hatte damals zwei Fotoapparate zum Bedienen: meine minderwertige Kompaktknipse und die Kamera meines Bekannten, welche ich ab Auerswalde-Köthensdorf mehr als Zusatzlösung nutzte. Wie sich später heraus stellte, brachte eben diese die besseren Regentags-Bilder zustande. Start der Bilderserie ist deswegen nun am ehemaligen Haltepunkt Auerswalde-Köthensdorf.
Bild1: Irgendwie war beim Filmeinlegen etwas Falschlicht auf das erste Bild gekommen, immerhin ist die Einfahrt von 628 580 noch zu sehen.
Bild 2: Der Fotohalt wurde ausgiebig von den Passagieren genutzt. Wer erkennt sich wieder? Keiner scherte sich zudem um die wartenden Autofahrer an der Köthensdorfer EBÜT. Die Schranke war fast 10 min geschlossen.
Bild 3: Moderner Betrieb am bereits fast 2 Jahre aufgelassenen Haltepunkt.
Bild 4: Nun hat der Sonderzug Markersdorf-Taura erreicht.
Bild 5: Noch ein Blick von der Kopf- und Seitenrampe am Gleis 5.
Bild 6: Nachdem die Fahrt auf dem Unterwegsbahnhof fortgesetzt wurde erwartete ich 628 580 kurz vor dem Haltepunkt Schweizerthal-Diethensdorf. Hinter der Brücke liegt der Anschluß zum zweiten Betriebsteil der Fettchemie in Schweizerthal.
Bild 7: Nachschuß.
Von unterwegs und Schweizerthal-Diethensdorf existieren wie gesagt ebenfalls Aufnahmen der Kompaktknipse, doch diese sind qualitativ nicht vorzeigbar. Daher springen wir weiter nach Mohsdorf:
Bild 8a: Auch hier wurde ein Zwischenhalt eingelegt. Haltepunkt Mohsdorf, wo die Schienen bereits rostbraun gefärbt waren. Der Anschluß zu Zschimmer & Schwarz liegt ca 200 m vorher.
Bild 8b: Da der Zugführer noch die genaue Abfahrtszeit abwartete, blieb mir noch die Möglichkeit eines Bahnsteigbildes.
Bild 9: Hier war ich happy: Die Halbschrankenanlage in Aktion!
Bild 11: Der Triebwagen setzte sich nach kurzer Zeit wieder in Bewegung, im Vordergrund liegt der schon lange nicht mehr bediente Anschluß Sächsische Faserwerke Stein.
Bild 12: Selbe Stelle wie vorher, nur in Richtung Wechselburg zur anschließenden Chemnitzbrücke gesehen.
Bild 13: Nach kurzer, eiliger Fahrt trafen wir in Göritzhain am Bahnübergang ein, noch rechtzeitig.
Bild 14: Nun waren es nur noch ein paar Meter bis zum letzten Halt auf der Chemnitztalbahn: Göritzhain.
Bild 15: Ein- und letztmalig am Haltepunkt Göritzhain: ein Triebwagen der Baureihe 628.
Bild 16: Die Einfahrt zum Bahnhof Wechselburg schafften wir auch noch, da die turnusmäßige Kreuzung der Muldentalbahn-Züge abgewartet werden musste.
Bild 17: Nun haben die Triebwagen alle Schienenstränge von Wechselburg erobert.
Bild 18: So fuhr er dahin. Mit einem seltsamen Gefühl im Bauch, dass es nun schon vorbei war lief ich über die Wiese zurück zum Auto und hatte klatschnasse Füße.
Eine Aufnahme in Wechselburg schenkte ich mir, sah man dies zu der Zeit doch alltäglich und war quasi nichts besonderes. Damals eben...
Ich hoffe, der kleine Ausflug hat gefallen.
Viele Grüße, Thomas
Edit: Bild 8b eingefügt und zwei Wortkorrekturen durchgeführt.
als "Chemnitztalbahner" muss ich natürlich jetzt hier mal einsteigen. Sehr schöne Bilder, auch wenn sie vielleicht nicht immer nach heutigen Gesichtspunkten unseren Qualitätsansprüchen gerecht werden. Ich selbst wäre froh, hätte ich damals schon mein Interesse an der Bahn bildlich festgehalten. So bleiben mir nur die Erinnerungen an die Chemnitztalbahn. Eine Radtour auf der Trasse nach Markersdorf ist hingegen immer wieder schön und weckt eben genau diese. Angenommen die Gleise würden noch liegen - Was würde man wohl heute bezahlen für einen "Fotozug" mit mintgrünem 628? Toll das du die letzte Befahrung festgehalten hast und deine Bilder gezeigt hast!
Hallo Thomas, ebenfalls vielen Dank für den Bilderbogen. Die Bilder wecken auch bei mir viele Erinnerungen - fast täglich bin ich in den 90ern in den Schulferien mit dem Rennrad meine tägliche Chemnitztalrunde gedreht und habe diese Szenen vor Augen gehabt (mit V100 bzw. Ferkeltaxe). Ans Fotografieren habe ich leider dann auch erst kurz vor der Einstellung gedacht, so habe ich immerhin auch noch ein paar wenige Aufnahmen der Chemnitztalbahn. Am Bahnhof Köthendorf liegen ja sogar auch nach dem Radwegebau noch so um die 300m Gleis, auch das Signal von Deinem Bild Nr.3 steht noch. Da könnte man zur Erinnerung eigentlich eine V100 und 2 Wagen hinstellen :) Aber auch ich freue mich nun über den Radweg, im Gegensatz zu manchen Eisenbahfreunden die so etwas in diversen Foren immer mit einem zweifelhaften Unterton kommentieren. So hat wenigstens die Allgemeinheit auch heute noch einen Nutzen aus der ehemaligen Trasse. Welchen Sinn würde es ergeben, wenn dort Gestrüpp über verrosteten Gleisen und verfaulten Schwellen wuchert....nach dem Motto: "Hauptsache das Gleis bleibt liegen...". Eine Eisenbahn im Chemnitztal wäre heute nicht mehr möglich, es gibt ja nicht mal mehr den Diethensdorfer Steinbruch in Betrieb und die paar Leutchen die da im Schweizerthal wohnen...., es fährt ja schon kaum mal ein Auto dort lang.