Zitat von Bw Kirchberg im Beitrag #24 Das der Rückblock nicht kommt, weil nicht bis zum nächsten Bahnhof/Blockendstelle gefahren wird, ist im hier zur Debatte stehenden Sachverhalt natürlich vorhersehbar. Daher kann der Fdl den Zug in Zwotental theoretisch ohne Hauptsignalbegriff abfahren lassen, also wieder mit besonderem Auftrag, und damit die Wirkung der Wiederholungssperre verhindern. Das wiederum widerspricht aber dem Grundsatz des sicheren Bahnbetriebes und wird nicht zur Anwendung kommen.
Eine Lösung für einem sicheren Pendelbetrieb zwischen Zwotental und Klingenthal ist der softwaremäßige Einbau von Stichstreckenblock, was aber natürlich sehr hohe Kosten verursacht.
Nun schauen wir doch mal bei 408.0481 5 (3) d) nach. Dort heißt es sinngemäß: Eine Sperrfahrt, die in nur einen Teil einer eingleisigen Strecke befährt, darf nicht mit Fahrtstellung eines Hauptsignals zugelassen werden. Insofern erschließt sich mir die Diskussion um die Streckenwiederholungssperre nicht. Wenn von vornherein geplant ist, eine Zugfahrt (in diesem Fall Sperrfahrt) nur bis Klingenthal fahren zu lassen, muss diese in Zwotental auf besonderen Auftrag ausfahren. Die Streckenwiederholungssperre wird nicht ausgelöst. (dies wäre bspw der Fall, wenn der Zug aus unvorhergesehenem Anlass zwischen Zwotental und Kraslice enden würde und als Sperrfahrt zurückfahren müsste oder zurückgesetzt werden müsste) Achso: Eine Fahrt nur bis Klingenthal ist betrieblich nur als Sperrfahrt möglich, als Zugfahrt nicht.
Seitens der Aufsichtsbehörde gibt es eine Höchstzahl für (geplante) Zugfahrten mit besonderem Auftrag. Die genaue Zahl habe ich nicht im Kopf, die Zahl liegt irgendwo im Bereich 300 bis 500. Somit war es auch möglich, zwei Monate lang zwischen Raun und Bad Brambach (oder andersrum) das Gegengleis auf Befehl zu befahren (da dort recht dünner Verkehr herrscht).
Aporos temporärer Stichstreckenblock: Hat jemand Kenntnis, wie das während der Brückenbaustelle in Wilischthal LST-mäßig gelöst war? Stickstreckenblock von Zschopau nach Wilischthal (Nord) und Stichstreckenblock von Wilischthal (Süd) nach Wolkenstein?
Hallo zusammen, es ist schon vieles richtig erklärt worden. Wenden der Reisezüge in Klingenthal ist nicht mehr erlaubt. Beim ersten Zug, der auf Signal in Zwotental ausfährt, wirkt die Streckenwiederholungssperre. Der Zug könnte zwar auf Signal wieder in Zwotental einfahren (Einfahrten auf Signal gehen immer !!), aber alle folgenden Züge müssten in Zwotental auf Ersatzsignal oder Befehl ausfahren. Dies ist aber bei DB- Netz nur bei Bauzuständen und für einen begrenzten Zeitraum erlaubt. Bei länger andauernden Maßnahmen müssen die Sicherungsanlagen umgebaut bzw. angepasst werden. In der Grenzvereinbarung ist zwar eine Unterbrechung des Schienenverkehrs vorgesehen, aber eigentlich auch nur für Baumaßnahmen (Baugleis usw.) Die Bedienung der Awanst. ist nur im Rahmen einer Betra und durch extra unterwiesenes Personal zulässig. Der Schlüssel für die Awanst. ist im Regelbetrieb in Zwotental eingeschlossen. Wird er entnommen, erfolgt die Ausfahrt auf Ersatzsignal. Im Abstellgleis Klingenthal sind ebenfalls Achszähler zum Ein- bzw. Auszählen der Fahrzeugachsen eingebaut. Nach dem etwas komplizierten Verfahren mit dem Schlüsselsystem, dem Bedienen der Weichen usw. und dem Einschließen der Fahrzeuge in der Awanst. wird der Schlüssel im Blockwerk in dem Schalthaus in Klingenthal blockelektrisch festgelegt. Damit wird der Streckenblock in Grundstellung gebracht und es sind wieder Zugfahrten mit voller Signal- und Blockbedienung möglich. Schneepflug- Mess- oder Arbeitszugfahrten in Richtung Kraslice werden in Zwotental mit Ersatzsignal durchgeführt. Die Wintersportzüge und der Dampfsonderzug nach Kraslice konnten nur durch Ausfall von Planzügen oder Abweichungen vom Regelfahrplan durchgeführt werden. Vor der Streckeneröffnung nach Kraslice war tatsächlich nur ein Stichstreckenblock eingebaut. Dabei zählten aber die Achszähler im Nebengleis ebenfalls die Achsen der abzustellenden Fahrzeuge ein und aus. Mit dem Einschließen des Schlüssels war die Strecke wieder frei gemeldet. Der Schlüssel war damals noch in Klingenthal in der Schlüsselsperre am EG eingeschlossen und wurde von den Tf der Vogtlandbahn benutzt. In den ersten Plänen des ESTW ca. 1995/96 war Klingenthal (Kennziffer 9) noch als Bahnhof vorgesehen. Er wurde aber damals ebenso wie Auerbach(V.) unt.Bf (Kennziffer 3) und Treuen (Kennziffer 5) aus Kostengründen zusammengestrichen, da eigentlich niemand bei der DB an die Wiedereröffnung nach Kraslice glaubte. Man wollte es eigentlich auch nicht, aber da haben sich zum Glück einige Lokalpolitiker auf beiden Seiten der Grenze und deren Unterstützer durchgesetzt. Gruß Harald
Eine kurze Frage muß ich noch stellen: Es wurde gesagt, daß die Awanst in Klingenthal schon Achszähler besitzt und dass bei Fahrten von Zwotental zur Awanst jedoch nur auf Befehl bzw. Ersatzsignal ausgefahren werden darf, nicht auf Hauptsignal. Ist das nur in diesem konkreten Fall so (z.B. wegen der Grenze zwischen verschiedenen Stellwerksbauformen, wegen der vorhandenen älteren Bauform des Streckenblocks, der sonstigen vorhandenen technischen Ausstattung ...) oder ist das wirklich generell so bei eingleisigen Strecken? Ich frage deshalb, weil ich in der Literatur über ESTW mal gelesen hatte, daß Fahrten zur Awanst auf Hauptsignal erfolgen dürfen. Daß dies nur für zweigleisige Strecken gilt, war dort nicht eindeutig vermerkt.
Zitat von Andreas M. im Beitrag #28Vielen Dank für die vielen Infos.
Eine kurze Frage muß ich noch stellen: Es wurde gesagt, daß die Awanst in Klingenthal schon Achszähler besitzt und dass bei Fahrten von Zwotental zur Awanst jedoch nur auf Befehl bzw. Ersatzsignal ausgefahren werden darf, nicht auf Hauptsignal. Ist das nur in diesem konkreten Fall so (z.B. wegen der Grenze zwischen verschiedenen Stellwerksbauformen, wegen der vorhandenen älteren Bauform des Streckenblocks, der sonstigen vorhandenen technischen Ausstattung ...) oder ist das wirklich generell so bei eingleisigen Strecken? Ich frage deshalb, weil ich in der Literatur über ESTW mal gelesen hatte, daß Fahrten zur Awanst auf Hauptsignal erfolgen dürfen. Daß dies nur für zweigleisige Strecken gilt, war dort nicht eindeutig vermerkt.
Nochmals danke.
Mit freundlichen Grüßen Andreas M.
Bei ESTW-Zentralblock ist deine Aussage richtig, egal ob ein- oder zweigleisig. Im vorliegenden Fall ist allerdings Relaisblock vorhanden. Bei Relaisblock (genauso wie bei Felderblock) ist eine Bedienung von Awanst nur als Sperrfahrt möglich, die Ausfahrt erfolgt i.d.R. auf besonderen Auftrag. (auch hier gilt: egal ob ein- oder zweigleisig) Auf Hauptsignal kann und darf eine Sperrfahrt nur ausfahren, wenn a) kein Streckenblock vorhanden ist oder b) die Sperrfahrt bis zur nächsten Zugmeldestelle durchfährt.
Bei das bei Selbstblock und ("Relaisstellwerks-")Zentralblock ist, weiß ich nicht.
Der Achszähler hat die Funktion, dass die Strecke (also konkret der Blockabschnittsmelder) wieder als frei angezeigt wird, wenn der Zug vollständig in der Awanst ist. Bei Felderblock, wo es keine Streckengleisfreimeldung gibt, benötigt die Awanst logischerweise auch keinen Achszähler. Dieser Achszähler hat m.W. nichts mit dem Einschließen in der Awanst zu tun.
Da ich selbst noch nie mit einer Awanst im Relaisblock zu tun hatte, kann ich nur Infos theoretischer Natur geben.
Seit der Grenzschließung durch die Tschechischen Behörden wegen der Corona Pandemie verkehrt die Vogtlandbahn auf der RB 1 nur noch bis Zwotenthal . Von und nach Klingenthal besteht ab dort Schienenersatz . Eigentlich nachvollziehbar weil ja in Zwotenthal bei jeder Fahrt das Personal gewechselt wird ,bis dort hin fährt Tschechisches Personal von GW Train. Jetzt jedoch fährt ein Bus eines Zwickauer Unternehmens dort Schienenersatz. Ich frage mich ob das wohl billiger ist als ein Lokführer der auf der Strecke pendelt .
Man braucht ein Fahrzeug mehr und ein Lokführer mehr. So endet der Zug in Zwotental und fährt zurück und spart sich 1 Fahrzeug und 1 TF. Zumal es betrieblich ja garnicht anders geht.
Zitat von Holger Drosdeck im Beitrag #23... gibt es eine solche manuelle Eingriffsmöglichkeit in die "Denkweise" dieses ansonsten "dummen" automatischen Streckenblocks für Sondersituationen etwa NICHT?
Falls es das allen Ernstes NICHT gibt und diese Technik dies für Sondersituationen nicht vorsieht und nicht kann, so ist dies genauso zu bewerten, als würden Autohersteller zukünftig selbst fahrende Autos bauen, die KEINE manuelle Eingriffsmöglichkeit für den Fahrer mehr bieten. Oder als gäbe es Flugzeuge, bei denen sich NICHT mehr der Autopilot ausschalten und auf manuelles Steuern umschalten ließe.
Naja, beim Flugzeug hatten wir das ja tatsächlich erst vor kurzem so ähnlich (Stichwort 737 Max).
Bei der Eisenbahn sind manuelle Eingriffe jedoch erfahrungsgemäß mit hohen Risiken verbunden, weil die Lage der Dinge in komplexen Stress-Situationen - oder auch aus der gewohnten Routine heraus mit entsprechender Nachlässigkeit gegenüber der Erkennung von Abweichungen - eben häufig falsch eingeschätzt wird. Deswegen muß aus meiner Sicht eher das Ziel sein, die Technik für die Regelbedienung so verlässlich zu machen, daß manuelle Eingriffe gar nicht notwendig sind. Im vorliegenden Fall hätte das halt m.E. geheißen, Klingenthal als Bahnhof zu belassen und als solchen in das ESTW Falkenstein mit einzubinden. Aber Kosten und Nutzen ...
Off Topic: Dem Konzept der ESTW generell stehe ich allerdings sehr kritisch gegenüber. Wenn für nur wenige Stelleinheiten betreffende Softwareänderungen oder für rein lokale Umbauten komplette große Stellbereiche lahmgelegt werden müssen, dann hat man konzeptionell etwas falschgemacht. Das Ziel bei der Entwicklung der ESTW hätte sein müssen, daß man konsequent die Spurplantechnik eines DrS60/DrL60 bzw. des entsprechenden DR-Typs auf die Rechentechnik überträgt. Also ein streng modularer und nur am Spurplan orientierter Aufbau der Hardware+Software mit separater Testbarkeit der Einzelmodule und soweit standardisierten und im voraus getesteten Schnittstellen, daß ein Umbau für Teilbereiche unter laufendem Betrieb möglich ist. Ich behaupte, daß das aus heutiger Sicht, z.B. basierend auf modularer Microcontroller-Technik, technisch möglich gewesen wäre. Ansätze gab es ja auch international. Allerdings ist man m.E. hierzulande damals etwas zu früh mit den ESTW gestartet, als die modulare Mikro-Rechentechnik (zumal für die hier notwendigen Sicherheitsanforderungen) noch nicht so weit entwickelt war, und hat das konsequente und bewährte Spurplanprinzip der moderneren Relaisstellwerke daher leider leichtfertig geopfert, um mit wenigen großen Zentralrechnern arbeiten zu können. Soweit meine halblaienhafte Meinung dazu.
Mal schauen, ob die künftigen DSTW in dieser Hinsicht besser sind. Da habe ich noch kaum Infos dazu. Solange man da aber nur die Ansteuerung der Außenanlagen ändert (Busanbindung statt Einzelverkabelung) wird sich da noch nichts verbessern.
Off Topic: […] und hat das konsequente und bewährte Spurplanprinzip der moderneren Relaisstellwerke daher leider leichtfertig geopfert, um mit wenigen großen Zentralrechnern arbeiten zu können.
Mal schauen, ob die künftigen DSTW in dieser Hinsicht besser sind. Da habe ich noch kaum Infos dazu. Solange man da aber nur die Ansteuerung der Außenanlagen ändert (Busanbindung statt Einzelverkabelung) wird sich da noch nichts verbessern.
DSTW bestehen nach meinem Kenntnisstand aus Bedienbezirken (vergleichbar mit den heutigen Steuerbezirken in den BZen, also weit größere Bereiche als hier nur das ESTW Falkenstein). Inwiefern das Konzept aus UZ / (D)ESTW-A beibehalten wird, ist mir leider nicht bekannt. Das "Blöde" bei Softwarewechseln in der BZ ist ja, dass meist der ganze Steuerbezirk (für wenige Stunden), und nicht nur die betroffene UZ (meist etwas längere Sperrung als der Steuerbezirk) neu gestartet werden muss. (Bsp: dann reicht die Sperrung von Tharandt bis Hof und Altenburg statt "nur" von Tharandt bis Wüstenbrand oder von Altenburg bis Reichenbach)
Inwiefern die Philosophie von ESTW-R diesbezüglich besser ist, kann vielleicht jemand anderes besser abschätzen.
Eisenbahnforum Vogtland
»
Betriebsalltag einst und jetzt
»
Allgemeines rund um die Bahn
»
Tschechien mach die Grenzen dicht.
17.03.2020 20:21 (zuletzt bearbeitet: 17.03.2020 20:22)
Thema drucken
Antworten
Private Nachrichten
Logout
