dieser Beitrag handelt von den Baureihen 202, 204 und 297 in orientroter Farbgebung. In der BRD hielt die Lackierung des Lokkastens in orientrot mit lichtgrauen Kontrastflächen (Kurzform: rw für rot/weiß) bereits in den 1980er-Jahren Einzug und löste die Farbgebungen ozeanblau/beige bzw. purpurrot/beige ab. Die beiden 1991 in Viechtach für die Deutsche Reichsbahn hauptuntersuchten 119 078 und 119 087 waren Vorboten dafür, dass sich die DR künftig an den Farbschemata der Deutschen Bundesbahn - im wahrsten Sinne des Wortes - orientieren würde. Jedoch, abgesehen von der 1990 ausgelieferten Ellok-BR 212.0 und der BR 155 (ab 1992) wurden viele DR-Baureihen bei Hauptuntersuchungen teilweise noch bis 1996 - und damit zwei Jahre nach Gründung der DB AG - in klassischen DR-Outfits lackiert. Beispielsweise die BR 344-347 in orange (or), die BR 219 (abgesehen von den beiden genannten Ausnahmen mit Latz und elf Stück im 229-Design) in rot/beige (rt) und die V 100-BR 202, 204 in bordeauxrot.
Dem Zeitgeist folgend, waren im Katalog 1990/1991 des VEB Berliner TT-Bahnen (BTTB) dennoch folgende Produkte gelistet:
Die Reichsbahn-110 wurde als BR 211 in ozeanblau und als BR 212 in orientrot angeboten. Da zwischen den V 100 der beiden deutschen Staaten doch wesentlich mehr Unterschiede als nur die Farbgebung bestehen, konnten viele Modellbahner über dieses Angebot wohl bestenfalls müde lächeln. Doch im Nachhinein betrachtet, war zumindest das Modell 02547 geradezu prophetisch:
Im November 1996 erstrahlte mit 202 535 die erste Ost-V 100 im Bundesbahnfarbschema und ähnelte dem TT-Modell stark:
202 535 war die erste V 100 aus LEW-Produktion im rw-Farbschema der DB / DB AG. Am 19. Februar 2001 war sie im Bahnhof Sebnitz mit einer Regionalbahn auf dem Weg von Bad Schandau nach Bautzen.
Insgesamt fielden bei HUs für die DB AG 15 weitere 202 in den orientroten Farbtopf, das waren folgende Ordnungsnummern: 280, 384, 385, 454, 484, 525, 527, 543, 581, 674, 687, 726, 746, 781 und 885. Gemessen an der hohen Stückzahl dieser Baureihe sehr wenig. Das liegt zum einen daran, dass sehr spät mit der Umlackierung begonnen wurde, als der Stern der Baureihe bereits im Sinkflug war und zum anderen 1997 bereits das neue verkehrsrote Farbschema mit lichtgrauem Frontbalken eingeführt worden ist. Auch diese Farbvariante erhielten noch einige 202 und 204. 204 sogar deutlich mehr, denn orientrot waren bei der BR 204 lediglich 664 und 789 gewesen.
Und wie viele 298 waren orientrot? Keine! Doch, zumindest ein paar Tage hatte 298 335 im Werk Stendal bei der HU im August 1997 die markante Farbaufteilung an den Vorbauten erhalten. Zunächst sollten die mit Funkfernsteuerung ausgerüsteten 298 die Baureihenbezeichnung 297 erhalten, deshalb trug 298 335 kurzzeitig diese Bezeichnung. Letztlich behielt man aber die Bezeichnung 298 bei. Foto von 297 335 auf v100-online.de
Insgesamt selten - in Chemnitz ganz rar
Beim Bh Chemnitz waren nur wenige orientrote 202 beheimatet und darunter auch noch zwei Pechvögel. Die 202 687 war im November 1997 in Freiberg verunfallt und schied nur neun Monate nach der HU für immer aus dem aktiven Dienst aus (zerlegt 1999). Ein ähnliches Schicksal traf 202 581: Auch sie war kein Jahr in orientrot im Einsatz und schied 1998 aus. Ihr bekanntester Auftritt war die Teilnahme an der Jubiläumsveranstaltung "100 Jahre Fichtelbergbahn" in Cranzahl. 202 781 kam ein halbes Jahr nach ihrer HU im Dezember 1997 vom Bh Reichenbach (Vogtl) nach Chemnitz. Hier blieb sie zunächst bis November 1999. Es folgten Beheimatungen in Dresden und Görlitz.
202 885 wechselte im Januar 2000 vom Bh Rostock nach Chemnitz, wo sie ein knappes Jahr blieb. Am 23. August 2000 bespannte sie die aus einem By bestehende Regionalbahn nach Stollberg (Sachs), aufgenommen im Bf St. Egidien.
Görlitz wurde zum Auslauf-Bh für die 202 von DB Regio. Im September 2001 endeten die Einsätze. Mitte 2002 holte DB Erzgebirgsbahn drei 202 aus Görlitz nach Chemnitz-Hilbersdorf. Darunter waren die beiden orientroten 202 781 und 202 885. Das Foto entstand am 21. Juni 2002 im Sächsischen Eisenbahnmuseum. 202 781 stand bis zum Ablauf ihrer Fristen im März 2005 für die Erzgebirgsbahn im Einsatz. 202 885 blieb für viele Jahre "kalt" im SEM.
Nach dem Ausscheiden von 202 781 im März 2005 war für gut zehn Jahre keine orientrote 202 aktiv. Die Regio Infra Service änderte dies zum Jahresende 2015. Die frisch von Uwe Adam übernommene und revisionierte 202 743 erhielt das rw-Schema. (Diese Maschine war bis 2000 eine der wenige verkehrsroten 202 des Bh Chemnitz.) Am 3. Juli 2018 war 202 781 im Holzverkehr zwischen Bienenmühle und Freiberg unterwegs, Einfahrt Mulda. Im Dezember 2023 hatte die Lok Fristablauf und die RISS kein Interesse an einer erneuten HU. Laut revisionsdaten ist Redler-Service der aktuelle Eigentümer.
2022 folgte mit 202 520 der SKL Schienen Komplex Logistik Magdeburg GmbH & Co. KG eine weitere V 100, die das Retro-Farbkleid trägt. Auch diese Lok trug unter DB-Regie zuletzt das verkehrsrote Design.
Ende 2021 übernahm die IntEgro 202 885 und erlöste sie aus ihrem Dornröschenschlaf. Seit kurzem steht sie wieder im Einsatz:
Am 23. April 2024 war 202 885 im Flöhatal unterwegs und schreibt die Geschichte einer einst unbeliebten Lackierungsvariante fort, die 1990 mit einem TT-Modell begann.
Zitat von MBC im Beitrag #1Beim Bh Chemnitz waren nur wenige orientrote 202 beheimatet und darunter auch noch zwei Pechvögel.Die 202 687 war im November 1997 in Freiberg verunfallt und schied nur neun Monate nach der HU für immer aus dem aktiven Dienst aus (zerlegt 1999)
Sehr interessant. Die 202 687 zog am 31. Mai 1997 den letzten Zug von Langenau nach Brand-Erbisdorf.
Beim Bh Chemnitz waren nur wenige orientrote 202 beheimatet und darunter auch noch zwei Pechvögel. Die 202 687 war im November 1997 in Freiberg verunfallt und schied nur neun Monate nach der HU für immer aus dem aktiven Dienst aus (zerlegt 1999).
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Am Abend des 25.11.1997 fuhr 202 687-0 mit der RB 8458 von Holzhau kommend bei der Einfahrt in den Bf. Freiberg in Höhe Stw 3, auf den im Profil stehenden HIOB (ORT) 711 003-4 der Fahrleitungsmeisterei Chemnitz (versetzt) frontal auf. Der Tf fuhr mit dem 711 aus Gleis 9 ohne Auftrag am Ra 11a vorbei. Am 05.12.1997 wurde die Unfalllok von Freiberg nach Chemnitz überführt.
Am 23. April 2024 war 202 885 im Flöhatal unterwegs und schreibt die Geschichte einer einst unbeliebten Lackierungsvariante fort, die 1990 mit einem TT-Modell begann.
MfG MBC
Also so unbeliebt war und ist diese Lackierungsvariante bei mir eigentlich nicht und so hab ich am 4. März 2000 in Rochlitz auch gerne dieses.....
.... Bild der mit einer RB nach Chemnitz Hbf wartenden 202 885 gefertigt, nachdem vorher die wegen einer defekten Weiche recht umständliche Prozedur des Umsetzens gefilmt wurde. Schön, dass die Lok erhalten geblieben und wieder in diesem Farbschema unterwegs ist. Über das Erscheinungbild der Rochlitzer Bahnanlagen vierundzwanzig Jahre später breiten wir den Mantel des Schweigens....
Hatte ich glaub schon mal als sw-Scan gezeigt, aber da in sechs Wochen alle meine vor Dezember 2023 im Forum gemachten Beiträge bilderlos sein werden, häng ich es hier nochmal mit ran.
Gruß
Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht, ich kann nicht mehr die Augen schließen und meine heißen Tränen fließen.