Die Hetzdorfer Brücke wurde 1868 gebaut und besteht aus Granit , Gneis und Pirnaer Sandstein . Züge der Deutschen Bahn AG hatten das monumentale Bauwerk nie befahren . Die Langsamfahrstelle 10 Km/h war damals jeden gut bekannt . 1989 verhinderte hier die VP , daß am Bahndamm ausharrende DDR-Bürger auf die Botschaftszüge aufspringen . Das Foto hatte ich an einen Morgen im November 1989 von der Hetzdorfer Bastei aus aufgenommen . Im Tal war noch Raureif . Die Sonne reichte noch nicht bis runter zum Talgrund .
"Schönes Bildchen. Verrätst Du was zur Aufnahmetechnik? ORWO NP ? ... ich mag schwarz-weiss Bilder. Gruß Ulli " ------> Aufnahmetechnik : An Hetzdorfer Brücke entstanden mit Exa 1C auf ORWO-NP 20 . Das war finanziell erschwinglich. Die Farbfilme dagegen waren in der DDR zum Haareraufen . Da ging fast immer etwas schief . Auch waren die Entwicklungskosten hoch . Ich dachte anfangs immer daß das Labor immer nur meine Filme verpfuscht beim Entwickeln . Doch dann traf ich Fotografen denen es ganz genauso passiert war . Also lags am ORWO-Farbfilm . Ganz egal welchen man genommen hatte . Man schwankte ständig hin und her ob man mit Farbe riskieren sollte oder nicht . Wollte man sicher gehen , so hatte man lieber SW NP 20 genommen . Der war solide und man wußte woran man ist . Er hatte gute Kontraste . Bei Nebel und so trüben flauen Wetter war er aber auch nichts . Manche Fotografen sah man mit nebeneinander zwei Fotoapparaten synchron auf Verbindungsschiene montiert für Farbe und SW . Das diente dazu , wenn Farbe nix wird , daß man wenigstens ein Sw-Foto hat .
Beim Aufstieg zum Aussichtspunkt - auf halber Höhe- kam schon ein Güterzug gefahren . Zu Dampflokzeiten wurden auf der Steilrampe nach Oederan stets Güterzüge mit Vorspann gefahren ( habe ich gelesen ) . Hier zu Ellokzeiten sollte vermutlich nur eine Leerfahrt vermieden werden . Die 243er war ja kräftig und eigentlich als Güterzuglok gebaut .
Als die Fotos vom Aussichtspunkt im Kasten waren ging es wieder runter ins Tal . Da kam noch der Personenzug P 5639 ( Plauen-Dresden ) . Er glänzte so schön in der Sonne und hatte noch einen Vorkriegs-Gepäckwagen . Das war 1989 schon ein seltener Anblick hinter der Neubaulok . Die Fahrzeit war auch recht lang ( Plauen ab 7.29 Uhr - Dresden an 11.59 Uhr ) also für 177 Km ganze 4,5 Stunden , obwohl keine langen Unterwegshalte unterwegs waren . Mag sein , daß das Foto ein wenig nach links kippt , aber nur wenig . Der Fahrleitungsmast rechts scheint senkrecht zu stehen . Anders wie die Göltzschtalbrücke die geradeaus verläuft , lag die Hetzdorfer Brücke in einer großen Steigung und gleichzeitig in Kurve . Sicherlich damals 1868 mit der einfachen Technik schwierig zu bauen . Durch die Fliehkräfte bei der Kurvenfahrt ( Seitenkräfte ) und den immer schwerer werdenden Zügen wurde die Brücke instabil .
Danach gings den anderen Talhang hoch auf die Brücke . Bei der Frontalaufnahme vom Güterzug Richtung Zwickau sieht man gut wie die Brücke in Kurve verläuft . Foto entstand mit 50mm-Normalobjektiev . Die Kurve war wirklich so eng .
Danach ging es noch die 2 Km rüber zur Neubaustrecke . An einer Ersatzbrücke wurde schon gearbeitet . Die lag in der Geraden aber auch in Steigung ( Rampe Oederan ) . Durch die Neubaustrecke umging man auch den wandernden Berg bei Falkenau . Das war eine Gesteisschicht die sich immer verschoben hat . Dadurch rutschte der Hang ab und bei Falkenau waren immer die Gleise verschoben ( um einige Zentimeter Gleisverwerfung ). Mußte ständig gerichtet werden . Diese Problemstelle fiel durch die Neubaustrecke weg .
Die zweite Ersatzbrücke weiter südlich war noch nicht so weit . Hier hatten erst die Fundamentgründungen begonnen . Dazu wurden Spundwände aus Stahl in den Boden gerammt . Beim Ausschachten mußte ständig ausgepumpt werden , da wegen Flußnähe die Baugruben immerwieder absoffen . Rechts dahinter eine Einhausung ( prov. Schutzdach vor Frost und Schnee ) zum sorgfältigen Betonieren . Links eine Interimsbrücke über die Flöha für die Baufahrzeuge . Diese wurde nach Bauende wieder abgebaut . Hinten am Hang sieht man die Baracken für die Bauarbeiter ( Kantine , Umkleideräume , Duschen ) . Im Vordergrund ( im Schatten ) verläuft das Gleis der Bahnstrecke Flöha-Neuhausen .
eine 243 allein mit einem schweren Dg die Oederaner Rampe hinauf? Die Steigung ist glaube ich 1:50, und das über etliche Kilometer. Die Leistung der Lok war ja ganz gut, jedoch mit ihren knapp über 80 t gibt es da Grenzen hinsichtlich übertragbarer Zugkraft. Ich kenne die Lasten nicht, aber es dürften deutlich unter 1000 Tonnen sein. Da hatte die 250-er schon ihre Berechtigung. Ein ausgelasteter Zug war aber auch allein mit der 250 nicht zu schaffen. Kurz hinter dem Viadukt mit seiner 10-er La dürfte es in der Fahrleitung straff "gezischt" haben, wenn beide Lokführer aufgeschaltet haben.
eine 243 allein mit einem schweren Dg die Oederaner Rampe hinauf? Die Steigung ist glaube ich 1:50, und das über etliche Kilometer. Die Leistung der Lok war ja ganz gut, jedoch mit ihren knapp über 80 t gibt es da Grenzen hinsichtlich übertragbarer Zugkraft. Ich kenne die Lasten nicht, aber es dürften deutlich unter 1000 Tonnen sein. ...
Gruß Jürgen
Hallo
Zur Ergänzung die Grenzlasten zwischen Flöha und Oederan:
Hallo zusammen, auch ich habe im Sommer 1985 einmal einen Blick ins Flöhatal riskiert. Aber ich hatte mehr den Bahnhof Hetzdorf und vor allem die Chemnitzer 118 im Visier.
Durch die La-Stelle von 10 km/h über die Brücke konnte man gut aus dem Zug fotografieren, zumal sich damals die Fenster noch richtig öffnen ließen. Der Bahnhof wirkte immer wie eine Modellbahnanlage. Gruß Harald
Hallo Harald . Ein sehr schönes Zeitdokument zeigst Du uns . Links der Containerzug ist ein abgestellter Rückstauzug vom überlasteten Rangierbahnhof Hilbersdorf . Die Rückstauzüge standen mitunter mehrere Tage und in Hetzdorf stand fast immer einer . Als auch das nicht mehr ausreichte , übernahm der Bahnhof Pockau-Lengefeld aushilfsweise Zugbildungsaufgaben für Hilbersdorf . Und heute ? Heute ist sogar der riesige Güterbahnhof Hilbersdorf ( der früher überlastet war ! ) verschwunden . Wird einfach nicht mehr benötigt , da Güterverkehr drastisch zurückging . Ja , die Eisenbahnepoche auf Deinen Foto ist mit der heutigen nicht vergleichbar . Da liegen Welten dazwichen !