ich habe mal den trüben Feiertag genutzt, um ein wenig in den Bildern eines Montréal-Trips aus dem Jahre 2004 zu wühlen. Ein Kommilitone von mir war für ein Auslandssemester nach Montreal gegangen. Kurz bevor er weg ist, habe ich ganz frech gemeint, daß ich dann wüßte wo ich meinen Weihnachtsurlaub verbringe. Er hatte keine Einwände und so ging es Ende Dezember für zwei Wochen ab nach Kanada (minus 15 Grad und jede Menge Schnee - so muß Weihnachten sein).
Métro de Montréal Das Netz der Métro von Montréal verläuft komplett unter der Erde und besteht auf 4 Linien. Die Fahrzeuge fahren (wie auch einige Linien Pariser Metro) auf Gummireifen. Ein Zug der grünen Linie:
Der Fahrzeugprak besteht aus zwei Baureihen, die eine aus den 60er (MR-63), die andere aus den 70er Jahren (MR-73). Die MR-63 sollen ab 2014 durch neuen Züge der Baureihe MPM-10 ersetzt werden. Das Verfahren zur Auftragsvergabe zog sich über mehrere Jahre hin, weil Bombardier und Alstom sich um den Auftrag gestritten und die Gerichte beschäftigt haben. Am Ende erhielt ein Konsortium aus Bombardier und Alstom den Zuschlag.
Jede Station hat ihre ganz eigene Architektur. Ein Blick in die Station Peel an der grünen Linie
Mont Royal Der Mont Royal bietet eine schöne Aussicht auf die Stadt. Hier der Blick in Richtung Olympiastadion
Und ein paar Ausblick in Richtung Downtown
Neben den olympischen Spielen fand in Montreal auch eine Weltausstellung statt. Darin erinnern Bauten wie der frühere amerikanische Pavillion:
Downtown Underground Unterirdisch unter der Innenstadt findet sich eine riesige Shoppingmal RESO. Anhand des Plans mit der Metro lassen sich die Dimensionen erahnen:
Da es kurz vor Weihnachten war, war alles herrlich bunt und kitschig geschmückt. Auch hat jede Ecke ihren eigenen Stil. Obs gefällt, ist Geschmackssache.
Mit dem Zug nach Ottawa Weil der Trip nur 2 Stunden war, haben wir uns einen Ausflug mit dem Zug in die kanadische Hauptstadt Ottawa gegönnt. Zwischen Montreal und Ottawa verkehrten damals 5 Zugpaare: zwei morgens und drei am Spätnachmittag. Ohne Taktung und mit Lücken von z.T. mehreren Stunden zwischen den Zügen. Betreiber ist die staatlich Bahngesellschaft Via Rail. Hinter dem Ticketschalter gab es eine Karte des Liniennetzes vin Via Rail:
Auf der Anzeigetafel am Bahnhof waren "Boardingzeiten" angegeben, wie auf dem Flughafen.
Es war etwas chaotisch auf dem Bahnhof: es war der 29.12. und ca. 30Min später sollte der Amtrak Adirondack nach New York starten. Das Boarding für diesen Zug hatte bereits begonnen, weil die Fahrgastschlangeeinmal durch den Bahnhof reichte. Außerdem ging das Boarding dort sehr langsam, weil jeder Fahrgast u.a. seinen Ausweis zur Kontrolle bereithalten mußte. Ich vermute mal, damit es später an der Grenze zu den USA keine Überraschungen wegen fehlender und/oder unvollständiger Papiere gibt.
Dadurch verzögerte ich das Boarding für unseren Zeug. Vor Beginn der Boardingzeit war kein Zugang zum Bahnsteig möglich: An der Treppe zum Gleis war ein verschlossenes Tor.
Irgendwann hat dann ein Mitarbeiter das Tor zum Bahnsteig geöffnet und sich von jedem der zum Zug wollte, die Fahrkarte zeigen lassen. Die Tickets hatten die Form von Flugtickets und eine Art Deckblatt. Auf dem Deckblatt standen Zugnummer, Wagen und Sitzplatz der Reservierung. Er war mit einem dicken Filzstift "bewaffnet" und hat bei allen Leuten, bei denen Zugnummer etc. nicht auf der Deckblatt standen, diese Daten vom Ticket auf das Deckblatt übertragen. Dann durten wir runter zum Zug.
Der Bahnsteig im Bahnhof Montréal erwies sich als sehr düster, weil er sich am Beginn den Mont-Royal-Tunnels unter dem Bahnhofsgebäude befindet.
Endlich im Zug gab es vor der Fahrt eine Sicherheitsbelehrung wie im Flugzeug, was im Falle eine Unfalls zu tun ist, wo z.B. die Nothämmer für die Fenster sind, das man von den Gleisen weg fliehen soll u.v.a.m. In den Sitztaschen fanden sich auch nochmal die Notfallhinweise in schriftlicher Form mit Bildern, wo z.B. in welchen Wagentyp die Notausgänge sind. Sogar das mit dem von den Gleisen weg flüchten war nochmal bebildert dargestellt.
War man in der glücklichen Lage an einem Fenster zu sitzen, an dem ein Nothammer hängt, bekam man nochmal eine Extra-Belehrung der Art: "Im Notfall Hammer nehmen und Scheibe einschlagen". Die Durchführung dieser "Extrabelehrung" wurde durch ein Post-It, das über den Sitz geklebt wurde, dokumentiert. Natürlich war die ganze Show zweisprachig: Erst Französisch, dann Englisch.
Die Fahrt an sich verlief ruhig. Lustig waren die Zwischenhalte in dem "Metropolen" Casselmann und Alexandria. Nach allem, was man so vom Zug aus sehen konnte, schienen die Orte übertrieben gesagt, nicht mehr zu sein, als zwei Häuser und eine Scheune. An den Halten war nicht einmal der Schnee auf den Bahnsteigen komplett geräumt. Je nachdem, wo man aus dem Zug stieg, stand man in 50cm Schnee.
Ansonsten war die Fahrt nicht spektakulär. Die 30 Minuten Verspätung, mit denen wir in Montreal los sind, haben wir bis Ottawa gehalten. Die Sitze erinnerten auch irgendwie an Flugzeuge und waren einigermaßen bequem.
Gezogen wurde unser Zug von ein Lok der Baureihe P42DC. Hier Bilder kurz nach der Ankunft in Ottawa:
Ottawa bietet an Sehenswürdigkeiten vor allem öffentlich Bauten, wie das Parlament. Als wir da waren, war gerade Tag der offenen Tür, sodaß wir den Parlamentssaal besichtigen konnten. Außerdem gaben Führer fleißig Auskunft darüber, wie das Parlament und die Regierung von Kanada funktionieren.
Im Rahmen des jährlichen Events Christmas Lights Across Canada war alle Lichterketten geschmückt, was nicht weglaufen konnte. Sie wie diese Bäume:
Bei der Rückfahrt nach Montreal am nächsten Tag verlief das Boarding wesentlich entspannter. In Ottawa haben die wesentlich weniger Aufstand gemacht. Aber auch hier konnten wir erst ca. 10 Minuten vor Abfahrt einsteigen, obwohl der Zug schon eine ganze Weile draußen vor dem Fenster stand.
Die Abfahrtstafel in Ottawa war auch eher übersichtlich:
Lustig wurde es, als wir nach ca. 15 Minuten Fahrt auf ein Ausweichgleis geleitet wurden und die Durchsage kam, das wir ca. 10 Minuten dort stehen würden, um den Gegenzug passieren zu lassen. O-Ton der Zugbegleiters: "This is normal procedure. Happens every evening".
Ein ähnlich Durchsage kam, kurz bevor wir Montréal erreichten, als uns der Zugbegleiter darauf hinwies, daß bei der Einfahrt in den Bahnhof das Licht im Zug ausgehen würde: "This is normal procedure. Please remain seated until the light is back on. Thank you."
Trivia Zum Schluß noch ein paar Kuriositäten. Paketversand gefällig? Kein Problem, man wähle aus den Versandboxen den Versender des Vertrauens aus:
Die Kanadier sind wenig prüde drauf als die Amis, daher finden sich Sexshop, die mit einem Augenzinkern werben:
Die Eichhörnchen am Mont Royal waren eine echte Plage, sobald sie gerochen haben, das man was Essbares dabei hatte, ließen sie einen nicht mehr in Ruhe. Aber süß waren sie trotzdem:
Damit genug Urlaubsnostalgie aus vergangenen Zeiten. Ich hoffe der Beitrag hat gefallen.