nachdem ich 2017 den Osten Kanadas im Winter erkundet hatte (Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5), stand mir dieses Mal der Sinn nach Indian Summer/Été indien. Darum ging es Ende September in Richtung Montréal und es standen Abstecher u.a nach Ottawa, Québec City und rural Québec auf dem Plan. Montréal war so ein bißchen der Dreh- und Angelpunkt, sodaß ich dort insgesamt drei Mal Station gemacht habe. Da ich die ganze Tour mit Bahn und Bus gemacht habe, ist wieder ein wenig (hüstel) Eisenbahnbeifang abgefallen.
Die von meinem Hotel nächste Métrostation war Lucien-L’Allier und der Weg dahin führte durch den gleichnamigen Bahnhof der Exo-Vorortzüge. Daher habe ich sowas oft zu sehen bekommen
Parc Jean Drapeau und Pont Victoria
In der Metro kommen nur noch zwei von ehemals drei Fahrzeugtypen zum Einsatz. Die MR-63 sind ausgemustert und es fahren nur noch die MR-73 und die neuen Azurzüge. Die Linie Orange ist komplett in der Hand von Azur (hier Station Bonaventure)
Auf der grünen Linie gibt es Mischbetrieb aus Azur und MR-73. Ein 73er in Saint-Laurent
Auf der blauen und die gelben Linie verkehren nur MR-73. Mit der gelben Linie kommt man zum Parc Jean Drapeau, der sich auf zwei im Lorenzstrom liegende Inseln (île Sainte-Hélène und île Notre-Dame) erstreckt. Ein MR-73 der gelben Line von innen: Dekor "rustikaler Plastikcharm" (wobei das in den Azur nicht viel besser ist - das blau ist ein wenig heller :-))
Vorbei am Weltaustellungsrelikt
geht es ins Grüne
Am dem Weg ein Blick auf die Rennstrecke Circuit Gilles-Villeneuve
Immer wieder toll: Der Blick übers Wasser auf die Skyline (im Hintergrund erhebt sich der Mont Royal, dem die Stadt ihren Namen verdankt)
Im futuristischen Casinobau hätte ich meine Urlaubskasse verjubeln können
Am südlichen Ende der île Notre-Dame liegt die Pont Victoria: Eine Eisenbahn- und Straßenbrücke (Bahn in der Mitte, Autospuren rechts und links außen). Der Bahnteil hat auf einer Seite einen Abzweig (der Buckel führt die Fahrbahn für die Autos über den Abzweig):
An der Überquerung des Saint Lawrence Seaway hat die Brücke Hubelemente um die Durchfahrtshöhe für die Schiffe zu erhöhen. Der Lorenzstrom und der Lawrence Seaway sind wichtige Wasserstraße in Nordamerika und verbinden die großen Seens mit dem Atlantik (kurz bevor ich zurückgeflogen bin, sind Schleusenbediener und -wartungspersonal in einen Streik getreten. Da stand die Wirtschaft gleich bei der Regierung in Ottawa auf der Matte, weil man um die Lieferketten fürchtet).
Ein Güterzug der Canadian National (CN) in Richtung Montréal
Mitten im Zug läuft eine weitere Lokomotive mit
Ein Zug in die Gegenrichtung kam gleich mit zwei Loks an der Spitze
Doppelstock mal anders
Als ich gerade gehen wollte, kündigte sich noch ein Zug an: Der tägliche Amtrak Adirondack von Montréal nach NYC
REM
Mit dem Réseau express métropolitain (REM) gibt es seit diesem Jahr eine Ergänzung im Nahverkehr von Montréal. Die erste Linie ist in Betrieb und verbindet den Gare Centrale mit Brossard auf der anderen Seite des Lorenzstrom. Weitere Linien sind im Bau, so soll bspw. der Flughafen angebunden werden. Der REM wird dazu den bestehenden Eisenbahntunnel unter dem Mont Royal benutzen. Die REM-Züge verkehren voll automatisch.
Noch ist das Netz übersichtlich, aber die zukünftigen Endpunkte werden zumindest schonmal genannt
Bahnsteigtüren schirmen das Gleis ab
Vom Gare Centrale geht es erst parallel zur "großen" Eisenbahn
Dann eine Rampe hinauf und aufgeständert weiter. Kann man vom Bassin Peel am Canal Lachine schön sehen
Das braune ist die Brücke für Exo und Via Züge
Kleiner Via Rail Rollmaterial Exkurs: Die Via Lok zieht sogenannte Renaissance Wagen hinter sich her: Das sind die Wagen, die mal für (Nacht-)Züge durch den Eurotunnel gebaut werden, aber nie in Betrieb gingen. Via hat die ganze Flotte vor Jahren günstig erwerben können, weil die beim Hersteller nur vor sich hin gamellten. Via konnte so den Fuhrpark verjüngen und erweitern. Es nähert sich aber das Ende der Züge: Der kanadische Winter hat seinen Tribut gefordert und den Wagen wohl ordentlich zugesetzt.
Primär setzt Via die Renaissance (Schlaf)Wagen für den Nachtzug Ocean nach Halifax ein. Es gibt aber auch Umläufe von Sitzwagenzügen im sogenannten Korridorverkehr (damit umschreibt Via die Intercityverbindungen im Quebec-Windsor-Korridor, der sich von Quebec City über Montreal und Toronto nach Windsor erstreckt). Ich bin dieses Mal zweimal mit einer Renaissance Sitzwagengarnitur gefahren. Da die Dinger wenig Stauraum für Gepäck haben, muß man bei den Zügen große Koffer aufgeben (darauf komme ich bestimmt wann anders nochmal zurück).
Zurück zum REM: In einem großen Bogen geht es vorbei an den Betriebshöfen von Exo
und Via Rail (die gelbe Garnitur ganz hinten ist einer der neuen Siemenszüge die Via gekauft hat)
Blick aus dem REM auf die Skyline
Später verläuft die Linie in der Mitte eine Autobahn
Zugbegegnungen
Diesmal kurz vor dem Gare Central - rechts sieht man die Signale der Bahnstrecke
Ich war mal mittendrin an der Du Quartier ausgestiegen, um sie mir genauer anzuschauen
Innen alles schön hell
Ein Monitor informiert über die Wartezeit auf den nächsten Zug
In Deutschland normal, in Nordamerika aber eher selten: Tickets gelten in Bus, Metro, REM und den Züge von Exo. Mit einem Tagesticket der Zonen A-B konnte ich mit dem REM nach Brossard und der Metro nach Longeuil und Laval fahren.
Ein Zug mal aus der Nähe
Innenansicht
Linieninfos gibt es elektronisch und ganz klassisch analog
Einbiegen Richtung Endstation Brossard (dort befand sich auch ein riesiger Parkplatz)
Das solls zum REM gewesen. Das hatte ich direkt am ersten Tag nach der Ankunft angeschaut. Auch wenn der Tag bis dahin hauptsächlich aus warten (bei der Kofferabgabe, am Gate, bei der Einreise, am Kofferband, am Ticketautomaten für den Flughafenbus) und 8 Stunden im Flieger rumsitzen bestand, war ich doch irgendwie erledigt und wollte nichts großes mehr anstellen. Und da der Gare Central eine Metrostation oder 10 Minuten Fußweg vom Hotel weg war, bot sich der REM förmlich an. Beim Montréaler Flughafenbus muß ich immer Grinsen: Die Linie heißt B474 :-)
Dies und das
Ein Besuch bei des Kanadiers liebsten Hobbys mußte sein: (Eis)Hockey. Ich war bei einem NHL Preseason Game zwischen den Montréal Canadiens und den Toronto Maple Leafs. Nochmal schön das Eis glatt machen und dann geht es los
Ein Muß beim Besuch in Montreal: Das Pastrami Sandwich von Schwartz Delicatessen
Auf dem Weg zum Lachine Canal kam ich unweit des Gare Centrale an diesem Ding vorbei
Sonderlich hübsch finde ich es nicht, aber man kann von oben gut auf den Zugbetrieb schauen. Via Zug mit LRC-Wagen
Und eine der neuen Siemens Garnituren
Ein kleiner Kirchenrundumschlag muß sein: Die Kathedrale in der Altstadt
Die einen Steinwurf vom Bahnhof gelegene Basilika Marie-Reine-du-Monde
und direkt da ums Ecke die St. Georges (der man finde ich direkt ansieht, daß es eine anglikanischen Kirche ist)
An sowas kann ich mich garnicht satt sehen (war irgendwo am Blvd Saint Laurent in der Nähe von Schartz Delicatessen)