Bahn-Urgestein geht in Rente In Waldkirchen, Zschopau und Cranzahl war Hans-Werner Schellenberg Fahrdienstleiter. Seine berufliche Karriere endet in diesen Tagen, seiner Leidenschaft für Züge will er aber treu bleiben.
Zschopau/Cranzahl. Sollte Hans-Werner Schellenberg einmal ein Buch über sein Leben schreiben wollen, ein Titel, der sich anbieten würde, wäre etwa: "Hans-Werner Schellenberg - ein Leben von, mit und für die Eisenbahn". Zeit zum Schreiben hätte der Zschopauer jetzt, schickte er doch als Fahrdienstleiter auf dem Bahnhof Cranzahl am Montag, 18.13 Uhr seinen letzten Zug, ein Personenzug mit einer 99er-Dampflok bespannt, in Richtung Oberwiesenthal auf Strecke und wird demnächst sein Rentnerleben genießen.
"Es war schon ein komisches Gefühl, das letzte Mal die Kelle zu heben. Zumal sich zu meiner Überraschung so viele Leute eingefunden hatten, um mich zu verabschieden", meinte ein gelassen wirkender Schellenberg und ergänzte, dass "wohl erst in 14 Tagen Wehmut aufkommen wird, wenn sich alles gesetzt hat". 46 Jahre und 10 Monate war er bei der Eisenbahn, 44 Jahre davon im Schichtdienst und wiederum 24 Jahre davon in "rollender Woche", so die Berufsbilanz von Hans-Werner Schellenberg.
Eigentlich wollte der Zschopauer Förster werden. Sogar die Anmeldung beim Forstamt hatte er schon "so gut wie in der Tasche", sagt Schellenberg. Sein Onkel jedoch habe ihn für die Modelleisenbahn begeistert. Von der Liebe zu den kleinen Loks wuchs die Begeisterung für die großen Dampfrösser. Von 1967 bis 1969 absolvierte Schellenberg dann eine Lehre zum "Facharbeiter für Betriebs- und Verkehrsdienst der Deutschen Reichsbahn", hängte gleich noch die Rangierlok-Ausbildung ran. Ab dem 1. April 1971 war der seit gestern 64-Jährige als Fahrdienstleiter im Bahnhof Waldkirchen tätig. Mit der Abstufung des Bahnhofs zum Haltepunkt am 22. März 1995 endet Schellenbergs Dienstzeit dort. Für ein Jahr war er anschließend als sogenannter "Springer" zwischen Wolkenstein und Erdmannsdorf auf Achse. Von 1996 an übte er die Funktion des Fahrdienstleiters auf dem Bahnhof Zschopau aus. "Ich bin wohl der Mann fürs 'Licht ausmachen'", meint Schellenberg etwas sarkastisch. Denn auch in der Motorradstadt machte der Bahnhof schlussendlich dicht. Standesgemäß mit einem schwarzen Zylinder absolvierte er am 23. März 2005 dort seine letzte Schicht.
Nach zwei Jahren Fahrdienstleiter in Erdmannsdorf wechselte der begeisterte Modelleisenbahner in gleicher Funktion im Dezember 2007 nach Cranzahl. Während dieser Zeit schob er zudem Dienste in Hetzdorf, Markersbach und Schlettau. Für Schellenberg, der früher mit dem Moped, dem Personen- oder Güterzug zur Arbeit fuhr, ist Eisenbahner ein Traumjob. "Einfach beeindruckend, wie sich die Technik immer weiter entwickelt", sagt der Zschopauer.
In Zukunft will er mehr Zeit mit seiner Frau verbringen. "Nun können wir endlich auch einmal Veranstaltungen am Wochenende besuchen, ich habe ja nunmehr dienstfrei", freut sich der Neurentner. Ganz lassen kann und will Schellenberg von der Eisenbahn jedoch nicht. Aktiv wird er bei den Zschopauer Modelleisenbahnern bleiben, sich bei der Preßnitztalbahn einbringen und bei Veranstaltungen den Leuten das "Wesen der Eisenbahn" erklären.
---------------------------- Ich wünsche Herr Schellenberg einen angenehmen Ruhestand und weiterhin viel Freude mit seinem Hobby Eisenbahn. Meiner Meinung ist er eine Bereicherung für jeden Eisenbahnverein. :-)